Für den Türkei-Experten Christoph Daum ist Mesut Özils Wechsel zu Fenerbahce Istanbul ein Sprung ins Haifischbecken. "Er wird, wenn die Leistung mal nicht stimmt, dermaßen unter der Gürtellinie angegriffen, das hat er selbst in schlimmsten Zeiten bei der deutschen Nationalelf nicht erlebt", sagte der frühere Fener-Trainer dem SID: "Da wird mit ganz anderen Bandagen gearbeitet."
In der türkischen Süper Lig werde "das Kämpferische" immer mehr betont: "Es wird für viele eine Herausforderung sein, Mesut Özil aus dem Spiel zu nehmen. Da werden häufig zwei bis drei Leute auf seinen Füßen stehen. Er wird sich da körperlich mehr wehren müssen, als er das jemals erlebt hat", betonte Daum. Hinzu komme ein "enormer Druck" von Fans und Medien: "Manchmal kannst du tagelang nicht rausgehen, wenn Du verloren hast. Das wird eine riesige Belastungsprobe."
Auch innerhalb der Mannschaft werde es sicherlich Neider geben, der Transfer habe eingeschlagen "wie eine Bombe", sagte Daum (67). "Da kommt jetzt einer, da sagen die Mitspieler: Bei mir wurde über 10.000 Lira gefeilscht - und bei dem spielt Geld keine Rolle." Dann heiße es: "Hier hast du den Ball, dann zeig' mal! Mach!"
Özil, Weltmeister von 2014, war bei Fenerbahce am Mittwoch in einer pompösen Inszenierung vorgestellt worden. Der 32-Jährige, dessen Vertrag beim FC Arsenal aus der englischen Premier League aufgelöst worden war, erhielt beim 19-maligen Meister einen Dreieinhalbjahresvertrag.
Fenerbahce, betonte Daum, sehe sich wie die Stadtrivalen Galatasaray und Besiktas "ganz klar als führender Verein in der Türkei". Fener vertrete aus Vereinssicht "die wahre Türkei, den asiatischen Teil", und berufe sich auf weltweit 30 Millionen Anhänger. Gegen die Rivalität der Istanbuler Vereine sei jene zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 "wie ein Kindergeburtstag. Da ist wirklich High Noon."