Bienen, Blümchen und Trompeten

Benjamin Wahlen
24. August 201423:30
Von wegen Hass auf den Schiedsrichter und umgekehrt. Man hilft sich in der Bundesligagetty
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Endlich wieder Fußball. Die Bundesliga ist zurück und zeigt sofort, was alles in ihr steckt. Torarme Topstürmer, bombende Japaner, frische Gesichter und regelkonforme Profis. Zudem sichern sich zwei Spieler schon zu Beginn der Saison einen Platz in den Geschichtsbüchern und im Saisonrückblick. Die Tops & Flops des 1. Spieltags.

Tops

Willkommen in der Bundesliga: Wann immer die Bundesliga ihre Pforten am 1. Spieltag einer neuen Saison öffnet, gibt es eine Vielzahl von Debüts zu bestaunen und zu feiern. Und wie in jedem Jahr verlaufen einige davon besser als andere. Diejenigen, die besonders herausstachen, haben sich um einen Platz in den Tops des Spieltags verdient gemacht.

Da ist natürlich als erstes Gianluca Gaudino zu nennen, den das Verletzungspech des FC Bayern mit 17 Jahren in die Startformation des Eröffnungsspiels spülte. Souveräne Leistung und tolle Passquote - top! Gleiches gilt für Haris Seferovic, der seinen Torriecher sofort unter Beweis stellte, Jin-Su Kim, der das Spiel der Hoffenheimer über links ankurbelte und Roy Beerens, der die Qualität von Herthas Offensive auf Anhieb zu erhöhen scheint.

Einer für die Geschichtsbücher: Wer Ulf Kirsten und Giovane Elber mal eben so in die Tasche steckt, hat natürlich auch einen Platz in den Tops des Spieltags verdient. Karim Bellarabi heißt der Mann, den man künftig immer dann nennen wird, wenn es um das schnellste Tor der Bundesliga-Geschichte geht. Dass er ganz nebenbei auch noch maßgeblichen Anteil am Überraschungserfolg des Leverkusener in Dortmund hat, ist nur die Kirsche auf seiner Sahneleistung.

Bienen, Blümchen und Trompeten: Was für ein besinnliches Fußballfest. In neun Spielen mit insgesamt über 810 Minuten mussten die Referees sich nicht ein einziges Mal an den Hintern fassen, um die Rote Karte zu zücken. Klar gehören Kampf und Einsatz immer dazu, aber eben nur in durch ein strenges Reglement festgelegten Grenzen, die am 1. Spieltag nie überschritten wurden. Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.com

Die Bundesliga, ein Sinnbild für höfliche Umgangsformen und Nächstenliebe. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison hatten die Schiedsrichter zum selben Zeitpunkt schon zwei Platzverweise verhängt.

Okazaki auf Okuderas Spuren: Kaum schnürt Shinji Okazaki die Schuhe nicht mehr für den VfB Stuttgart, avanciert er plötzlich zur Tormaschine. Nach stattlichen 15 Treffern aus der Vorsaison konnte er sich auch gegen Paderborn in die Torschützenliste eintragen. Der Lohn: Mit mittlerweile 26 Treffern hat er den Rekord von Yasuhiko Okudera als bester japanischer Torschütze in der Bundesliga eingestellt. Falls sich jemand an den nicht erinnern sollte - Okudera spielte zwischen 1977 und 1986 in Deutschland und ging für Köln, Berlin und Bremen auf Torejagd.

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Flops

Dicke Luft im Ruhrgebiet: Schalke 04 ist denkbar schlecht in die neue Spielzeit gestartet. Erst das blamable Aus im DFB-Pokal bei Drittligist Dresden, dann die bitte Niederlage in Hannover - trotz Führung. Und so dauerte es genau bis zum 1. Spieltag, dass Horst Heldt sich die ersten Fragen nach der Zukunft von Trainer Jens Keller stellen lassen musste. "Trainerdiskussion? Das ist Quatsch", stellte sich Heldt hinter seinen Coach. Klare Sache. Aber was soll er auch anderes sagen? Was könnte er anderes sagen? Nichts!

Keller, der seit seines Amtsantritts als Dead Man Walking bezeichnet wird, führte die Königsblauen in der letzten Saison zur erfolgreichsten Rückrunde der Vereinsgeschichte und direkt in die Champions League. Warum er sich nur 180 Minuten später schon wieder am Pranger befindet - so recht weiß es keiner.

Einer für den Saisonrückblick: Ende der vergangenen Rückrunde spielte sich Junior Malanda im Mittelfeld des VfL Wolfsburg fest. Ehe ihn ein Innenband-Teilanriss im Pokal-Halbfinale gegen Dortmund stoppte, sorgte er mit seiner robusten Art, seiner Torgefahr und zwei Treffern in sechs Spielen für Aufsehen. Dummerweise begann die neue Saison für Junior Malanda so, wie die vergangene endete - unglücklich.

Nicht nur, dass er seinen Stammplatz im Mittelfeld an Neuzugang Josuha Guilavogui verlor, sein Fehlschuss beim Saisonauftakt gegen den FC Bayern wird ihm wohl einen Platz in jedem Saisonrückblick verschaffen. Gut möglich, dass Junior Malanda sich in eine kuriose Riege einreiht. Die Riege der Fußballer, bei denen man immer einen bestimmten Satz im Kopf hat. Wie zum Beispiel bei Matthias Schober, bei dem fast jeder denkt: "Warum hast Du den nicht einfach auf die Tribüne gekloppt?" So wird man auch beim Belgier vieler Orts mutmaßen: "Warum hast Du da nicht einfach den Linken genommen?"

Torarme Toptransfers: Was sorgten sie für Wirbel. Bayern eist den besten Stürmer der Bundesliga vom Konkurrenten aus Dortmund los. Die wiederrum schnappen sich nach langem hin und her den Torschützenkönig der Serie A, Wahnsinn. Auch auf Schalke wird fleißig aufgerüstet.

Flügelflitzer Sam kommt aus Leverkusen, WM-Fahrer Choupo-Moting aus Mainz. Ein Treffer blieb den Herren Topstürmern allerdings verwehrt. Mal war der gute Torwart des Gegners schuld, mal die fehlende Bindung zum Spiel und mal die fiesen Verteidiger. Da hatten wir uns irgendwie mehr versprochen.

Tore, wir brauchen Tore: Vor ziemlich genau einem Jahr konnte der Bundesligafan seinen Augen nicht so recht trauen. Satte 37 Tore gab es zum Auftakt der Saison 2013/2014 zu bestaunen. Nach diesem Wochenende stehen dem nur 21 Treffer gegenüber, ziemlich mickrig, irgendwie. Wir haben mal die Prozentrechenkünste des Kollegen Dafelds bemüht und rausgefunden, dass man uns um satte 43,25 Prozent betrogen hat. Hat sicher auch was mit der schlechten Torausbeute der torarmen Topstürmer zu tun.

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