Sie sind jung, sie sind hungrig und die meisten von ihnen plötzlich aufgetaucht. Im Schlussspurt der Saison macht eine ganze Reihe Talenten auf sich aufmerksam. SPOX stellt sechs von ihnen vor.
gettyMarc Stendera (17, Eintracht Frankfurt)
Wer kann das schon von sich behaupten? Marc Stendera ist gerade etwas älter als 17 Jahre, als er sein Debüt in der Bundesliga gibt: Gegen den FC Bayern München, bei deren Meisterfeier.
Nur fünf Spieler waren in 50 Jahren Bundesliga bei ihren ersten Einsatzminuten jünger als Stendera, was seine ersten Gehversuche in Deutschlands höchster Spielklasse noch imposanter machen.
Zwei Wochen danach stand Stendera im vielleicht wichtigsten Spiel der Rückrunde sogar von Beginn an auf dem Platz. Die Partie gegen Schalke 04 entschied er mit seinen gefährlichen Standards indirekt mit, Stendera sammelte den Scorerpunkt beim goldenen Tor von Marco Russ. Dazu scheiterte er kurz davor noch selbst mit einem Schuss an die Latte.
Für den Deutschen Fußball Bund ist der 17-Jährige seit über zwei Jahren aktiv. Hier musste er auch die bisher schwersten Stunden seiner Karriere erleben. Als er mit der U 17 bei der EM ohne Gegentor bis ins Finale durchmarschiert war, kam es gegen die Niederlande nach deren späten Ausgleich zum Elfmeterschießen.
Stendera war als vierter deutscher Schütze an der Reihe und verschoss. Es sollte der einzige Fehlschuss des Nachmittags bleiben, Deutschland verlor das Finale und damit auch den schon sicher geglaubten Titel.
Aber vielleicht hilft so eine Episode auch in jungen Jahren schon, einige Dinge nüchterner zu reflektieren. Der offensive Mittelfeldspieler jedenfalls wirkt in seinen Teenie-Jahren auf und neben dem Feld schon recht abgebrüht, Trainer Armin Veh sieht in ihm das größte Talent der Eintracht.
Ein Glück für Stendera, der in Frankfurt einen Vertrag bis 2015 besitzt, dass Veh ein ausgesprochenes Faible hat für junge Spieler und diese auch entsprechend fördert.
gettyAndreas Ludwig (22, 1899 Hoffenheim)
Das Schicksal des 22-Jährigen ist ganz eng verknüpft mit dem von Markus Gisdol. Bereits vor vier Jahren arbeiteten Gisdol und Ludwig bei dessen Stammverein SSV Ulm zusammen. Als Gisdol dann den Sprung von den Spatzen nach Hoffenheim wagte, tat es ihm Ludwig nur kurze Zeit später nach und wechselte ebenfalls in den Kraichgau.
Unter Gisdol machte er in der zweiten Mannschaft eine gute Figur und durfte im Januar 2010 seine ersten Bundesligaminuten schnuppern. Gegen Louis van Gaals Bayern. Danach war aber schnell wieder Schluss mit höchster Spielklasse.
Ludwig verdingte sich weiter in der U23, wurde sogar mal nach Heidenheim verliehen, wo er sich aber nicht durchsetzen konnte und prompt zurückkehrte.
Erst mit dem Startschuss zur laufenden Saison schaffte er dann so etwas wie den "Durchbruch" in Hoffenheim.
Mit fünf Toren in den ersten drei Saisonspielen und bislang 15 in 24 Spielen in der Regionalliga Südwest ist der Mittelfeldspieler nicht nur gefährlichster Schütze seiner Mannschaft, sondern landete auch auf Wiedervorlage bei den Profis.
Spätestens als mit Gisdol sein alter Mentor wieder im Kraichgau anheuerte, war Ludwig dran an der ersten Mannschaft.
Sofort zog ihn der neue, alte Trainer zu den Profis hoch, keine zwei Wochen nach Gisdols Übernahme lief Ludwig wieder in der Bundesliga auf. Am 17. April unterschrieb er zudem seinen ersten Profivertrag bis Juni 2015.
Seite 1: Debütant bei Meisterfeier und Hoffenheims Hoffnung
Seite 2: Juwelen aus Dortmund und Wolfsburg
Seite 3: VfB-Dauerbrenner und ein Derby-Entscheider
gettyJonas Hofmann (20, Borussia Dortmund)
Die ersten Sekunden verordnete ihm Jürgen Klopp da, wo er quasi aufgewachsen war: In Hoffenheim. Acht Jahre lang trug Hofmann das blau-weiße Trikot, ehe er vor knapp zwei Jahren vom BVB gelockt wurde. In Dortmunds U 23 durfte er dann sogleich einiges erleben.
Im ersten Derby gegen Schalke erzielte Hofmann beim 4:0 einen Doppelpack, holte mit seiner Mannschaft dank einer famosen Rückrunde mit 52 von 57 möglichen Punkten die Sportfreunde Lotte noch ein und stieg am letzten Spieltag - wieder erzielte Hofmann beim 5:3 über Wuppertal zwei Tore - in die 3. Liga auf.
Jürgen Klopp war da schon angetan vom Youngster. Das Debüt gab es dann aber "erst" am letzten Spieltag der Vorrunde in Sinsheim. Hofmann ist im Mittelfeld auf der rechten Seite zu Hause, auf der Position durfte er in Abwesenheit von Marco Reus vor drei Wochen auch sein erstes Spiel von Beginn an bestreiten. Gegen den FC Augsburg kam er dabei gleich zu einem ersten Assist.
"Jonas ist schnell, dribbelstark und taktisch gut. Er kann schon eine ganze Menge, muss aber auch noch viel lernen", sagte Klopp nach der Partie über seine Nummer 35. Geht es nach Mainz-Manager Christian Heidel, dann könnte Hofmann in der kommenden Saison bei den Rheinhessen eine deutlich niedrigere Rückennummer tragen.
Das Mainzer Interesse allerdings stößt beim BVB auf wenig Gegenliebe. "Keine Chance. Den Jungen geben wir nicht ab - den ziehe ich in der kommenden Saison zu den Profis hoch", versichert Klopp.
gettyMaximilian Arnold (18, VfL Wolfsburg)
Der 26. November 2011 verewigt Maximilian Arnold bis auf weiteres in den Geschichtsbüchern des VfL Wolfsburg. 17 Jahre, fünf Monate und 30 Tage ist Arnold jung, als er von Felix Magath in die Bundesligapartie gegen den FC Augsburg geworfen wird. Der jüngste Spieler, der in der Bundesliga je das Trikot der Wölfe getragen hat.
In den Magath'schen Wirren findet Arnold danach aber nur noch ein einziges Mal Berücksichtigung, sein hauptsächliches Einsatzgebiet bleibt die A-Junioren-Bundesliga. Erst in der aktuellen Rückrunde fällt der Teenie dem neuen Trainer Dieter Hecking auf, der ihn zurückholt - und trotz eines eher bescheidenen Auftritts nicht sofort wieder fallen lässt.
Derzeit hat er die Nase vorn vor Spielern wie Thomas Kahlenberg oder Yohandry Orozco. Die Verletzungspause von Ivan Perisic hat einen Platz auf der linken Mittelfeldseite vakant gelassen, die Arnold im Moment nahezu perfekt ausfüllt. Mit zwei technisch sauberen Treffern ließ der 18-Jährige zuletzt aufhorchen.
Sein erstes Bundesligator erzielte er nach kurzer Ballannahme und schneller Drehung mit einem trockenen Volleyschuss mit dem stärkeren linken Fuß, zuletzt in Bremen traf er aus rund 25 Metern mit einem satten Rechtsschuss.
Ein Jahr ist sein Vertrag noch datiert, auch der Wechsel eines potenziellen Konkurrenten wie der von Marco Caligiuri dürfte Arnold nicht davon abschrecken, beim VfL Wolfsburg zu verlängern.
Seite 1: Debütant bei Meisterfeier und Hoffenheims Hoffnung
Seite 2: Juwelen aus Dortmund und Wolfsburg
Seite 3: VfB-Dauerbrenner und ein Derby-Entscheider
gettyAntonio Rüdiger (20, VfB Stuttgart)
Lange Zeit lief Antonio Rüdiger bei seinem Trainer Bruno Labbadia unter dem Radar. Zwar wusste Labbadia um die Stärken des gebürtigen Berliners, traute Rüdiger den Sprung in die erste Mannschaft aber nicht auf Dauer zu. Also war der 20-Jährige mal im Kader der Profis, dann wieder bei der U 23 in der 3. Liga unterwegs.
Hartnäckig festgebissen hat sich Rüdiger erst in den letzten Wochen. Seit Anfang März hat Rüdiger keine Partie mehr verpasst. Dabei erweist sich seine Flexibilität als Segen und Fluch zugleich.
Ausgebildet ist Rüdiger, der vor einem Jahr mit der begehrten Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet wurde, auf dem Posten in der Innenverteidigung. Hier sieht er sich selbst auch am besten aufgehoben.
Labbadia jedoch verfrachtete ihn oft auch auf den Flügel in der Viererkette. Lediglich Verletzungen oder Sperren der arrivierten Serdar Tasci und Georg Niedermeier verhalfen Rüdiger zu Einsatzzeiten im Abwehrzentrum. Wie stark er da aber sein kann, haben die letzten Partien durchaus bewiesen.
Vor wenigen Tagen verlängerte der VfB den Kontrakt mit dem U-21-Nationalspieler vorzeitig bis 2017. Und um Tasci halten sich auch weiter Gerüchte um einen Weggang vom VfB im Sommer. Mittelfristig jedenfalls will Rüdiger in Stuttgart nicht mehr nur der Lückenfüller sein. Sondern unumstrittener Stammspieler.
gettyJohannes Geis (19, Greuther Fürth)
Schon sehr früh wurde das Talent von Johannes Geis auch außerhalb Frankens erkannt. Im September 2008 spielte Geis das erste Mal für die deutsche U-16-Nationalmannschaft. Einen Monat später erzielte er sein erstes Tor, den 1:0-Siegtreffer gegen Finnland.
Für Deutschland kam Geis in den letzten Jahren für verschiedene U-Mannschaften regelmäßig zum Einsatz. Im Verein sieht das ein wenig anders aus. Seit 2008 steht der Mittelfeldspieler bei Greuther Fürth unter Vertrag, seine Spielanzahl ist aber überschaubar.
Geis könne zwar hervorragend Fußballspielen, habe sein sonstiges Leben aber nicht wirklich im Griff. So schätzt das Fürther Umfeld die Lage ein. Geis hat sich auf dem Weg zum Profifußballer nicht immer korrekt verhalten.
Seit letzten Sonntag liegt ihm aber ganz Fürth zu Füßen. Geis erzielte das Siegtor im Derby beim 1. FC Nürnberg, und ein richtig schönes dazu.
So verhinderten die Kleeblätter den vorzeitigen Abstieg und versauten dem Club zudem die Saison. Vier Punkte holte Fürth in den beiden Derbys.
Jetzt will Fürth den 2014 laufenden Vertrag mit Geis unbedingt verlängern. "Ich hätte ihn am Sonntag am liebsten gleich eingepackt", sagte Fürth-Manager Rouven Schröder. Laut seinem Berater will Geis "auf einem vernünftigen Niveau Fußball spielen". Das kann er in der Bundesliga natürlich besser. An Angeboten scheint es jedenfalls nicht zu mangeln.
Seite 1: Debütant bei Meisterfeier und Hoffenheims Hoffnung