Borussia Dortmund erlebt bei Sporting Lissabon einen Abend zum Vergessen und spielt fortan in der Europa League. Daran trägt nicht nur die Mannschaft auf dem Platz Schuld. Drei Erkenntnisse zum Aus in der Champions League.
"Sporting hat gar nichts für das Spiel gemacht und gewinnt 3:1. Das ist schwierig zu akzeptieren", sagte ein konsternierter Marco Reus nach dem Champions-League-Aus und einem alles in allem "beschissenen" Abend am DAZN-Mikrofon.
Der BVB tat allerdings im selbst erklärten "Endspiel" tatsächlich noch weniger als die vornehmlich aufs Kontern beschränkten Portugiesen, für die es im Übrigen ebenfalls ein solches war.
Die Dortmunder ließen eine klare Spielidee vermissen und sich zu schnell aus der Ruhe bringen. Der Auftritt in Lissabon zeigte außerdem, dass der zweite Anzug längst noch nicht sitzt. Drei Erkenntnisse zum Königsklassen-Aus der Westfalen.
BVB-Armutszeugnis gegen Lissabon: Dortmund lässt alles vermissen
"Wir haben ein wichtiges Endspiel vor der Brust", hatte BVB-Coach Marco Rose vor dem Spiel gegen Sporting gesagt. Das Weiterkommen in der Königsklasse stand schließlich auf dem Spiel - eine klassische Do-or-die-Partie also.
Allerdings vermittelte der BVB nicht den Eindruck, als hätte er alles Notwendige aufgebracht, um in die nächste Runde einzuziehen. Zwar hatten die Dortmunder knapp doppelt so viel Ballbesitz wie Sporting, damit wusste die Rose-Elf allerdings nichts anzufangen.
gettyZu ideenlos und statisch war das Spiel der Westfalen, zahlreiche Angriffe wurden nicht sauber zu Ende gespielt. Bis auf das gewohnt frühe Anlaufen war wie schon so häufig in dieser Saison nicht zu erkennen, was das Spiel des BVB auszeichnen sollte. Gegen ein kompakt verteidigendes Sporting kam Dortmund - erneut - nur selten gefährlich vors Tor.
Vor allem die zweite Halbzeit glich einem Armutszeugnis: Der BVB gab lediglich zwei Schüsse aufs Tor ab (Sporting vier) - wohlgemerkt bei einem 0:2-Rückstand. In Anbetracht der Ausgangslage hätte es ein Dortmunder Feuerwerk geben müssen.
Und Sporting? Die blieben vor allem zu Beginn trotz des eigentlichen Finalcharakters der Partie zwar passiv, zeigten sich aber "kompromissloser und konsequenter" (Rose) als der BVB. Cheftrainer Ruben Amorim schien seine Elf bestens auf die Schwächen der Gäste vorbereitet zu haben. Anders als möglicherweise Rose, denn der kannte zumindest bis knapp 24 Stunden vor dem Aufeinandertreffen nicht einmal den Namen seines Gegenübers.
BVB-Kader ist in der Breite nicht gut genug
Freilich fehlen beziehungsweise fehlten dem BVB einige Leistungsträger, allen voran der seit Wochen verletzte Erling Haaland. Doch das darf nicht über die mangelnde Qualität und Breite in der zweiten Reihe hinweg täuschen.
Nico Schulz, Reinier oder Marin Pongracic: Von den vermeintlichen Reservisten schafft(e) es keiner, Druck auf die baldigen Rückkehrer auszuüben, geschweige denn sich als adäquate Alternative zu empfehlen. Ohne Spieler wie Haaland oder Raphael Guerreiro in der Startelf fehlt es Dortmund an Kreativität und Durchschlagskraft. Die Diskrepanz im Dortmunder Kader ist viel zu groß.
Der kurzfristig für den verletzten Guerreiro in die Startelf beorderte Schulz verschuldete mit seinem Aussetzer das 0:1, während Pongracic vor allem vor dem zweiten Gegentor jegliches Stellungs- und Zweikampfspiel vermissen ließ. Reinier blieb offensiv blass (ein Torschuss) und gewährte hinten Pedro Goncalves beim 0:2 zu viel Freiraum.
Auf der Bank nahmen mit Dan-Axel Zagadou, Mahmoud Dahoud und Emre Can drei Spieler Platz, die nach monate- beziehungsweise wochenlangen Verletzungen zuletzt kaum Spielpraxis hatten. Steffen Tigges, Ansgar Knauff oder Felix Passlack hätten es dagegen bei voller Besetzung vermutlich schwer, in den Kader zu rücken.
Und so kommt es, dass Akteure wie Manuel Akanji, Jude Bellingham oder Reus nahezu jedes Spiel über die volle Distanz bestreiten (Stichwort Belastungssteuerung). Sollte den Dortmundern das Verletzungspech weiterhin treu bleiben, sieht es für den weiteren Saisonverlauf nach aktuellem Kaderstand düster aus.
BVB wird erneut Opfer der eigenen Unkonzentriertheiten
"Die waren zu Beginn total verunsichert", sagte Reus mit Blick auf Sporting. Nach 30 Minuten waren es allerdings die Dortmunder, auf die dies zutraf.
Dabei hatte die Partie für den BVB trotz fehlender Durchschlagskraft eigentlich solide begonnen. Die Dortmunder übernahmen nach anfänglichen Schwierigkeiten die Kontrolle. Doch als alles auf eine ereignisarme erste Halbzeit hindeutete, leitete Schulz mit seinem Patzer aus dem Nichts die Führung für Sporting ein.
Das brachte die Dortmunder augenscheinlich aus der Fassung. Fortan leistete sich der BVB zahlreiche Unkonzentriertheiten, wurde von Sporting mehr unter Druck gesetzt und kassierte nur neun Minuten später das zweite Gegentor.
Es war nicht das erste Mal, dass sich die Westfalen eine solide Ausgangssituation durch eigene Unkonzentriertheiten torpedierten.