Bundestrainer Joachim Löw hat für den Klassiker gegen den zweimaligen Weltmeister Argentinien am Mittwoch in Frankfurt 17 der 23 Spieler berufen, die auch dem Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine angehörten.
Keine Experimente also - aber eine Babypause für den Kapitän und die Ausbootung von Tim Wiese ragen aus dem Aufgebot heaus, mit dem Löw in das erste Länderspiel nach der EM geht.
Nicht mit im 19 Spieler umfassenden Kader gegen Lionel Messi und Co. wird Philipp Lahm sein, der Vaterfreuden entgegensieht.
"Philipp wollte unbedingt spielen, aber nach einem längeren Telefonat habe ich dann die Entscheidung mit Rücksicht auf seine private Situation so getroffen", erklärte Löw in einer Mitteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Donnerstag. Lahm und Ehefrau Claudia erwarten in den nächsten Tagen ihr erstes Kind.
Podolski und Mertesacker sollen sich auf England vorbereiten
Der 52 Jahre alte Bundestrainer, der sich seit dem enttäuschenden Halbfinal-Aus der DFB-Elf am 27. Juni in Warschau gegen Italien (1:2) aus der Öffentlichkeit fernhielt und am Anreisetag Montag eine Pressekonferenz gibt, ging darüber hinaus nur die zu erwartenden Kompromisse ein.
Lahms Münchner Klubkollegen Bastian Schweinsteiger und Mario Gomez werden ebenfalls fehlen. Schweinsteiger schleppte sich mit Sprunggelenks- und Wadenproblemen durch die EM, auch aktuell plagt ihn eine Bänderdehnung. Gomez wurde in dieser Woche am Sprunggelenk operiert.
Mit seinem Kollegen Arsene Wenger vom FC Arsenal einigte sich Löw außerdem darauf, auf Lukas Podolski und Per Mertesacker zu verzichten. Beide bereiten sich mit den Gunners derzeit in Hennef auf die drei Tage nach dem Länderspiel startende Premier-League-Saison vor und bestreiten beim 1. FC Köln noch einen Test.
Wiese nicht eingeladen
Ins Aufgebot rückten Sven Bender von Borussia Dortmund und Jungstar Julian Draxler, die aus dem vorläufigen EM-Aufgebot gestrichen worden waren.
Eine Zäsur gibt es dagegen offenbar im Tor. Tim Wiese wurde erst gar nicht eingeladen, lediglich die Nummer eins Manuel Neuer (Bayern München) und Ron-Robert Zieler (Hannover 96 ) sind dabei.
"Hansi Flick und ich haben mit Tim in Hoffenheim ein ausführliches Gespräch geführt. Wir haben ihm mitgeteilt, dass wir bei unseren Planungen für die WM-Qualifikation zunächst mal stärker auf die jüngeren Torhüter setzen wollen, er aber nicht vollends abgeschrieben ist", erklärte Bundestorwarttrainer Andreas Köpke.
Der Hoffenheimer reagierte gelassen auf die Entscheidung: "Ich habe die Entscheidung des Trainerteams zur Kenntnis genommen und respektiere, dass die jüngeren Torhüter stärker eingebunden werden sollen. Wenn's brennt, stehe ich bereit."
Jungen Torhütern gehört die Zukunft
Im vorläufigen Aufgebot für die Europameisterschaft stand noch Marc-Andre ter Stegen von Borussia Mönchengladbach. Dem 20-Jährigen wurde bei der endgültigen Nominierung aber das 3:5 Deutschlands im Test in Basel gegen die Schweiz zum Verhängnis.
Trotzdem gehört ihm neben Zieler die Zukunft, dazu zählen kann man auch Bernd Leno von Bayer Leverkusen (20). Für Wiese, der von Werder Bremen zu 1899 Hoffenheim wechselte, bahnt sich das Ende in der Nationalelf an. Der 30-Jährige, der seit 2008 sechs Länderspiele ohne Sieg absolvierte, scheint wohl kein Thema mehr für die WM 2014 in Brasilien.
45.000 Eintrittskarten verkauft
Joachim Löw hat mit der Nominierung die notwendigen Zugeständnisse gemacht. Den Termin für das Länderspiel empfindet er selbst als unmöglich, weil sich die Vereine in der Vorbereitung auf die kommende Saison befinden.
Als "Nonsens" hat ihn Sportdirektor Michael Zorc von Doublegewinner Borussia Dortmund beschrieben. Diesen Termin wird es in der Form auch nicht wieder geben, das steht bereits fest. Die Qualifikation für die WM wird am 7. und 11. September mit den Spielen gegen die Färöer in Hannover und gegen Österreich in Wien beginnen.
Ob das Argentinien-Spiel angesichts des Termins und des Trainingszustandes der körperlich geplagten Spitzenspieler ein echter Test ist, darf bezweifelt werden. Dennoch nimmt Löw das Spiel ernst, und die Fans freut es: 45.000 der 48.000 Tickets für die Arena in Frankfurt sind vergriffen.
Die Erinnerungen an Argentinien sind sehr lebendig: Am 3. Juli 2010 hatte das deutsche Team Argentinien im Viertelfinale mit 4:0 ausgeschaltet.
Der komplette DFB-Kader für das Spiel gegen Argentinien
Tor: Manuel Neuer, Ron-Robert Zieler
Abwehr: Jerome Boateng, Mats Hummels, Holger Badstuber, Benedikt Höwedes, Marcel Schmelzer, Lars Bender
Mittelfeld: Sven Bender, Julian Draxler, Sami Khedira, Thomas Müller, Mesut Özil, Mario Götze, Ilkay Gündogan, Toni Kroos, Andre Schürrle
Angriff: Miroslav Klose, Marco Reus
Tim Wiese im Steckbrief