Der FC Barcelona stellt mit einer Horde Halbwüchsiger einen Torrekord in der Champions League ein. Olympiakos Piräus wurde bitter von Borussia Dortmund enttäuscht, der FC Porto scheitert an Zenit St. Petersburgs Hexer und muss im neuen Jahr seinen Europa-League-Titel verteidigen. Viktoria Pilsen spielt gegen den AC Milan Roulette und holte damit einen Punkt.
Gruppe E
FC Chelsea - FC Valencia 3:0 (2:0)
Tore: 1:0 Drogba (3.), 2:0 Ramires (22.), 3:0 Drogba (76.)
Ballbesitz: 34:66 Torschüsse: 13:10 Ecken: 4:8
Villas-Boas verzichtete in der Startelf auf Lampard, Torres und Malouda. Und ohne die "Altlasten" lief's bei Chelsea endlich mal wieder wie aus einem Guss - obwohl man nur 34 Prozent Ballbesitz hatte.
Terry und Luiz räumten hinten gnadenlos ab, Cole verkeilte sich in Gegenspieler Feghouli, Mata, Ramires und Sturridge wieselten im Highspeed über den Platz und vorne erlebte Drogba seine Wiedergeburt. Obendrein holte Cech zwei Unhaltbare raus.
In dieser Form ist mit den Blues zu rechnen, zumal als Gruppensieger ein vermeintlich leichtes Los wartet. Und Valencia? Hat unterm Strich nicht mehr als die Europa League verdient.
SPOX-Analyse: Victor Ruiz der Flop des Spiels
Spieler des Spiels: Didier Drogba (FC Chelsea)
KRC Genk - Bayer Leverkusen 1:1 (1:0)
Tore: 1:0 Vossen (30.), 1:1 Derdiyok (79.)
Ballbesitz: 42:58 Torschüsse: 7:18 Ecken: 5:7
Leverkusen kann auswärts in der Champions League einfach nicht gewinnen, wartet seit der Final-Saison 2002 auf einen Auswärtserfolg in der Königsklasse und verpasste durch das Remis Platz eins in der Gruppe. Genk verabschiedete sich hingegen mit dem dritten Heim-Remis achtbar aus der Gruppe E.
Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt: Genk ging mit seiner ersten Chance in Führung, Bayer fehlte in der Folge der Punch. Erst nach Derdiyoks Ausgleich wäre beinahe noch das 1:2 gefallen, am Ende lief Leverkusen aber die Zeit davon. Ballack spielte diesmal komplett unsichtbar. Nun hofft man bei Bayer heimlich auf APOEL Nikosia im Achtelfinale. Könnte aber auch Barca werden...
Spielbericht: Leverkusen verspielt den Gruppensieg
Spieler des Spiels: Fabien Camus (KRC Genk)
Gruppe F
Olympiakos Piräus - FC Arsenal 3:1 (2:0)
Tore: 1:0 Djebbour (16.), 2:0 Fuster (36.), 2:1 Benayoun (57.), 3:1 Modesto (89.)
Ballbesitz: 47:53 Torschüsse: 22:11 Ecken: 8:2
Die Griechen schieben schon wieder Hass auf die Deutschen - was am Dienstagabend primär mit dem Versagen von Borussia Dortmund gegen Olympique Marseille im Parallelspiel zusammenhängt. Hätte Marseille nicht gewonnen, stünde Piräus im Achtelfinale. So bleibt Olympiakos nur die Europa League.
Dortmund hatte zuvor auf Schützenhilfe von Arsenal gehofft, wurde aber ebenso enttäuscht. Wengers B-Elf machte sich nämlich richtig lächerlich. Zwar war nicht zu erwarten, dass Oxlade-Chamberlain, Coquelin und Co. um ihr Leben fighten oder urplötzlich flüssig zusammenspielen.
Aber die Art und Weise, wie sich die Gunners von leidenschaftlich kämpfenden Griechen die Butter vom Brot nehmen ließen, war schon verwunderlich. Dazu kamen Gegentore der Marke "Slapstick".
Vor dem 0:1 ließ Squillaci einen Steilpass durchrutschen, beim 0:2 machte sich der für den verletzten Fabianski eingewechselte Keeper Mannone doppelt lächerlich: Seine Kopfball-Abwehr an der Strafraumgrenze geriet zu kurz, Fusters verunglückte Direktabnahme im Anschluss ließ er dann ins Tor passieren, weil er im Rückwärtslaufen mit dem Fuß klären wollte, statt die Hände zu nehmen.
Positiv zu vermerken war so nur das tolle Anschlusstor von Benayoun und die Tatsache, dass Mannone beim 1:3 schlicht chancenlos war. Was über 88 Minuten lustig und unterhaltsam war, entwickelte sich in den Schlussminuten durch Marseilles Siegtreffer in Dortmund dann zu einem waschechten Drama.
Die tapferen Griechen, die Arsenal, Dortmund und Marseille je einmal besiegten, vergossen am Ende bittere Tränen der Enttäuschung.
Spieler des Spiels: David Fuster (Olympiakos Piräus)
Borussia Dortmund - Olympique Marseille 2:3 (2:1)
Tore: 1:0 Blaszczykowski (23.), 2:0 Hummels (32., Elfmeter), 2:1 Remy (45.+4), 2:2 Ayew (85.), 2:3 Valbuena (88.)
Ballbesitz: 56:44 Torschüsse: 15:9 Ecken: 3:6
Am Ende stand Dortmund mit leeren Händen da. Mit ganz leeren Händen. Champions League weg, Europa League weg. Kurz vor Schluss drehte Valbuena mit einem Sonntagsschuss die Partie zu Gunsten der Gäste noch komplett, dabei hatte Marseille vorher nicht wirklich viel ins Spiel investiert.
Gegen den Champions-League-BVB reichte es dennoch. Und so verabschiedete sich der deutsche Meister mit vier Punkten aus der Königsklasse und schied als zweiter deutscher Meister nach dem VfB Stuttgart 2008 als Gruppenletzter aus.
Doch damit nicht genug. Der BVB verlor auch noch Kapitän Kehl. Der musste nach einer halben Stunde nach einem bösen Tritt gegen den Kopf von Mbia vom Platz getragen werden und wurde sofort ins Krankenhaus gefahren.
"Er nimmt das billigend in Kauf", sagte Klopp über das Einsteigen von Mbia. "Deshalb hätte man auch über eine andere Karte als Gelb nachdenken können." Nach der ersten Untersuchung im Krankenhaus konnte bei Kehl zumindest eine Fraktur ausgeschlossen werden. Immerhin.
SPOX-Analyse: Götze diesmal schwach
Spieler des Spiels: Andre Ayew (Olympique Marseille)
Gruppe G
FC Porto - Zenit St. Petersburg 0:0
Ballbesitz: 58:42 Torschüsse: 25:3 Ecken: 10:2
Wie Manuel Neuer im Jahr 2008 avencierte Zenit-Keeper Wjatscheslaw Malafejew zum Matchwinner und trieb Porto mit wahnsinnigen Paraden zur Verzweiflung und letztlich zum Aus in der Gruppenphase.
Da nutzte es den Hausherren wenig, dass Stürmer-Star Hulk allgegenwärtig und kaum zu kontrollieren war. Lediglich ein Quäntchen Glück und Malafejew standen einer frühen Führung im Weg. Zenit hingegen machte keine Anstalten, selbst offensiv in Erscheinung zu treten und zog stattdessen den eisernen Vorhang in der eigenen Hälfte zu.
Je länger die Partie dauerte, desto nervöser wurde Porto. Ein wütender Angriff jagte den nächsten, die Verzweiflung wuchs von Minute zu Minute. St. Petersburg warf seine Hoffnung auf schnelle Gegenangriffe bald über den Haufen und drosch jeden Ball gnadenlos auf die Tribüne.
Kurz vor Schluss tauchte Rodriguez frei vor Malafejew auf, blieb jedoch nur zweiter Sieger (80.). Die Russen qualifizierten sich so recht schmucklos für die Runde der letzten 16. Porto muss dagegen den Gang in die Europa League antreten - und hat ab jetzt einen Titel zu verteidigen.
Spieler des Spiels: Wjatscheslaw Malafejew (Zenit St. Petersburg)
APOEL Nikosia - Schachtjor Donezk 0:2 (0:0)
Tore: 0:1 Adriano (62.), 0:2 Selesnjow (78.)
Bes. Vorkommnis: Pardo (Nikosia) hält Elfmeter von Adriano (12.)
Ballbesitz: 41:59 Torschüsse: 7:21 Ecken: 5:7
Schon etwas paradox: Der Gruppensieger bekam im letzten Spiel vom abgeschlagenen Letzten die Grenzen aufgezeigt. Ein wahres Feuerwerk gab es jedenfalls nur vor dem Spiel. Die Fans von APOEL feierten den größten Erfolg des Vereins mit ausreichend (legaler) Pyrotechnik.
Im Spiel selbst musste man sich manchmal die Frage stellen, warum Nikosia überhaupt weiter gekommen ist. Donezk nahm die manchmal schon hilflos wirkenden Zyprer über die Außen regelrecht auseinander. Großes Manko der Ukrainer war die dilettantische Chancenauswertung: Ob Elfmeter oder mit drei Mann auf den Keeper zu laufend - Tore wollten lange nicht fallen.
Nikosias Torhüter Pardo vernagelte sein Tor bis zur 62. Minute, Adriano brach schließlich den Bann. Den Fans machte es trotzdem nichts aus. Auch als Donezk durch das 2:0 in der 78. Minute den Sack endgültig zu machte, freuten sich die Anhänger von APOEL weiter.
Spieler des Spiels: Urko Pardo (APOEL Nikosia)
Gruppe H
FC Barcelona - BATE Borissow 4:0 (1:0)
Tore: 1:0 Sergi Roberto (35.), 2:0 Montoya (60.), 3:0/4:0 Pedro (63./89., Elfmeter)
Ballbesitz: 70:30 Torschüsse: 22:2 Ecken: 6:0
Ein Spiel, wie man es sich erwartet hatte: Barca spielte sich in der zweiten Halbzeit in einen Rausch und schoss die Weißrussen am Ende standesgemäß ab. Das Bemerkenswerte an der Sache: Messi, Xavi, Iniesta, Fabregas, Puyol, Villa, Busquets, Sanchez, Mascherano, Valdes, Abidal und Dani Alves spielten gar nicht mit.
Der erste Anzug des Titelverteidigers schaute vier Tage vor dem Clasico gegen Real Madrid geschlossen von der Tribüne aus zu und lachte sich darüber schlapp, wie einseitig das Spiel trotzdem verlief. In Barcas Startelf standen mit Pedro, Thiago und Maxwell überhaupt nur drei Spieler mit Stammkraftpotenzial, dazu kam der jüngstens öfter im Kader stehende Cuenca.
Montoya (20), Rafinha (18), Muniesa (19), Riverola (20) und Deulofeu (17) feierten allesamt ihr Europacup-Debüt. Pique setzte sich zumindest auf die Bank. Der Rest wurde einfach mit Jungstars von der Zweiten, Barcelona B, aufgefüllt, die in der zweiten spanischen Liga derzeit auf Platz 13 steht. Und der Zweitligist spielte Borissow ordentlich her.
Sergi Roberto offenbarte im Mittelfeld Xavi-Ansätze, Cuenca agierte teilweise richtig iniesta-like (3 Assists) und die beiden Alcantara-Brüder (Thiago und Rafinha) spielten sich die Bälle so einfach zu wie Messi und Fabregas. Dazu zeigte Montoya, dass er durchaus öfter Alves als Rechtsverteidiger vertreten könnte.
Highlights des Spiels: Vor Montoyas 2:0 lief der Ball über fast ein Dutzend Stationen durch Barcas Reihen, beim 3:0 drückte Pedro eine Cuenca-Hereingabe lässig mit der Hacke durch die Hosenträger von BATE-Keeper Gutor.
Statistiken am Rande: Für Roberto und Montoya war es die Torpremiere in Europa. Der eingewechselte Riverola war der 22. Debütant der Ära Guardiola. Mit 20 Toren in der Gruppenphase stellte Barca zudem den Rekord von ManUtd (1998/99) ein.
Spieler des Spiels: Isaac Cuenca (FC Barcelona)
Viktoria Pilsen - AC Milan 2:2 (0:0)
Tore: 0:1 Pato (47.), 0:2 Robinho (48.), 1:2 Bystron (89.), 2:2 Duris (90.+3)
Ballbesitz: 44:56 Torschüsse: 19:13 Ecken: 8:2
Kennen Sie Pavel Vrba? Nein? Keine Sorge, der Name des Trainers von Viktoria Pilsen wird vermutlich den wenigsten Fußballfans etwas sagen. Eigentlich schade. Denn wie er seine Mannschaft gegen den großen AC Milan einstellte, war aller Ehren wert.
Das Motto der Tschechen: Volle Kraft voraus. Zugegebenermaßen, das Pilsener Spiel ähnelte nicht selten einer Partie der örtlichen G-Jugend: Alle Kicker liefen sorglos und mit einer Naivität nach vorne, dass einem warm ums Herz wurde.
Offenbar waren auch die Italiener sichtlich überrascht von dieser Spielweise, denn in der ersten Hälfte bekam die Allegri-Elf kaum etwas zustande. Selbst nach dem doppelten Schock zu Beginn der zweiten 45 Minuten zeigte Pilsen Moral, rannte die komplette Hälfte unentwegt an und wurde am Ende belohnt.
Weitere Heldentaten der Tschechen gibt's dann im nächsten Jahr in der Europa League zu bestaunen. Nette Randgeschichte: De Sciglio stand beim Spiel in Prag erstmals international in der Milan-Startelf. 16 Jahre zuvor hatte auch Milan-Kapitän Ambrosini sein Europa-Debüt in Prag gefeiert.
Spieler des Spiels: David Bystron (Viktoria Pilsen)
Die Champions League 11/12 in der Übersicht