In rund zehn Wochen beginnt die Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland. Schon jetzt startete das deutsche Team in die Vorbereitung. Den Spielerinnen wird dabei jeder Wunsch erfüllt, die Stimmung ist ausgelassen. Auf Bundestrainerin Silvia Neid wartet allerdings noch eine schwere Entscheidung.
Vor kurzem war der Wendler da. Normalerweise singt der selbsternannte Schlagerstar auf Bühnen in Mallorca, Hamburg oder München. Dieses Mal stand ein Auftritt in der Eifel auf dem Programm - 10 Jahre Bitburger Bierfest. Von Mitte März an feiern die Bitburger sechs Wochen lang ihren Gerstensaft, der das kleine Städtchen weltberühmt gemacht hat.
Und zum Auftakt der Festlichkeiten stand Schlagerbarde Michael Wendler auf der Bühne. Der 48-Jährige hüpfte herum, animierte die Leute wild gestikulierend zum Mitmachen und schmetterte einen Klassiker nach dem anderen. Beim Wendler war richtig was los in Bitburg.
Als er weg war, wurde es wieder ruhiger im 10.000-Einwohnerort - dabei waren in der vergangenen Woche Welt- und Europameister, Olympia-Teilnehmer und sogar die aktuelle Welttrainerin des Jahres zu Gast.
Silvia Neid: "Wir sprechen nur von der WM"
Die Frauen-Nationalmannschaft des DFB gastierte in Bitburg und startete in der ansässigen Sportschule in die Mission: Weltmeister im eigenen Land. 2006 waren die Männer unter Coach Jürgen Klinsmann knapp gescheitert, verzückten damals allerdings ein ganzes Land und waren hauptverantwortlich für das sogenannte Sommermärchen. Nun soll es die Neuauflage geben - nur mit Titel. "Das ist das Ziel", sagt Silvia Neid.
Und dafür wird ab sofort geschuftet. "Die WM ist schon total präsent. Wir sprechen von nichts anderem", sagt Bundestrainerin Neid im Gespräch mit SPOX. "Wir wissen aber auch, dass es noch ein harter, steiniger Weg wird." Und vor allem ein langer.
Rund zehn Wochen dauert es noch, bis das deutsche Team am 26. Juni in Berlin gegen Kanada in die Heim-Weltmeisterschaft startet. Bis dahin will Neid ihr Team perfekt vorbereitet haben. Sieben Lehrgänge hat die Bundestrainerin in den kommenden Woche angesetzt, alle mit einem anderen Schwerpunkt (siehe Faktenbox).
Rasen auf 28 Millimeter gemäht
Zum Auftakt stand eine Woche lang Techniktraining auf dem Programm. Nicht in Südtirol oder Sardinien, wo sich die DFB-Herren zuletzt auf Großereignisse vorbereiteten, sondern in Bitburg.
"Sicherlich ist da auch ein bisschen Aberglaube dabei", sagt Willi Käfer-Ewertz, der Eigentümer der Sportschule. "Nach Vorbereitungen in Bitburg hat die Nationalelf bei Turnieren stets gut abgeschnitten. Aber gleichzeitig müssen die Gäste auch zufrieden sein."
Und dafür wird alles getan. Dem DFB-Tross wird jeder Wunsch erfüllt. Jede Spielerin hat ein Einzelzimmer bekommen. Der Speiseplan ist komplett auf die Bedürfnisse der Frauen abgestimmt. So kommen beispielsweise nur weißes Fleisch und ausgewählte Fischsorten auf den Tisch.
Auch bei der Präparierung der Rasenplätze, auf denen die deutschen Spielerinnen trainieren, nimmt man es ganz genau. "Die Halme werden auf 28 Millimeter Höhe gemäht", sagt Käfer-Ewertz.
Bundespräsident und First Lady zu Gast
Keine Frage, die Rahmenbedingungen passen. Davon überzeugte sich zu Beginn der Woche auch Bundespräsident Christian Wulff samt Ehefrau Bettina. Beide waren der Einladung des DFB gefolgt und gaben den Startschuss zum Unternehmen Titelverteidigung im eigenen Land.
Ohne Krawatte und leger in Jeans gekleidet mischten sich die Wulffs unter die rund 100 Fans, plauderten mit den Spielerinnen und gaben sich ganz entspannt und locker. So wie das gesamte DFB-Team auch.
Keine Spur von Druck oder Angst, die hohen Erwartungen vor heimischem Publikum nicht erfüllen zu können. "Eine WM im eigenen Land ist doch etwas Tolles. Wir wollen uns unseren Traum erfüllen", sagt Neid. "Da habe ich doch keine schlaflosen Nächte."
Auf die Mannschaft strahlt Neids Gelassenheit ab. Es wird viel gelacht in diesen ersten gemeinsamen Tagen der WM-Vorbereitung. "Die Stimmung ist richtig gut", sagt Torfrau Nadine Angerer. "Wir wollen uns in den nächsten Wochen auf ein gutes Niveau bringen, dann stehen uns alle Türen offen", erklärt Mittelfeldspielerin Kim Kulig.
Nur 14 Spielerinnen dabei
Noch allerdings läuft die Vorbereitung auf Sparflamme. Nur 14 Spielerinnen aus dem 26er-Kader reisten mit nach Bitburg. Die Akteure aus Duisburg und Potsdam kämpfen am Wochenende noch um den Einzug ins Champions-League-Finale und stoßen erst danach zur Mannschaft.
"Das stört meine Vorbereitung natürlich schon", sagt Neid, die sich allerdings zu helfen weiß. Beim Direktpassspiel über mehrere Stationen muss dann eben mal Torhüterin Nadine Angerer mit aushelfen oder Co-Trainerin Bettina Wiegmann beim Kombinationsspiel über die Flügel im Zentrum als Sturmpartnerin von Birgit Prinz agieren.
Auch Neid selbst ist stets mittendrin. Die 47-Jährige gibt sich nicht als stille Beobachterin, wie es viele Cheftrainer im Männerbereich gerne tun. Sie ist aktiv. Die Übungen werden meist von ihr angesagt und erklärt. Zur Not schnappt sie sich selbst den Ball, dribbelt durch die Hütchen und demonstriert, was sie sehen will. Wenn eine Aktion gelingt, gibt es sofort ein Lob.
Fünf müssen gehen
In den nächsten Wochen wird der Ton allerdings sicher rauer werden. Je näher die WM rückt, desto näher rückt auch die Entscheidung, welche fünf Spielerinnen noch aus dem WM-Kader gestrichen werden.
Drei Torhüterinnen und 18 Feldspielerinnen darf Neid für die Endrunde nur melden. Ende Mai will die Bundestrainerin ihre Entscheidung bekannt geben.
"Bei der WM nicht dabei zu sein, wäre eine Riesenenttäuschung für mich", sagt Lena Goeßling, die schon vor der EM 2008 und vor Olympia 2009 aussortiert wurde. "Ich weiß nicht, ob ich dann noch ins Stadion gehen könnte, um die deutschen Spiele anzuschauen."
Der Spielplan der Frauen-WM
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