Das vielleicht kurioseste Eigentor der Bundesligageschichte machte Tomislav Piplica zur Kult-Figur. Bei der WM in Brasilien ist er als Assistenz- und Torwarttrainer Bosnien-Herzegowinas im Einsatz. Vor der Partie gegen Nigeria (Sa., 23:45 Uhr im LIVE-TICKER) hat er keine Angst.
Das Ziel der bosnischen WM-Mission ist für Tomislav Piplica klar - und das hat nicht nur etwas mit Toren, Siegen und Punkten zu tun. "Wir wollen der ganzen Welt zeigen, dass es kein Zufall ist, dass wir hier dabei sind", sagte der ehemalige Cottbuser Bundesliga-Torhüter.
Seit 2009 ist der 45-Jährige Assistenz- und Torwarttrainer von Bosniens-Herzegowina und damit mitverantwortlich für die erste Teilnahme des jungen Landes an einer Fußball-Weltmeisterschaft. "Was wir geschafft haben, ist Wahnsinn für ein so kleines Land wie Bosnien, das nur vier Millionen Einwohner hat und in dem es immer noch viele Probleme gibt", sagte er: "Wir haben Geschichte geschrieben. Das wird keiner je vergessen."
Machbare Aufgaben vor der Brust
Und beim ersten Auftritt auf der WM-Bühne zeigte das Team um Stürmerstar Edin Dzeko eine gute Leistung. 1:2 gegen Argentinien - mit ein bisschen Glück wäre sogar ein Unentschieden möglich gewesen. In der Heimat wurde aber selbst die Niederlage wie ein Sieg gefeiert.
"Die Leute sind mit dem, was wir geleistet haben, zufrieden. Wir haben uns nicht blamiert, das war von Anfang an unser Ziel", sagte Piplica. Dabei soll es allerdings nicht bleiben. In der Gruppe F geht es zunächst am Samstag gegen Afrikameister Nigeria, im letzten Gruppenspiel wartet der Iran. Für das hochtalentierte Team durchaus machbare Aufgaben. "Jetzt haben wir zwei Spiele, in denen die Gegner unser Niveau haben. Dort können wir die Punkte holen", betonte Piplica.
Schon jetzt ist für den langjährigen Cottbuser Keeper die WM vielleicht das größte Highlight in einer schillernden Karriere. 1987 wurde er vor dem Krieg in seiner Heimat mit Jugoslawien an der Seite von Spielern wie Robert Prosinecki, Davor Suker oder Zvonimir Boban im Finale gegen Deutschland U20-Weltmeister in Chile.
"Ohne den Krieg wie Spanien"
"Das war eine goldene Generation, aber dann kam der Krieg - und der hat diese Generation kaputtgemacht", erinnert er sich: "Ich denke, ohne den Krieg hätte diese Generation vielleicht wie Spanien in den letzten Jahren die Welt dominieren können." Doch es kam anders. Das Land zerfiel, Piplica musste sich zwischen Kroatien und Bosnien entscheiden. Eine Bedingung des damaligen kroatischen Trainers: Keine langen Haare. Piplica spielte für Bosnien.
Es folgten für ihn erfolgreiche Jahre als Profi in Cottbus. Mit ihm erlebten die Lausitzer die beste Zeit ihrer Klubgeschichte. Von 2000 bis 2003 und 2006 bis 2009 hielt sich Energie in der Bundesliga. Auch dank Piplica, der schnell mit seiner unorthodoxen Spielweise zum Publikumsliebling avancierte - obwohl er damit so manchem Fan mehr als einmal den Schweiß auf die Stirn trieb. In Erinnerung blieb er auch wegen seines spektakulären Eigentors in der Saison 2001/2002, als ihm der Ball nach einer vermeintlich harmlosen Bogenlampe auf den Hinterkopf prallte und von dort ins Tor flog.