Borussia Dortmund hat mit Dan-Axel Zagadou das nächste blutjunge Talent verpflichtet. Der Innenverteidiger kommt von Paris Saint-Germain und ist mit seinen 18 Jahren im europäischen Fußball ein noch unbeschriebenes Blatt.Dieser Artikel erschien erstmals bei SPOX am 16. Mai 2017.
Manchester City will Zagadou. Zagadou im Visier von RB Leipzig? Chelsea baggert an Franzosen-Talent. Den internationalen Medien gingen in den letzten Wochen schon beinahe die Formulierungen aus, um den bevorstehenden Abgang von Dan-Axel Zagadou von Paris Saint-Germain anzudeuten.
Glücklicherweise schritt in diesem Moment Hans-Joachim Watzke ein. Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund eilte den Berichterstattern zur Hilfe und verkündete in der SportBild: "Ein guter Spieler, mal gucken, was dabei herauskommt. Wir suchen immer gestandene Profis und Perspektivspieler. Sollte er sich für uns entscheiden, wäre es ein Perspektivspieler, der uns sicher nicht sofort weiterhilft."
Selten bemüht sich die Borussia derart offen um einen Spieler. Die Berichte häufen sich, in Dortmund schweigt man zumeist. In diesem Fall nicht - Watzke scheint zuversichtlich zu sein, bei Zagadou gute, sogar sehr gute Chancen auf einen Vollzug zu haben. Gedulden wird man sich wohl noch bis zu dessen 18. Geburtstag.
Große Konkurrenz in Paris
Am 3. Juni feiert der Verteidiger seine Volljährigkeit und wird damit offenbar auch seinen Wechsel nach Dortmund bekanntgeben. Das deuten zumindest letzte Berichte aus Frankreich und Deutschland an. Unter anderem der kicker schrieb von einer nahenden Einigung mit dem jungen Franzosen.
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Zagadou soll PSG nach langen Jahren in der Jugendabteilung des Klubs mitgeteilt haben, die französische Hauptstadt zu verlassen. Mit seinen 17 Jahren war er in Paris zentraler Bestandteil der zweiten Mannschaft und trainierte unregelmäßig bei den Profis. Dort konnte er allerdings keine Einsätze verbuchen. spox
Angesichts der Konkurrenz aus Thiago Silva, Marquinhos und Talent Presnel Kimpembe nicht überraschend, wenngleich aber ein Rückschlag für die Zukunftspläne der Franzosen. In Dortmund wird Zagadou zum ersten Mal seit langer, langer Zeit ein anderes Trikot überstreifen.
Stellvertretend für Nachwuchsprobleme
Vollkommen friedlich wird der bevorstehende Abgang wohl nicht verlaufen. Von November bis März versuchte sich PSG an einer Disziplinierungsmaßnahme, nachdem der Spieler mit Abschiedsgedanken spielte. Wenig erfolgreich, gerieten die Pläne doch im Anschluss an die Öffentlichkeit.
Inzwischen ist Zagadou zurück und wechselt fließend zwischen U19 und zweiter Mannschaft hin und her. Frankreich-Experte Loiz Tanzi von Goal nennt ihn eines der vielversprechendsten Talente der Akademie, weshalb der Ärger in Paris ob des anstehenden Abschieds entsprechend groß ist.
Zagadou steht gewissermaßen stellvertretend für das Problem der PSG-Nachwuchsabteilung. Man schafft es derzeit kaum, vielversprechende Spieler mit einem passenden Zukunftsplan an den Klub zu binden und stückweise auch an die Profis heranzuführen.
BVB scoutet erfolgreich in Frankreich
Spieler wie Jean-Kevin Augustin, Christopher Nkunku oder eben Zagadou haben gute Anlagen, finden aber keine passende Rolle im Starensemble und werden mit Wechseln in Verbindung gebracht. Mamadou Doucoure von Borussia Mönchengladbach ist ein ungern gehörtes Stichwort in Paris.
Ablösefrei würde Zagadou die Borussia verstärken und sich damit hinter Ousmane Dembele und Raphael Guerreiro einreihen, die ebenfalls kürzlich aus der Ligue 1 nach Dortmund wechselten. Das BVB-Scouting in Frankreich lieferte gute Erträge, das soll auch im neuesten Fall wieder zutreffen.
Waren Dembele und Guerreiro noch Spieler für die eher offensive Abteilung, ist Zagadou ein Innenverteidiger. Der 17-Jährige profitiert dabei von seiner Körpergröße von 1,95 Metern und ragt somit in der Jugend im wahrsten Sinn des Wortes heraus. Doch die Größe alleine ist es nicht, die Zagadou zum begehrten Transferziel machte.
Stärken im Ballbesitzspiel
Der Verteidiger ist Linksfuß und überzeugt mit großer Ruhe am Ball. Unerheblich ob mit der Nationalmannschaft oder im Klub stößt er gerne nach vorne und sucht seine Mitspieler zwischen den Linien. Als Kapitän dirigiert er das Spiel und fällt somit klar in die Kategorie des modernen, spielmachenden Verteidigers.
Defensiv wie unter Druck vertraut Zagadou sehr auf seine körperliche Überlegenheit und sucht gerne den Kontakt. Er schirmt den Ball ab, lässt sich dabei aber gelegentlich weit abdrängen und in aussichtslose Positionen schieben. Gegen den Ball überzeugt er nicht nur im Kopfballspiel, sondern auch im Duell am Boden.
All das hat ihm starkes Interesse aus Europa eingebracht. Die größten Chancen scheint er sich in Dortmund auszurechnen. Dort ist die Defensive allerdings theoretisch mit enorm vielen Spielern gut besetzt. Watzke sprach davon, dass Zagadou "nicht sofort weiterhelfen" würde.
Mögliche Rolle im BVB-Kader
Dass der Franzose sich jedoch von einem Wechsel aus der zweiten Mannschaft von PSG mit Perspektive auf die Profis zur zweiten Mannschaft Dortmunds verabschiedet, scheint unrealistisch. Der BVB wird also einen akzeptablen Marschplan vorgelegt haben, sollte sich der Spieler wirklich zu einem Wechsel entschieden haben.
Mit Sokratis, Marc Bartra und Ömer Toprak sind drei gelernte Innenverteidiger in der nächsten Saison sicher dabei. Lukasz Piszczek wurde ebenso wie Matthias Ginter von Thomas Tuchel immer wieder zentral eingesetzt. Sven Bender, Mikel Merino und Neven Subotic sind letztlich die großen Fragezeichen.
Wird Bender wieder fit? Kehrt Subotic überhaupt zurück? Ist Merino ohne Einsätze offen für einen Verbleib? Und wie plant Dortmund - mit Tuchel oder ohne Tuchel? Momentan stellen sich zu viele Fragen, um die Zukunft des 17-Jährigen vorhersagen zu können. Sicher darf nur sein, dass er mit seinen Fähigkeiten einen Platz beim BVB finden sollte. Ob kurz- oder mittelfristig.
Dan-Axel Zagadou im Steckbrief