Roberto Mancini und Gianluca Vialli: Mit den 'Tor-Zwillingen' zum EM-Titel?

Andreas Königl
09. Juli 202110:24
Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini und das heutige Geburtstagskind Gianluca Vialli verbindet eine langjährige Freundschaft - führen die 'Tor-Zwillinge' Italien nun zum EM-Titel?IMAGO / Nicolo Campo
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Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini und das heutige Geburtstagskind Gianluca Vialli verbindet eine langjährige Freundschaft - führen die 'Tor-Zwillinge' Italien nun zum EM-Titel?

"Wir wollten es, wir haben es gewonnen und jetzt umarmen wir uns alle!", twitterte Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini nach dem 2:1-Sieg in der Verlängerung des EM-Achtelfinales gegen Österreich und postete dazu ein Bild, wie er einem glatzköpfigen Mann in den Armen liegt und jubelt.

Ein Jubel als Sinnbild für das 'neue' Italien, welches bei dieser Europameisterschaft bislang mit leidenschaftlichem Fußball, großen Emotionen und einem tollen Offensivspiel begeistert und sich deshalb mehr als verdient zum Favoriten gemausert hat.

Die Tage des Catenaccio sind Geschichte, der biedere Defensivfußball der Azzurri gehört der Vergangenheit an. Und der Architekt ist neben Mancini, der das Nationalteam 2018 übernommen hat, auch jener glatzköpfige Mann, der auf den Namen Gianluca Vialli hört.

Der 56-Jährige hat offiziell den Job des Delegationschef der italienische Nationalmannschaft inne - doch er ist viel mehr als das und als dicker Kumpel und 'Tor-Zwilling' von Trainer Mancini auch gleichzeitig dessen wichtigster Vertrauter.

Mancini und Vialli ballern Sampdoria zur Meisterschaft

Die 'gemelli del gol' kennen sich seit mehr als 40 Jahren, wie Vialli einst im Doppelinterview bei RAI verriet. Und der Spitzname der beiden kommt nicht von ungefähr, galten sie während ihrer aktiven Zeit doch als kongeniales Sturm-Duo, welches bei den gegnerischen Abwehrreihen für zitternde Knie sorgte.

1991 waren Mancini und Vialli schließlich auf dem Höhepunkt ihrer gemeinsamen acht Jahre bei Sampdoria, man holte sensationell vor dem großen AC Milan und Inter mit den Weltmeistern Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann und Andreas Brehme den bis dato einzigen Scudetto der Klubgeschichte.

Ein Ereignis, an das die beiden Freunde in ihrem gemeinsamen Buch 'La bella stagione' (Die schöne Saison) erinnern. "Eine Mannschaft aus Freunden, die Knochen, Schweiß, Blut und Mühe investiert haben, um - jeder, so gut er konnte - eine Mission, ein Unterfangen zu stemmen: das Unmögliche möglich machen, den Status quo herausfordern und schlagen", heißt es dort.

Ein Leitspruch, der aktuell besser nicht passen könnte: Es muss nicht immer alles perfekt laufen, aber die Einstellung auf dem Platz muss stimmen. Und die Ergebnisse geben den beiden Machern Recht: Italien hat die letzten dreizehn Spiele allesamt gewonnen und dabei nur drei Gegentreffer gegen Österreich, Belgien beziehungsweise Spanien kassiert.

Mancini und Vialli verkörpern auf der einen Seite jene Unbeschwertheit, die es für große Erfolgen braucht, wissen auf der anderen Seite aber auch genau, wie es nicht geht. Obwohl beide zu den talentiertesten Spielern ihrer Generation gehörten, waren ihre Karrieren in der Squadra Azzurra durchwachsen.

Die Heim-WM 1990 galt dabei als Tiefpunkt: Während Mancini keine einzige Minute auf dem Platz stand, verlor Vialli nach einem verballerten Elfmeter im zweiten Spiel gegen die USA seinen Stammplatz an Salvatore Schillaci. Am Ende schied man im Halbfinale gegen Argentinien aus.

1992: Roberto Mancini hilft seinem Teamkollegen Gianluca Vialli im Finale des UEFA-Pokals der Landesmeister auf die Beine. Sampdoria verlor mit 0:1 gegen den FC Barcelona.IMAGO / Stockhoff

Mancini fliegt aus italienischer Nationalmannschaft

Letztlich kam Vialli lediglich auf 59 Länderspiele (16 Tore), Mancini brachte es gar nur auf 36 Einsätze (4 Tore). Stattdessen fiel Letzterer durch einen Rauswurf nach einem Nachtausflug in Manhattan (1984) auf. Sie zerwarfen sich später mit Trainer Arrigo Sacchi, in dessen Schema sie nicht passten.

Und wenngleich sich die Wege irgendwann trennten - Vialli wechselte 1996 zu Chelsea und lebt seither in London - haben sich die beiden Freunde nie aus den Augen verloren. Nachdem Vialli seinen Bauchspeicheldrüsenkrebs besiegt hatte, steht er seit Ende 2019 nun auch wieder direkt an Mancinis Seite in der Nationalmannschaft.

So auch Sonntag (21 Uhr im LIVETICKER), wenn Italien im EM-Finale auf England trifft, beide vor Anpfiff gemeinsam die 'Fratelli d'Italia' singen werden und eine Mannschaft aus Freunden, die Knochen, Schweiß, Blut und Mühe investieren, die Tifosi vom ersten großen Titel seit der WM 2006 träumen lässt.