Die deutschen Fußballerinnen greifen nach dem 1:0 (1:0) im Halbfinale gegen Schweden am Sonntag zum achten Mal nach dem EM-Titel. Die starke Leistung gegen den Gastgeber macht Mut, die schwache Vorrunde ist vergessen.
Nach dem Sieg tanzte Silvia Neid mit ihren Schützlingen den Pogo, am Donnerstag ging es für die Bundestrainerin und die deutschen Fußballerinnen schon mit Hochgeschwindigkeit Richtung EM-Titel. "Wenn man im Finale ist, dann will man natürlich auch gewinnen", sagte Neid, die um 14.35 Uhr mit ihrem Team in die zwei reservierten Abteile des Schnellzugs "SJ-3000" von Göteborg nach Solna stieg. Im Stockholmer Vorort wollen die Titelverteidigerinnen am Sonntag gegen Dänemark oder Norwegen den sechsten EM-Triumph in Folge und den achten insgesamt feiern.
Nach dem starken Auftritt beim 1:0 (1:0) im Halbfinale gegen den favorisierten Gastgeber Schweden ist das Selbstvertrauen groß, die schwache Vorrunde der runderneuerten Auswahl des DFB war spätestens beim gemütlichen Beisammensein mit DFB-Präsident Wolfgang Niersbach im Hotel vergessen.
Marozsan wird Matchwinnerin
"Wir wissen, dass wir uns vor niemandem verstecken müssen. Mit dieser Einstellung müssen wir auch ins Finale gehen und selbstbewusst unser Spiel machen", sagte Matchwinnerin Dzsenifer Marozsan am Tag nach dem Halbfinal-Erfolg: "Ich will nur, dass wir Vollgas geben. Es wird auch der Wille entscheiden."
Mit ihrem Siegeswillen hatte die gebürtige Ungarin am Mittwoch vor 16.608 Zuschauern in Göteborg und acht Millionen an den Fernsehgeräten in der 33. Minute dafür gesorgt, dass auch die letzten Zweifler verstummt sind. Neid, die ohne sechs verletzte oder kranke Stammkräfte nach Schweden gereist war, ist endgültig wieder unumstritten. Den Spielerinnen, die jeweils 15.000 Euro sicher haben, winkt die EM-Rekordprämie in Höhe von 22.500 Euro. Über die erste EM-Pleite seit 20 Jahren im letzten Vorrundenspiel gegen Norwegen (0:1) spricht niemand mehr, alle Vergleiche mit der missratenen Heim-WM 2011 sind Makulatur.
Angerer: Lehre aus Pleite gezogen
Für die Bundestrainerin, die ihr Team aufgrund der personellen Probleme stark verjüngen musste (23,5 Jahre im Durchschnitt), liegt der Grund für die Wende zum Guten klar auf der Hand. "Dieses 1:0 gegen Italien im Viertelfinale war das Schlüsselspiel", sagte die 49-Jährige, in deren Kader nur noch neun Europameisterinnen von 2009 und zehn Teilnehmerinnen der WM 2011 stehen: "Durch den Einzug ins Halbfinale ist meinen jungen Spielerinnen ein Stein vom Herzen gefallen."
Noch wichtiger als der Sieg gegen Italien waren für Spielführerin Nadine Angerer allerdings die Lehren aus der Pleite gegen Norwegen. "Danach haben wir intern klare Worte gefunden und kein Blatt vor den Mund genommen. Wir wussten, dass wir so ein Larifari-Spiel nicht noch mal zeigen können, sonst sind wir ganz schnell raus", sagte die Torhüterin, die erst einen Gegentreffer kassiert hat: "Im Finale müssen wir mit der gleichen Leidenschaft, dem gleichen Mut und dem gleichen Spaß wie im Halbfinale auftreten."
Haben die richtige Antwort gegeben
Angerers Teamkolleginnen sind davon überzeugt, dass dieses Vorhaben gelingen wird - und zwar nicht nur wegen der um einen Tag längeren Pause im Vergleich zum Finalgegner. "In Deutschland hatten uns schon viele abgeschrieben. Aber wir haben die richtige Antwort gegeben, jetzt fehlt nur noch ein Schritt. Der Sieg gibt uns mental viel Kraft", sagte Nadine Keßler.
Zusätzliche Kraft verleiht auch der Blick auf die EM-Historie. Schließlich gingen die Deutschen, die auch vor dem Endspiel um den Einsatz der verletzten Torjägerin Celia Okoyino da Mbabi (Oberschenkel-Zerrung) bangen müssen, nach all ihren bisherigen sieben Final-Teilnahmen als Siegerinnen vom Platz.
Zudem hat der "Glücksbringer" sein erneutes Erscheinen versprochen: Niersbach kommt vor dem Finale ins Teamhotel Radisson Blu Royal Park und wird die Mannschaft wieder im Teambus zum Stadion begleiten.
Meistgelesene Artikel
Das könnte Dich auch interessieren

.jpg?quality=60&auto=webp&format=pjpg&width=317)

