Das Trainingslager von Borussia Dortmund im spanischen La Manga neigt sich dem Ende entgegen. Woran hat der BVB gearbeitet, welchen Eindruck macht Trainer Jürgen Klopp und wie steht es um die angeschlagenen Spieler? SPOX beantwortet die fünf dringlichsten Fragen zur Borussia.
Woran arbeitet der BVB?
An der taktischen Basis des eigenen Spiels. Es ist das große Einmaleins des Dortmunder Fußballs der vergangenen Jahre, das Jürgen Klopp in La Manga seinem Team wieder einzuimpfen versucht.
Flache oder hohe Hereingaben, Torabschlüsse in und am Sechzehner, scharfe Passabfolgen, um eine höhere Ballsicherheit in der Offensive zu bekommen - die Dortmunder Profis arbeiten an der Routine ihres eigenen Könnens.
So schnappte sich Co-Trainer Peter Krawietz für mehrere Minuten Ciro Immobile, der von seinem Dolmetscher Massimo Mariotti - einem ehemaligen Zweitligaspieler - an der Strafraumkante in enge Manndeckung genommen wurde. Krawietz stand 30 Meter von diesem Duo entfernt und spielte lange Bälle auf Immobile, die dieser unter Druck meist mit der Brust annehmen und ablegen oder auch den direkten Torabschluss suchen sollte.
In den größeren Spielformen ging es dagegen fast ausschließlich um ein laufintensives Umschaltspiel in beide Richtungen und das Reagieren auf zweite Bälle. Immer und immer wieder wurden die laufenden Übungen von einem neu ins Feld geworfenen Ball unterbrochen, um die Reaktion auf eine neue Spielsituation zu verbessern und an den Impulsen zum Gegenpressing zu schleifen.
Doch die schnelle Ballrückeroberung wurde auch in einem mit Hütchen abgesteckten engen Raum trainiert, eine Art Vier gegen Vier mit einem freien Mann in der Mitte. Klopp will nicht nur, dass wieder alle bei der Balljagd mitmachen, sondern dabei auch an die defensive Absicherung denken und sich sinnvoll staffeln.
Auch die Bewegungen für ein vernünftiges Positions- und Aufbauspiel standen auf dem Programm. In einer Einheit ließ Klopp ein Vierermittelfeld das Anbieten in den Halbräumen und die Reaktion der anderen Spieler darauf einüben: Die Viererkette des zum Vierermittelfeld gehörenden Teams passte den Ball zunächst in immer gleicher Abfolge durch die Reihen. Die Mittelfeldspieler rochierten, bis sich dann nach einer gewissen Zeit zwei Akteure aus dem Mittelfeld kurz anboten, während die beiden anderen in die Tiefe gingen.
Die Spieler sind gewillt, die teils komplexen Übungen zufriedenstellend umzusetzen. Co-Trainer Zeljko Buvac heizt ab und an in herrschendem Ton ordentlich ein. "Das ist zu langsam", schrie er bei einem spielerischen Torschusstraining und befahl mehr Dynamik in den Aktionen.
Die Belastung für die Profis ist hoch, über kleine und große Spielformen erarbeiten sie sich die Fitness, an der es zuletzt häufiger mangelte. Die beiden täglichen Einheiten dauern gerne mal 180 Minuten. "Wir arbeiten an allem", hat Klopp schon mehrfach betont. Sieht man die Umfänge und Schwerpunkte an der Costa Calida, ist dem nichts hinzuzufügen.
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Welchen Eindruck macht Jürgen Klopp?
Die Akkus seien wieder voll, verkündete Dortmunds Cheftrainer nach dem Jahreswechsel. Klopp macht in Spanien einen ernsten Eindruck, auch für ihn ist die Zeit intensiv.
Kernige Sprüche oder gar Späße sind eine Rarität geworden, auch die Medienarbeit reduzierte er auf ein Minimum. Während er in Trainingslagern vergangener Jahre öfter auch mal Buvac die Übungen leiten ließ und am Seitenrand stehend eine Beobachterrolle einnahm, funkt Klopp nun häufiger dazwischen.
Die Palette seiner Erklärungen ist vielschichtig: Er hält Ansprachen an das versammelte Team, führt kurze Einzelgespräche, schreit während Übungen über den gesamten Platz oder verteilt Anpfiffe.
"Findest du deinen Platz noch, Oli?", raunte er etwa Oliver Kirch an, als dieser in einer Szene orientierungslos durch die Viererkette taumelte. Nachdem Sokratis in derselben Einheit zu Boden ging und sich nach einem Schiedsrichter erkundigte, bekam der Grieche ein "Papa, mach' weiter, meine Fresse" zu hören.
Nach dem Testspiel gegen Sion sparte Klopp dann aber nicht mit Lob an seine Mannschaft für die gute Trainingsarbeit, auch Mats Hummels verriet am Donnerstagnachmittag auf der Pressekonferenz, dass dies der Coach derzeit ungewohnt oft täte.
Am auffälligsten ist jedoch, dass Klopp immer wieder - während der Übungen oder in einer Pause - seine Theorie erklärt. Pressing funktioniere nur, dozierte er einmal, wenn ein Spieler einen ersten Impuls auf den Ballführenden auslöse und die ballnahen Akteure dann darauf reagieren würden, ohne auf ihrer Position im Raum zu verharren.
Als der BVB am Tag des Testspiels gegen die Schweizer Standardsituationen trainierte, erklärte Klopp: "Der Standard geht entweder rein oder nicht. Wenn er nicht rein geht, beginnt sofort der Kampf um den zweiten Ball, der zu einer Torchance führen kann. Passiert das aber nicht, dann wird mit allem was dazu gehört verteidigt."
Klopp bewegt sich in diesen Momenten aktiv auf dem abgesteckten Spielfeld mit, weist einzelne Spieler an und fordert ein kollektives Mitdenken. Zu Beginn und Ende jeder Einheit formieren sich zudem die Spieler in einem Kreis und lauschen den Ansagen des Trainers.
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Wie weit sind die angeschlagenen Spieler?
Die Ausfallliste bei der Borussia wird nicht wirklich kürzer und beträgt aktuell sieben Spieler: Mitch Langerak, Shinji Kagawa (beide Asien Cup) und Pierre-Emerick Aubameyang (Afrika Cup) verpassen die Vorbereitung ebenso wie der am Knie verletzte Sven Bender.
Erik Durm zog sich beim Aufwärmen vor dem Sion-Testspiel einen Muskelfaserriss zu und bleibt zwar bis zur Abreise in La Manga, wird aber nun erst ab Februar Substanz aufholen können. Ebenfalls mit in Spanien sind die verletzten Adrian Ramos (Muskelfaserriss) und Henrikh Mkhitaryan (Muskelbündelriss).
Die beiden Letzteren sind regelmäßige Besucher des Trainingsplatzes. Meist folgen sie dem restlichen Tross nach, da ihre individuellen Einheiten zunächst Kraft- sowie Stabilitätstraining im Mannschaftshotel vorsehen.
Am Gelände umlaufen die beiden permanent die beiden Rasenflächen, auf denen die Schwarzgelben trainieren, oder arbeiten im koordinativen Bereich. Das Mannschaftstraining ist für sie noch etwas entfernt.
Auch Sokratis, dessen Wadenbeinbruch zwar gut verheilt ist, der aber nach den ersten Belastungen noch Probleme hatte, ist mittlerweile wieder in die Einheiten integriert worden und hat dort bislang keinen Rückschlag erlitten. Gegen Sion sah der Grieche nur zu, da die Belastungen im Training fürs Erste ausgereicht haben und man kein Risiko eingehen möchte.
Die lange verletzten Jakub Blaszczykowski und Nuri Sahin, die schon gegen Ende der Hinrunde ihre Rückkehr feiern konnten, müssen derzeit zwar enorm beißen, um zu ihrer Ausdauer zurück zu kehren, absolvieren aber alle Umfänge. Mit ihnen ist in der Rückrunde definitiv zu rechnen.
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Wie steht es um den wiedergenesenen Marco Reus?
Nach den Turbulenzen um die Führerschein-Affäre gibt sich Reus weiter wortkarg und hat öffentlich noch kein Statement abgegeben.
Bei der Arbeit wirkt er konzentriert und kämpferisch, der körperliche Rückstand nach der erneuten Pause ist ihm allerdings noch anzumerken.
Die Bewegungen und Drehungen, seine Technik und Ballsicherheit, sind aber schon wieder da und machen auch bei weniger als 100 Prozent Leistungsfähigkeit wieder einmal klar: Dortmunds Offensivwucht steht und fällt mit einem fitten Reus.
Er beendete das Training das eine oder andere Mal etwas frühzeitiger als der Rest und ging täglich mit einem Eisverband um sein rechtes Sprunggelenk vom Platz. Kein Wunder daher, dass Klopp auch ihn gegen Sion zuschauen ließ.
Es ist möglich, aber wohl nicht sehr wahrscheinlich, dass Reus am Samstag in Alicante gegen Steaua Bukarest einige Spielminuten bekommt. Für einen echten Wettkampftest dürfte aber erst das Spiel beim FC Utrecht am nächsten Mittwoch in Frage kommen.
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Welche Rolle spielen die Youngster?
Klopp nahm nach La Manga mehrere junge Spieler mit. Torhüter Steffen Göcke stieß zu Saisonbeginn von den A-Junioren zum Kader der U 23, hatte dort aber noch keinen Einsatz.
Ebenfalls von den Amateuren kommen Offensivakteur Tammo Harder, Innenverteidiger Jon Gorenc Stankovic und Linksverteidiger Jeremy Dudziak, dessen Berater aufgrund seines auslaufenden Vertrag zu Gesprächen in Spanien vorbeischaute.
Harder gehört im Team von David Wagner zu den konstantesten Spielern, ist klein und wendig und stand schon einige Male im 18er-Kader der Profis.
Das widerfuhr in der Hinrunde auch Stankovic. Einen Tag vor seinem 19. Geburtstag erzielte der Slowene das Siegtor gegen Sion. Dort und im Training überzeugte der 1,90 Meter große Neuzugang von NK Domzale mit seiner körperlichen Präsenz, vor allem im Luftkampf. Auch in der U 23 fand er auf Anhieb seinen Platz und absolvierte 15 von 21 möglichen Partien.
Erstmals mit dabei ist auch U-17-Kapitän Felix Passlack, der mit seinem Team in der abgelaufenen Spielzeit den deutschen Meistertitel seiner Altersklasse gewann. Passlack ist erst 16 Jahre alt und weilte bereits mit der deutschen U-17-Nationalelf zum Lehrgang in La Manga. Klopp behielt ihn dann gleich da und dürfte sich bestätigt fühlen.
Den gelernten Rechtsverteidiger zeichnet eine physische Robustheit aus, die für einen 16-Jährigen außergewöhnlich ist. Gegen Sion spielte er über die volle Distanz im rechten Mittelfeld und hinterließ dabei einen mehr als ordentlichen Eindruck.
"Felix ist eines unserer größten Talente. Er ist noch gar nicht so richtig auf eine Position festgelegt, kann rechts hinten und rechts vorne spielen oder als Spielmacher auflaufen. Er soll jetzt erst mal reinschnuppern", erklärte Sportdirektor Michael Zorc gegenüber "Bild".
Die Youngster sind im Trainingsbetrieb der Profis kein ungewöhnliches Bild. Klopp füllte seinen Kader in den Trainingslagern schon häufiger auf diese Weise auf, um sicher zu stellen, dass für die großen Spielformen alle Positionen ausreichend oft besetzt sind.
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