Die deutschen Fußballerinnen sparten nach dem mühsamen 2:1 (1:0) im WM-Test gegen Vietnam nicht mit Selbstkritik. "Wir haben uns offensichtlich ein bisschen schwergetan. Ich glaube, das Positivste war das Ergebnis", sagte Angreiferin Laura Freigang.
Sara Däbritz (Olympique Lyon) gab nach dem vorletzten Formcheck vor der Titelmission in Australien und Neuseeland zu bedenken: "Es war das erste Spiel in der Vorbereitung und man konnte sehen, dass wir an vielen Ecken noch Trainingsbedarf haben. Vor uns liegt noch viel Arbeit." Auch sie war mit dem knappen Sieg gegen die Asiatinnen nicht zufrieden.
Ohne die geschonten Stammkräfte wie Alexandra Popp habe das Team "zusammengewürfelt" gewirkt, befand Lena Lattwein (beide VfL Wolfsburg): "So wild haben wir auch gespielt." Bei der Generalprobe am 7. Juli gegen Sambia in Fürth soll es nach weiterer Grundlagenarbeit in Herzogenaurach viel besser laufen - dann ist auch das nachgereiste Bayern-Quintett einsetzbar.
Nach der frühen deutschen Führung durch ein Hackentor von Paulina Krumbiegel (TSG Hoffenheim/3.) lief vor 13.652 Fans lange wenig zusammen für den zweimaligen Weltmeister. Die eingewechselte Janina Minge (SC Freiburg/80.) erhöhte erst spät, ehe Thi Thanh Nha Nguyen (90.+2) die zahlreichen Vietnam-Fans in Offenbach noch mit dem Anschlusstreffer begeisterte.
An den ehrgeizigen Zielen der Vize-Europameisterinnen ändert das einen Monat vor dem Auftaktspiel gegen Marokko (24. Juli) nichts. "Es ist unser Anspruch, dass wir nach dem knapp verlorenen EM-Finale bei der WM noch eine Schippe drauflegen und das ganze nochmal steigern wollen", sagte Nationaltorhüterin Merle Frohms.
Weltmeisterinnen erkennen Geist von 2003 in aktueller Generation
Die Weltmeisterinnen von 2003 erkennen zwischen ihrer Generation und der aktuellen Nationalmannschaft zahlreiche Parallelen. "Wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten und das stimmt mich auch so positiv für die WM", sagte Spielmacherin Renate Lingor dem SID am Rande des Jubiläumstreffs in Frankfurt am Main: "Sie haben letztes Jahr ein sensationelles Turnier gespielt und sind so zusammengeblieben. Wir kannten uns damals auch untereinander. Sie haben wie wir eine gute Mischung aus jungen, frechen Spielerinnen und gestandenen Führungskräften. Am Ende müssen sie auch ein Team sein."
Das habe die Elf von Martina Voss-Tecklenburg aber schon bei der EM im vergangenen Jahr bewiesen. Die Teams von 2003 und 2023 eine "die Lust aufs Verteidigen", führte 2003er Co-Trainerin Silvia Neid aus: "Wir hatten die Lust damals schon. Wir hatten eine gute Balance und einen Rhythmuswechsel im Spiel. Das hat die jetzige Mannschaft auch. Wir haben supergute Qualität, viele beidfüßige Spielerinnen und sehr viel Tempo." In Australien und Neuseeland sei ab dem 20. Juli "sehr viel möglich".
In den USA habe sich die Mannschaft von einem "super Teamspirit" tragen lassen, betonte Torhüterin Silke Rottenberg, "jeder war für jeden da. Das macht eine Mannschaft aus. Genau diesen Teamspirit hat auch Martina reingebracht, jedes Zahnrad greift ins andere. Dazu braucht es Qualität und Typen, die über jede Sekunde drübergehen, auch eine gute Bank. Das alles haben wir auch jetzt in unserem Team."