Die Entlassung von Ralf Rangnick bei 1899 Hoffenheim scheint ein wahres Possenspiel gewesen zu sein. Die Hintergründe werden immer kurioser.
Manager Ernst Tanner spricht von einem Stromausfall unmittelbar vor dem Jahreswechsel, doch für Trainer Ralf Rangnick gingen bei 1899 Hoffenheim anscheinend schon Weihnachten die Lichter aus.
"Ich habe ihm mitgeteilt, dass es besser ist, sich zu trennen", sagte Klub-Mäzen Dietmar Hopp, der sich bereits an den Feiertagen mit 1899-Präsident Peter Hofmann auf das Ende der Ära Rangnick verständigt hatte, der "Bild".
Die Hintergründe der Demission werden damit immer kurioser. Noch am Sonntagvormittag hatte Hopp in einer Pressemitteilung verlauten lassen, dass die Trennung vom Trainer in "beiderseitigem Einvernehmen" stattgefunden habe. Doch das ist offensichtlich nur die halbe Wahrheit.
Nachdem Rangnick kurz vor Weihnachten eine E-Mail an Hopp geschickt hatte, in der er wegen des nicht abgesprochenen Transfers von Luiz Gustavo zu Bayern München mit dem Rücktritt drohte, war das Thema für den Mäzen wohl durch.
Hopp: "Das war richtig heftig"
Denn laut Hopp hatte sich Rangnick mächtig im Ton vergriffen. "Das war richtig heftig. Extrem heftig. Unter anderem hat der Trainer mit seinem Rücktritt gedroht", sagte Hopp: "Er fühlte sich als Lügner dargestellt. Er stellte selbst die Frage, ob es Sinn macht, weiter Trainer zu bleiben."
Für Hopp war daraufhin klar, dass Rangnick keine Zukunft mehr in Hoffenheim hat. "Deshalb gab es auch keinen Grund mehr, Rangnick vom Gustavo-Transfer zu unterrichten", betonte Hopp.
1899-Manager Tanner behauptete indes, er habe sehr wohl versucht, den Trainer zu informieren. Im Urlaub auf den Kapverdischen Inseln habe es aber keine Chance gegeben, Rangnick zu erreichen. "Wir hatten Stromausfall", behauptete Tanner. Diese kuriose Erklärung dementierte Hopp aber am Montag. Vielmehr hatte der Milliardär seinem Trainer Rangnick bereits am 30. Dezember persönlich die Entlassung übermittelt.
Kurswechsel in Hoffenheim
Dies steht in Hoffenheim für einen Kurswechsel, der sich bereits zu Saisonbeginn abgezeichnet hatte. Der Verkauf von Carlos Eduardo zum russischen Meister Rubin Kasan war ein erstes Zeichen, dass Hopp nach seinen Millionen-Investitionen in den vergangenen Jahren in dieser Spielzeit Geld einnehmen will.
Die Verkäufe von Eduardo und Gustavo spülten knapp 40 Millionen Euro in die Kasse, wirtschaftlich ein großer Erfolg für einen kleinen Klub wie Hoffenheim. Zudem will Hopp in Zukunft mehr Einfluss nehmen. Seine Rolle als stiller Mäzen endete schon mit der Trennung von Manager Jan Schindelmeiser. Nachfolger Tanner ist ein enger Vertrauter des SAP-Mitbegründers.
Und nach dem Ende von Rangnick in Hoffenheim ist nicht zu erwarten, dass der neue Coach und Bundesliga-Lehrling Marco Pezzaiuoli ähnlich wie sein Vorgänger Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe fordert. Pezzaiuoli wird froh sein, eine Chance in der Bundesliga zu erhalten, und er wird mit dem Geld arbeiten, das ihm Hopp zur Verfügung stellt.