Farke statt Favre: Daniel Farke soll Borussia Mönchengladbach in ruhigeres Fahrwasser bringen. Für den 45-Jährigen wird es die erste Station in der Bundesliga.
Daniel Farke öffnete eine Wasserflasche, doch zum Trinken kam der neue Trainer von Borussia Mönchengladbach bei seinem Redefluss fast gar nicht. Voller Tatendrang und Euphorie blickte der Hoffnungsträger der Fohlen am Pfingstsonntag seiner ersten Aufgabe in der Bundesliga entgegen. "Ich sitze hier voller Freude. Aber ich spüre auch eine große Verantwortung angesichts der Bedeutung dieses Vereins", sagte Farke bei seiner offiziellen Vorstellung.
Farke soll die Borussia nach stürmischen Zeiten wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen. Weder mit dem schnell entschwundenen Marco Rose noch mit dem glücklosen Adi Hütter hatte der Traditionsverein zuletzt ins Schwarze getroffen. Die Erwartungen sind jedenfalls groß. "Nach den ersten Gesprächen mit Daniel war ich angefixt, ich hatte Gänsehaut und habe gesagt: Meine Güte, der passt genau zur Philosophie dieses Klubs", sagte Sportdirektor Roland Virkus.
Lange hatte Ex-Trainer Lucien Favre als Favorit auf den Posten gegolten. Ob er sich daher als "1B-Lösung" sehe, wurde Farke dann auch gefragt. Der reagierte gelassen. "Das sind Kategorien, die mich gar nicht interessieren. 1A, 1B, 1C? Vielleicht werde ich ja 1D - D wie Dauerlösung", sagte der 45-Jährige mit einem Grinsen. Es sei "völlig selbstverständlich", dass die Borussia mit dem Schweizer gesprochen habe.
Bei der Frage nach seiner Zielsetzung gab sich Farke zurückhaltender. "Der Kader bietet viel Potenzial. Natürlich brauchen wir auch einen guten Transfersommer", sagte der Ostwestfale und warnte vor zu großer Euphorie: "Die letzten 18 bis 24 Monate waren hier nicht einfach, und jetzt kommen mit Schalke und Bremen zwei Urgesteine hinzu. Da wäre es falsch, übereuphorische Ziele auszugeben."
Klopp? "Wahrscheinlich bräuchte er mich zum Rudern"
Für den Ostwestfalen wird Gladbach die erste Bundesliga-Station, in England hat er sich dagegen durch zwei Aufstiege in die Premier League mit Norwich City bereits einen Namen gemacht.
Sein Engagement im russischen Krasnodar endete zuletzt wegen des Kriegs schon vor seinem ersten Spiel, am Niederrhein erhält er nun einen Vertrag bis 2025. "Ich nehme nur Dinge an, bei denen ich vom Projekt absolut überzeugt bin. Hier war das der Fall", sagte der Ostwestfale.
Auf Farke wartet indes gemeinsam mit Virkus viel Arbeit, auf dem Transfermarkt ist die Borussia bislang nicht tätig geworden - auch wegen der offenen Trainerfrage.
Den Anhängern versprach er aber bereits erfrischenden Fußball: "Was unsere Fans sehen wollen, ist eine Fohlenelf, die mutig ist, die vielleicht nicht fehlerfrei spielt, aber auch nicht ängstlich. Diesen Spirit wollen wir wecken. Wenn uns das gelingt, wird die Tabelle sich schon um sich selbst kümmern, und wir werden einen guten Platz erreichen."
Eine gute Portion Humor brachte Farke indes auch mit. "Jürgen Klopp hat zuletzt gesagt: Wenn er zwei Trainer auf eine einsame Insel mitnehmen dürfte, wären das Pep Guardiola und meine Wenigkeit", sagte er und fügte mit einem Augenzwinkern an: "Man muss immer vorsichtig sein bei Komplimenten von Jürgen. Wahrscheinlich bräuchte er mich zum Rudern." So wie die Borussia, um endlich in ruhigere Fahrwasser zu kommen.