Emden - Sie werden gerne mal als "Ottifanten" verspottet oder in Ostfriesenwitzen durch den Kakao gezogen. Doch das Lachen dürfte ihren Gegnern in den letzten Wochen vergangen sein.
Seit Kickers Emden die Tabelle der Regionalliga Nord anführt, sind die kleinen Frotzeleien über das Team aus dem äußersten Nordwesten der Republik zunehmendem Respekt gewichen. Gut möglich, dass ab der kommenden Saison im deutschen Profifußball erstmals ein friesischer Wind weht.
Folgt man Kickers-Edelfan Otto Waalkes, sollte sich selbst der FC Bayern schon mal warm anziehen: "Noch ahnt es keiner, aber der neue Bayern-Jäger kommt aus dem hohen Norden", juxt der Komiker und wohl bekannteste Ostfriese.
2008 in der zweiten Liga?
Bis dahin ist der Weg noch lang, doch zumindest der Aufstieg in die zweite Liga ist kurz vor dem Ende der Hinrunde in greifbare Nähe gerückt.
Selbst nach der unglücklichen 2:3-Niederlage bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund am Dienstagabend behaupten die Kickers ihre Spitzenposition und geben sich im Aufstiegskampf weiter optimistisch.
"Diese Pleite wird uns sicher nicht umhauen", sagt Mannschaftskapitän Rudi Zedi, der mit seinen Teamkollegen schon zehn Saisonsiege eingefahren hat.
"Das törnt uns an und macht uns siegesgeil"
Blödelbarde Otto hat eine einfache Erklärung für die Erfolge: "Wir trinken Ostfriesentee mit Kluntje. Das törnt uns an und macht uns siegesgeil."
Trainer Stefan Emmerling bemüht sich derweil, die grassierende Euphorie hinterm Deich in Grenzen zu halten: "Unser erklärtes Ziel bleibt das Erreichen der eingleisigen dritten Liga."
Der Coach, der es selbst immerhin auf 249 Einsätze als Bundesligaspieler beim 1. FC Kaiserslautern, Wattenscheid 09 und dem MSV Duisbuerg brachte, will seine Mannschaft nicht unter Druck setzen: "Wir haben ein gutes Team, aber wir bleiben auch nach den Erfolgen der vergangenen Wochen auf dem Teppich."
"Ostfriesland-Arena" für 15.000 Zuschauer
Doch im Umfeld des Vereins gehen die Planungen bereits weiter. Nach einem Beschluss des Vereinspräsidiums und der Stadt Emden wird das altehrwürdige Embdena-Stadion nächstes Jahr durch eine moderne Spielstätte ersetzt.
Baubeginn für die neue "Ostfriesland-Arena": April 2008. Fassungsvermögen: 15.000 Zuschauer - gerade ausreichend für die Lizenzauflagen der zweiten Liga.
Und spätestens wenn der Aufstieg geschafft ist, könnte ein alter Otto-Witz seine Renaissance erleben: "Die Ostfriesen und die Bayern spielen Fußball. Da fährt ein Zug vorbei und pfeift. Die Ostfriesen denken, das Spiel ist zu Ende, und gehen nach Hause. Eine halbe Stunde später fällt das erste Tor für die Bayern."