Der Sieg gegen den Karlsruher SC hat vor dem Champions-League-Spiel gegen den AC Florenz (Di., 20.30 Uhr im SPOX-TICKER und im Internet TV) beim FC Bayern für etwas Ruhe gesorgt.
Und offensichtlich auch für gute Laune. Die Pressekonferenz am Montag an der Säbener Straße glich einem familiären Kaffeekränzchen, bei dem Luca Toni mit seiner lange vermissten Verwandtschaft zusammengeführt wurde.
Fast jeden Journalisten aus der Heimat begrüßte er mit einem herzhaften "Ciao" und ein paar warmen Worten. Da wollte auch Jürgen Klinsmann nicht nachstehen und eröffnete seinen Part in feinstem italienisch, aber doch etwas überraschend mit "buon appetito".
Was zunächst auch bei den Italienern im Raum für Verwunderung sorgte, von Klinsmann aber umgehend als gängige Floskel für "wie geht's?" erläutert wurde.
Das habe man ihm in seiner Mailänder Zeit so beigebracht.
"Sie müssen mich wegjagen"
Es war also ein allgemeines Wohlbefinden zu spüren. Ein Gefühl, das Toni plötzlich sogar darüber nachdenken lässt, seine Karriere in München zu beenden.
"Mir gefällt es jeden Tag besser in München. Meine Frau wohnt jetzt auch hier. Wenn sie mich loswerden wollen, müssen sie mich wegjagen", verrät der Italiener Premiere. (Das komplette exklusive Interview mit Luca Toni gibt's am Dienstag ab 20.15 Uhr bei Premiere)
Ob er gegen seinen Ex-Klub überhaupt auflaufen kann, steht noch nicht endgültig fest, da er sich gegen den KSC eine Rippenprellung zugezogen hat.
Wichtigstes Champions-League-Heimspiel
Am seidenen Faden hing in Karlsruhe auch die gute Laune, denn eine weitere Niederlage wäre fatal gewesen, wie Manager Uli Hoeneß zugab.
Ähnlich schlecht würde sich eine Pleite gegen Florenz machen. Nach dem Unentschieden gegen Lyon am 2. Spieltag sollte das zweite Heimspiel gegen einen der großen Konkurrenten gewonnen werden, um nicht unnötig unter Druck zu geraten.
Auf der anderen Seite könnte man sich mit einem Dreier fünf Punkte Vorsprung auf die Italiener und damit schon fast den Einzug ins Achtelfinale erspielen.
Kurzfristige Abkehr von den Zielen
GettyDer Wichtigkeit des Spiels ist sich aber offenbar jeder bewusst.
Dafür stellt sogar Reformer Klinsmann seine hehren Ziele des temporeichen Vertikalspiels und des täglichen Verbesserns der Spieler hinten an.
"Wenn im Tagesgeschäft bei Bayern negative Ergebnisse kommen, gibt es immer ein paar Turbulenzen, dann musst du deinen Kopf hinhalten", so Klinsmann.
Und manchmal muss man auch einen Schritt zurück gehen, um zwei nach vorne zu machen.
Rückkehr zum System Hitzfeld
Deshalb kehrte er gegen Karlsruhe zum Hiztfeld'schen 4-4-2 mit zwei Sechsern zurück, stellte Mark van Bommel vor die Abwehr und Martin Demichelis in die Innenverteidigung.
Klinsmann wollte die Defensive stärken, weil seine Mannschaft zuletzt mit dem verlangten Offensivspiel nicht ausgewogen genug umgehen konnte.
Gegen Florenz wird er ebenfalls seine Parade-Elf bringen und auf unnötige Rotationsbewegungen verzichten - auch weil es das Team zu großen Teilen so will.
"Diese Taktik ist die beste, die wir mit dieser Mannschaft spielen können", meint auch Kapitän van Bommel.
Auf dem richtigen Weg
Und wohl auch die Taktik, die der Mannschaft entgegen kommt. Denn körperliche Defizite und Trainingsrückstand der EM-Teilnehmer, die zu Beginn der Saison oft als Gründe für mangelnde Leistung angegeben wurden, scheinen nicht mehr vorhanden, was die Auftritte der Bayern-Profis in den diversen Nationalmannschaften belegen. Getty
Bei Bayern konnten sie ihr Potenzial allerdings nicht abrufen. Auch weil Klinsmann die Hierarchie auflöste, der Mannschaft seinem Gerüst beraubte und zwischen den Systemen hin und her sprang.
"Ein Kern wird sich jetzt herauskristallisieren und eine Stamm-Mannschaft bilden. So war es auch vorgesehen, aber es war wichtig, erst mal alle Spieler einzusetzen", sagt Klinsmann, der sein Projekt noch immer auf dem richtigen Weg sieht.
Aber er hat gemerkt, dass er seine langfristigen Ziele nur erreichen kann, wenn er kurzfristig Erfolg vorzuweisen hat.
So wollen sie spielen:
FC Bayern: Rensing - Oddo, Lucio, Demichelis, Lahm - Ribery, van Bommel, Ze Roberto, Schweinsteiger - Toni (Podolski), Klose.
AC Florenz: Frey - Zauri, Gamberini, Dainelli, Vargas - Kuzmanovic, Melo, Montolivo - Santana, Mutu - Gilardino.
Schiedsrichter: Olegario Benquerenca (Portugal)
Bayerns CL-Gruppe F im Überblick