Der chancenlose Auftritt des BVB beim 0:3 gegen RB Leipzig war ein Rückfall in die Vergangenheit. Anthony Modeste war dabei wieder mehr Fremdkörper als Verstärkung. Drei Erkenntnisse zu Borussia Dortmund.
BVB und die Einstellung - ein Rückfall in die Vergangenheit
"Wir haben es geschafft, in den letzten Wochen gut zu verteidigen. Das müssen wir jetzt aber auch bestätigen. Wir haben viel Lob für unsere Defensive bekommen in den letzten Tagen, aber dieses Lob wollen wir auch am Ende der Saison bekommen", sagte Edin Terzic vor der Partie in Leipzig - und darf sich nach dem chancenlosen 0:3 für die Vorsicht in seiner Aussage bestätigt fühlen.
Nicht nur die Defensivleistung, der gesamte Auftritt in Sachsen war für Borussia Dortmund ein Rückfall in die Vergangenheit. Das war viel zu wenig Gegenwehr, kaum ein Aufbäumen, kein guter Umgang mit widrigen Umständen wie dem schnellen 0:1.
Kurzum: Es haperte mal wieder an der Einstellung. Es haperte freilich auch an der Aufstellung, denn den BVB plagt derzeit schon wieder eine rekordverdächtige Verletztenmisere. Wie bereits im Vorjahr unter Marco Rose hatte auch Terzic trotz des frühen Zeitpunkts der Saison noch keine Gelegenheit, seine ideale Elf zweimal in Folge auflaufen zu lassen.
BVB-Trainer Terzic: "Hatten wir in der Vergangenheit häufig"
Das ist alles andere als optimal, die klare Pleite gegen RBL lässt sich damit aber nur unzureichend erklären. Nach sechs Siegen in sieben Pflichtspielen, davon fünf ohne Gegentor, ist es mit diesem fast schon letzten Aufgebot zwar keine Schande, bei Leipzigern zu verlieren, die nach einem schwachen Saisonstart inklusive Trainerwechsel auf Wiedergutmachung aus sind.
Es kommt jedoch vielmehr auf das Wie an - und das erinnerte zum ersten Mal in dieser Saison an zahlreiche Partien in den vergangenen Jahren, in denen sich Dortmund schnell seinem Schicksal ergab und im gesamten Spielverlauf keinen Zugang zur Begegnung fand.
"Es war ein schlechtes Spiel von uns. Da waren ein paar Dinge, die uns nicht gefallen haben, die hatten wir in der Vergangenheit auch häufig", traf Terzic auch nach Abpfiff den richtigen Ton und beschönigte nichts: "Deshalb müssen wir daran arbeiten, das schnellstmöglich abzustellen, um da eine Konstanz hineinzubekommen."
BVB - Spielplan: Die nächsten drei Spiele
Datum | Gegner | Austragungsort | Wettbewerb |
Mittwoch, 14. September | Manchester City | Etihad Stadium, Manchester | Champions League, 2. Spieltag |
Samstag, 17. September | FC Schalke 04 | Signal Iduna Park, Dortmund | Bundesliga, 7. Spieltag |
Samstag, 1. Oktober | 1. FC Köln | RheinEnergieSTADION, Köln | Bundesliga, 8. Spieltag |
BVB: Anthony Modeste ist zu oft ein Fremdkörper
23, 12, 21, 34, 25 - das ist die Anzahl an Ballaktionen pro Spiel, die Anthony Modeste in seinen fünf Bundesligaauftritten für den BVB bislang verbuchte. Auch in Leipzig war der ehemalige Kölner wieder mehr Fremdkörper als tatkräftige Hilfe.
Modeste ist sehr selten ins Spiel eingebunden und strahlt dann auch nur wenig aus, seine Körpersprache wirkt zunehmend teilnahmslos. Der Stürmer muss zwingend aktiver werden, gerade dann, wenn der BVB in seinen Angriffen das beabsichtigte Muster "Flanke auf Modeste, Kopfball Modeste" nicht durch bekommt.
Das ist auch die Crux an der Geschichte: Die Borussia hat es einerseits noch nicht richtig verstanden, seinen großgewachsenen Angreifer gewinnbringend in Szene zu setzen. Nur beim 1:0-Sieg gegen Hertha BSC kam Dortmund auf mehr als 15 Flanken aus dem Spiel heraus - das Tor des Tages in Berlin erzielte prompt Modeste.
In den beiden vergangenen Bundesligaspielen nahm die Anzahl an Hereingaben deutlich ab, Modeste bekam kaum sinnvolles Futter. Wenn sich dann noch wie in Leipzig eine hohe Fehlerquote im Passspiel dazugesellt, so dass man sich erst gar nicht in Position zum Flanken bringt, hängt Modeste fast vollständig durch. Null Schüsse aufs Tor und lediglich fünf Richtung Kasten (niedrigster BVB-Wert in dieser Saison) waren in Leipzig deutlicher Ausdruck der Dortmunder Harmlosigkeit.
BVB: Was bedeuten Modestes Leistungen für Moukoko?
Andererseits ist eben das Mitspielen im Kombinationsfluss nicht gerade Modestes Stärke, bislang zeigte er sich dabei zu fehlerbehaftet. Es hängt also in erster Linie am Spielfluss, den der BVB generieren und aufrecht erhalten muss, bevor er Modeste schließlich einsetzt. Klar ist: Es wird noch eine Menge Arbeit, den ehemaligen Kölner besser in das Dortmunder Spiel zu integrieren.
Nicht außer Acht zu lassen ist zudem die Thematik rund um Youssoufa Moukoko: Der 17-Jährige bekam nach seinem starken 20-Minuten-Auftritt inklusive Tor in Freiburg nur noch 41 Minuten Spielzeit, 31 davon am Samstag gegen RBL. Bessern sich Modestes Leistungen nicht beträchtlich und Moukoko säße dennoch weiterhin so häufig nur draußen, dürfte das nicht die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der Youngster seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag verlängert.
BVB muss Giovanni Reyna von der Leine lassen
Der Umgang des BVB mit Giovanni Reyna ist absolut richtig. Der US-Amerikaner fehlte fast das gesamte vergangene Jahr mit langwierigen Verletzungen. Daher ergibt es viel Sinn, den 19-Jährigen in aller Ruhe und mit Bedacht an die Belastungen heranzuführen, zumal diese in den kommenden englischen Wochen noch einmal höher als bislang sein werden.
Terzic kündigte bereits an, dass man Reynas Entwicklung weiterhin mit Vorsicht begegnen wird. Dass er teils auch aus dem Training und dem Spielbetrieb genommen wurde, das "wird uns auch weiterhin begleiten", sagte Terzic.
Doch Reyna hat sein Trainingspensum zuletzt kontinuierlich gesteigert, in den beiden vergangenen Pflichtspielen kam er 97 Minuten zum Einsatz. Und dabei zeigte sich, dass Reyna derzeit Dortmunds Lichtblick ist. In der Champions League gegen Kopenhagen war er stark und bereitete zwei Tore vor, auch nach seiner Hereinnahme in Leipzig zeigte er sich spielfreudig und schwang sich schnell zum zielstrebigsten Dortmunder auf.
BVB: Dortmund braucht Reynas Stärken
Sechs Flanken standen am Ende nach 31 Minuten Spielzeit zu Buche, eine davon hätte Modeste nach etwas mehr als einer Stunde zum Anschlusstreffer nutzen müssen. Angesichts der vielen Ausfälle auf den offensiven Außenpositionen sind Reynas Direktheit, seine Stärken im Eins-gegen-eins und die gute Ballführung in engen Räumen genau das, was die Borussia derzeit braucht und ihr ohne Karim Adeyemi, Donyell Malen und Jamie Bynoe-Gittens abgeht.
"Wir müssen einfach schauen, wie sich der Körper an diese Belastung adaptiert, weil wir kein großes Risiko eingehen wollen, dass sich Dinge wiederholen", sagte Terzic über sein Vorgehen bei Reyna.
Es ist angesichts von Reynas Verletzungshistorie daher sicherlich ein Ritt auf der Rasierklinge, doch der BVB muss ihn in unmittelbarer Zukunft noch mehr von der Leine lassen. Dazu ist er zu gut und zu gut drauf, er kann dem Team mit seinen Fähigkeiten in der aktuellen Situation sehr helfen - kurzfristig bei der Vielzahl der kommenden Partien, langfristig als ernsthafter Konkurrent für Adeyemi, Malen und Julian Brandt.
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