BVB - Showdown im Haaland-Poker: So realistisch sind die Optionen

Maximilian Lotz
24. Februar 202215:09
Barca soll sogar einen weiteren Vorstoß unternommen haben. Laut L'Esportiu hätten sich Coach Xavi sowie Berater Jordi Cruyff am Mittwoch mit dem Stürmer in München getroffen. Dort war dieser laut Bild eigentlich nur zur Behandlung seiner Verletzung.getty
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Der Poker um die Zukunft von Erling Haaland geht offenbar in die heiße Phase. Laut Cadena Ser soll der BVB-Torjäger noch in dieser Woche mit seinem Berater Mino Raiola über die verschiedenen Angebote sprechen. SPOX und GOAL beleuchten die Optionen.

Während Borussia Dortmund am Abend bei den Glasgow Rangers gegen das Aus in der Europa League (21 Uhr im LIVETICKER) kämpft, ist Erling Haaland weiter zum Zuschauen verdammt. Trotz Extraschichten im Training ist der BVB-Torjäger noch nicht bereit für ein Comeback.

"Er macht, er tut alles, aber das ist noch ein Stück entfernt von 100 Prozent", sagte BVB-Coach Marco Rose. "Er braucht Zeit, die Sache mit den Adduktoren ist ein bisschen diffus, das dauert." Dortmunds Goalgetter fehlt nun schon seit Ende Januar, insgesamt bestritt er nur 20 von 34 möglichen Pflichtspielen in dieser Saison - ist sein Fehlen etwa schon ein Vorgeschmack auf die nächste Saison?

"Erling fällt mittlerweile fast die Hälfte der Saison aus. Wir haben trotzdem viele Tore in der Bundesliga geschossen", stellte Rose trotzig fest. Auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke reagierte gelassen auf einen möglichen Haaland-Abgang. "Wenn er geht, werden wir es so handhaben, wie wir es immer gehandhabt haben. Wir haben ja schon den einen oder anderen Torjäger verloren hier, Robert Lewandowski, Aubameyang. Wir werden wieder jemand Neues finden", sagte Watzke bei RTL/ntv.

Watzke rechnet damit, dass sich die Zukunft des umworbenen Norwegers "in den nächsten Wochen" klären werde. "Vielleicht ein Monat, vielleicht sechs Wochen", meinte Watzke. Dennoch könnte eine Entscheidung zeitnah erfolgen. Haaland, der im Sommer per 75-Millionen-Euro-Klausel aus seinem bis 2023 laufenden BVB-Vertrag aussteigen kann, soll laut Cadena Ser noch in dieser Woche mit seinem Berater Mino Raiola über die verschiedenen Optionen sprechen.

Demnach habe Haaland Angebote von Real Madrid, dem FC Barcelona, Paris Saint-Germain, Manchester City und Bayern München vorliegen. Doch auch der BVB hat die Hoffnung auf einen Verbleib noch nicht aufgegeben. SPOX und GOAL beleuchten die verschiedenen Optionen:

Erling Haalands Vertrag beim BVB läuft aktuell bis 2023.getty

Bleibt Haaland beim BVB?

Trotz der anhaltenden Spekulationen um einen Abschied Haalands, hielt etwa Sebastian Kehl einen Verbleib des 21-Jährigen nicht für komplett abwegig. "Es gibt sicherlich noch ein paar Gründe, warum wir als Klub für ihn weiterhin eine sehr gute Option sein können", sagte der Leiter der BVB-Lizenzspielerabteilung zuletzt.

Laut Sky soll Haaland, der aktuell schätzungsweise acht bis neun Millionen Euro verdienen soll, bei einer Vertragsverlängerung eine Verdopplung seines Salärs auf 16 bis 18 Millionen Euro winken. Ob der BVB im Wettbieten der Topklubs aber mithalten kann, scheint fraglich. Zumal laut ESPN Haaland bei einem Wechsel im Sommer ein Jahresgehalt von 35 Millionen Euro anstreben soll.

Entscheidend für seine nahe Zukunft dürfte auch die sportliche Perspektive sein. Die aktuell durchwachsene Saison und das frühe Aus in der Champions League, dazu der drohende K.o. in der Europa League dürften die Dortmunder Verhandlungsposition nicht unbedingt verbessert haben. Dennoch ist sein Standing im Team unbestritten und auch ein weiteres Jahr beim BVB wäre für seine Entwicklung sicher kein verlorenes. Ein Szenario, bei dem Haaland ohne eine Vertragsverlängerung beim BVB in die neue Saison geht, um dann 2023 ablösefrei zu gehen, wollen die Dortmunder allerdings mit aller Macht verhindern.

Real Madrid: Mbappe statt Haaland?

Nach Informationen von SPOX und GOAL ist Real das bevorzugte Ziel von Haaland. Aus Vereinskreisen geht hervor, dass auch die Königlichen selbst interessiert sind. Allerdings liegt in diesem Sommer der volle Fokus auf einem möglichen Transfer von PSG-Star Kylian Mbappe, für den in Madrid eine Führungsrolle vorgesehen ist. Sollte Real sowohl Haaland als auch Mbappe holen, droht ein Luxusproblem.

Aktuell ist zudem Karim Benzema im Sturmzentrum bei Real gesetzt, der Vertrag des Franzosen läuft im Sommer 2023 aus. Ein Sturmduo Benzema/Haaland klingt zwar nach Nonplusultra, scheint aber mit Blick auf den Spielstil unrealistisch. Jorge Castro Picon, GOAL-Korrespondent Real Madrid, glaubt, dass sich Real um Haaland bemühen wird. Aber er glaubt auch: "Eine Verpflichtung wird sehr schwierig werden."

Ein ebenfalls diskutiertes Transfermodell, bei dem Real Haaland zwar in diesem Sommer verpflichtet, ihn aber noch ein Jahr an Dortmund zurückverleiht, stieß beim Haaland-Vertrauten Jan-Aage Fjörtoft auf Unverständnis. "Bitte hört mit diesen '2023-Deal'-Geschichten auf. Erling ist kein Gebrauchtwagen, den du irgendwo parken kannst, bis du ihn brauchst", twitterte Fjörtoft. "Haaland ist wie ein Bugatti, den du JETZT fährst!"

Paris Saint-Germain: Haaland als Mbappe-Ersatz?

Sollte Mbappe im Sommer zu Real Madrid wechseln, hinterlässt der Offensivstar eine große Lücke im PSG-Angriff. Bei der Suche nach einem Nachfolger gilt Haaland laut L'Equipe als Wunschkandidat. Erste Gespräche zwischen Berater Raiola und PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi sollen demnach bereits stattgefunden haben.

Finanziell dürfte der Deal für Paris Saint-Germain sicherlich zu stemmen sein, allerdings gilt der französische Serienmeister nicht unbedingt als Haalands Wunschziel Nummer eins. Zwar strebt der Klub - wie Haaland selbst - den Gewinn der Champions League als großes Ziel an, scheitert bei diesem Vorhaben aber regelmäßig.

FC Barcelona: Geht Barca All-In für Haaland?

Nach Informationen von SPOX und GOAL wollen die Katalanen alle Hebel in Bewegung setzen und alle Mittel ausschöpfen, um Haaland zu Barca zu locken. Angesichts eines Schuldenbergs von 1,35 Milliarden Euro scheint dieses Vorhaben allerdings nur schwer zu realisieren.

Ein möglicher Deal soll unter anderem durch einen teilweisen Verkauf der eigenen Medienproduktionsfirma gelingen. Nach Informationen von SPOX und GOAL steht Barca diesbezüglich im Austausch mit dem spanischen Ligaverband. Dort hat man einen Modellvorschlag unterbreitet, wie ein Transfer Haalands wirtschaftlich zu stemmen sei. So wollen die Blaugrana 49 Prozent an den Barca Studios, einer Medienproduktionsfirma, die dem Verein gehört, verkaufen und so 100 Millionen Euro für einen Haaland-Deal generieren.

Präsident Joan Laporta geht es beim Norweger ums Prestige, ähnlich wie 2003 die Verpflichtung von Ronaldinho, die Laportas erste Amtszeit bei den Katalanen nachhaltig prägte.

"Alles ist möglich. Alle auf der Welt sollten sich darauf vorbereiten, dass wir als großer Player auf dem Markt zurück sind", sagte Laporta im Januar und meinte an anderer Stelle in Bezug auf Haaland: "Im Sommer werden wir versuchen, die Mannschaft noch mehr zu verstärken - und dabei sind wir auf dem richtigen Weg."

Manchester City: Haaland auf den Spuren seines Vaters?

Der FC Liverpool, der FC Chelsea und die beiden Klubs aus Manchester - alle Schwergewichte Englands wurden zeitweise mit Haaland in Verbindung gebracht. Als weiterhin ernsthaft interessiert gilt offenbar nur noch ManCity, wie nun aus dem Bericht von Cadena Ser über ein angebliches Angebot hervorgeht.

Die Times schrieb schon im vergangenen Jahr von geplanten Gesprächen zwischen ManCity und Haalands Berater Raiola. Demnach rechneten sich die Skyblues auch aufgrund der familiären Verbindung zum Klub, für den Haalands Vater Alf-Inge von 2000 bis 2003 als Spieler aktiv war, gute Chancen im Transferpoker aus.

Allerdings ist das Verhältnis zwischen City-Coach Pep Guardiola und Raiola nicht das beste. Der Star-Berater warf Guardiola einst vor, seinen Klienten Zlatan Ibrahimovic beim FC Barcelona "wie einen Hund behandelt" zu haben.

Robert Lewandowskis Vertrag läuft 2023 aus.imago images

FC Bayern: Haaland und/oder Lewandowski?

2014 wechselte Robert Lewandowski vom BVB zum FC Bayern, geht nun etwa Haaland den gleichen Weg? Laut Cadena Ser soll auch der Rekordmeister um Haalands Gunst buhlen. Aber in München genießt weiter die Personalie Lewandowski höchste Priorität, auch wenn bezüglich einer Verlängerung seines 2023 auslaufenden Vertrags offenkundig aktuell Stillstand herrscht.

Auf dem Platz scheint ein Sturmduo Haaland/Lewandowski jedenfalls unvereinbar. "Für mich ist das keine perfekte Kombination", sagte zuletzt auch Ex-Trainer Jürgen Klinsmann in einem L'Equipe-Interview. Haaland und Lewandowski seien "zwei Neuner, die würden sich gegenseitig auf den Füßen stehen" und deshalb zu oft "zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein". Sollten die Bayern eine Verpflichtung tatsächlich in Erwägung ziehen, "dann würden sie damit sicher warten, bis Lewandowski weg ist".

Auch der finanzielle Aspekt spielt für die Bayern eine nicht unerhebliche Rolle - und das nicht nur wegen der satten 75-Millionen-Klausel von Haaland. Sondern auch in puncto Gehalt. Lewandowski zählt aktuell schon zu den Topverdienern des Klubs. Haalands angestrebte Dimensionen von 35 Millionen Euro Jahresgehalt dürften die Münchner wohl kaum mitgehen. Ohnehin ist das Gehaltsgefüge beim Rekordmeister durch Lucas Hernandez schon mächtig ins Wanken geraten.

Steckbrief:

Erling Haaland
Geburtstag:21. Juli 2000
Geburtsort:Leeds
Nationalität:Norwegen
Größe:1,94 Meter
Position:Mittelstürmer
Starker Fuß:links
Bisherige Vereine:Bryne FK, Molde FK, Red Bull Salzburg, Borussia Dortmund