Die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes will das vorerst gescheiterte "China-Projekt" in der Regionalliga Südwest wiederbeleben. Noch vor Weihnachten wird DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius deshalb zu Gesprächen ins Reich der Mitte reisen.
"Wir haben die Spiele ausgesetzt, jetzt wollen wir in China miteinander sprechen, ob es Möglichkeiten zu einer Fortsetzung im kommenden Jahr gibt", sagte Curtius der Bild am Sonntag: "Grundsätzlich finde ich, dass diese Freundschaftsspielserie eine Eigendynamik bekommen hat, die mit dem ursprünglichen Gedanken nichts mehr zu tun hat."
Ende November wurden die Spiele der chinesischen U20-Nationalmannschaft in der Regionalliga, für die jeder Klub 15.000 Euro erhalten sollte, nach Protesten bei der Premiere bis zur Winterpause ausgesetzt.
Zum Auftakt der Serie beim TSV Schott Mainz am 18. November hatte eine Gruppe von Zuschauern während der ersten Halbzeit tibetische Flaggen aufgehängt. Die Gäste hatten sich daraufhin zunächst geweigert, die Begegnung fortzusetzen. Erst nach einer 25-minütigen Unterbrechung rollten die Zuschauer die Fahnen ein, die Partie ging weiter.
Die Chinesen, die sich mit den Partien auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio vorbereiten wollten, erwarteten von ihrem Gastgeber ein Vorgehen gegen solche Proteste bei kommenden Spielen. Mit dem Recht auf Meinungsfreiheit in Deutschland konnten sich die Asiaten nicht anfreunden.
Tibetfahnen und DFB-Kritik unumgänglich
Dass es bei einer Fortsetzung im kommenden Jahr keine Proteste geben wird, scheint unwahrscheinlich. Die Tibet-Initiative Deutschland hat bereits angekündigt, "auch 2018 das Recht auf Meinungsfreiheit verteidigen und mit der tibetischen Flagge in die Stadien" gehen zu wollen.
Um dies zu verhindern, hatte die Cheftage von Kickers Offenbach die Austragung der Partien unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorgeschlagen. Sollte sich der DFB diesem Vorschlag anschließen, dürfte es erneut harsche Kritik am Verband hageln.
Dem DFB war in den vergangenen Monaten schon mehrfach vorgeworfen worden, die Menschenrechtsfrage in China nicht zu thematisieren und stattdessen nur seine wirtschaftlichen Interessen zu verfolgen.