Erkenntnisse zum 8. Bundesliga-Spieltag: Lucien Favres Verwirrung, Mark Uths Verzweiflung und ein Wiederholungstäter

Stefan Rommel
23. November 202017:12
Erling Haaland will auch im Rückspiel gegen Brügge treffen.imago images / Kirchner-Media
Werbung

Dortmunds Jungspunde sorgen für einen mächtigen Wirbel, der ein paar Brandherde der Liga fast überlagert - besonders die schonungslose Abrechnung von Schalkes Mark Uth. Das und noch mehr in den Talking Points des 8. Spieltags.

Drei? Vier? Fünf? Favre kommt bei Haaland ganz durcheinander

Am Tag der Jugend hat sich Erling Haaland mal wieder in die Geschichtsbücher geschossen. Bei Dortmunds Sieg gegen Hertha BSC (Video: Die Highlights zum Spiel Hertha BSC - BVB) wurde der Norweger zum jüngsten Viererpacker in der Geschichte der Bundesliga. Haalands Hattrick und noch ein viertes Tor kurz vor Schluss brachten nicht nur die bemitleidenswerten Berliner aus dem Konzept, sondern auch Haalands Trainer Lucien Favre. Der kam beim Mitzählen offenbar ziemlich durcheinander, musste beim Spieler nochmal nachfragen: "Drei oder vier Tore?"

Vielleicht hätten es auch fünf sein können, vielleicht hätte Favre seinen Wunderstürmer bis zum Abpfiff auf dem Platz lassen sollen, um in den illustren Kreis jener Spieler vorzudringen, die fünf oder mehr Tore in einem Spiel erzielt hatten. Größen wie Gerd Müller, Manni Burgsmüller oder Jürgen Klinsmann haben das schon geschafft, insgesamt aber erst 14 Spieler überhaupt.

Favre hatte aber eine andere Idee und tauschte den 20-jährigen Haaland gegen den 16-jährigen Youssoufa Moukoko - den seit Samstag jüngsten Spieler der Bundesliga-Geschichte. Damit sollte vorerst hoffentlich die Luft raus sein aus dem Riesen-Hype um den Jungen. Zumindest so lange, bis der halt sein erstes Tor erzielen wird ...

Mark Uths komplette Verzweiflung: Ein Hilferuf

Das war ja mal ein Post-Match-Interview, wie man heutzutage sagt! Da steht ein Profi und spricht schonungslos an, was gerade eben - mal wieder - komplett schief gelaufen ist. Und dass es in der Art und mit dieser Mannschaft nicht reichen wird. Schalke 04 taumelt auch Wochen nach dem Trainerwechsel hin zu Manuel Baum nur so durch die Liga und so langsam schwindet offenbar nicht nur beim Beobachter, sondern auch beim ausführenden Personal die Zuversicht auf Besserung. Denn das, was Mark Uth direkt nach dem 0:2 gegen Wolfsburg vom Stapel ließ, war nicht nur einfach emotional oder knallhart.

Das war ein Hilferuf nach dem 24. Bundesligaspiel in Folge ohne Sieg. Den letzten gab es im Januar gegen Gladbach (Zum Beweis: Hier gehts zum Video). "Ich bin momentan so bedient und so sauer. Ich könnte in die Kabine und einfach nur weinen", sagte Uth. "Das ist so traurig, jedes Mal aufzudribbeln und machtlos Fußball zu spielen. Wir werden hergespielt. Wir spielen alle zusammen sehr, sehr schlechten Fußball. Ich weiß nicht, wie wir so ein Spiel gewinnen wollen." Ein kurzer, aber sehr heftiger Rant, der für das Binnenklima der ohnehin schon völlig verunsicherten Mannschaft nichts Gutes erahnen lässt. Aber immerhin: Ehrlich und schonungslos. Danke dafür!

Die nächsten Bundesliga-Gegner des FC Schalke 04

DatumGegnerUhrzeit
28. NovemberBorussia Mönchengladbach (A)18.30 Uhr
6. DezemberBayer Leverkusen (H)18.00 Uhr
13. DezemberFC Augsburg (A)15.30 Uhr
16. DezemberSC Freiburg (H)18.30 Uhr
19. DezemberArminia Bielefeld (H)15.30 Uhr

Frankfurts Wiederholungstäter schlägt wieder zu

Es hat relativ lange gedauert, bis sich Adi Hütter dazu durchringen konnte, Aymen Barkok in die Startaufstellung seiner Mannschaft zu befördern. Im Zuge der großen Rotation gegen Leipzig mit gleich fünf Wechseln rückte Barkok nun erstmals in dieser Saison in die erste Elf - und war schon wieder maßgeblich daran beteiligt, dass die Eintracht punkten konnte.

Barkoks erstes Saisontor war fast die logische Folge nach zuvor zwei Torvorlagen und spielentscheidenden Impulsen in den Partien gegen Werder Bremen und den VfB Stuttgart. Da kam Barkok von der Bank und half mit, die Spiele mit seiner etwas unkonventionellen, frechen Art noch zum gewissen Grad zu wenden (Video: Barkok küsst die Eintracht wach).

Nun die gute Leistung gegen Leipzig inklusive Tor: Barkok scheint derzeit neben dem gesetzten Gerüst aus Makoto Hasebe, David Abraham, Daichi Kamada und Andre Silva der Spieler mit der besten Form. Jedenfalls dürfte der 22-Jährige die Nase vorn haben gegenüber Steven Zuber oder Timothy Chandler und sich fürs Erste festgespielt haben in der Mannschaft.

Super-Schnapper Daniel Caligiuri

Während in Gelsenkirchen alles nur noch schlechter statt besser zu werden scheint und dort auch aus der Mannschaft heraus dringend Impulse gefordert sind, spielt der ehemalige Schalke Daniel Caliguiri auf seine alten Tage im entfernten Augsburg bisher eine bärenstarke Saison. Nicht nur wegen des Tores gegen Gladbach, bereits sein dritter Treffer in dieser Spielzeit, ist Caligiuri für den FCA ein wahrer Glücksgriff.

Der bald 33-Jährige ist auf Anhieb zum Führungsspieler geworden, hat sich als spiel- und meinungsstarker Spieler in der Kabine etabliert und erfüllt bisher in Augsburg das, was sich die Verantwortlichen von ihm erhofft hatten. Caligiuri kam im Sommer zum Nulltarif und entpuppt sich als Riesen-Schnapper für den FCA. Mit seiner Erfahrung hilft er auch in brenzligen Situationen, seine Standards und der Zug zum Tor sind in der momentanen Lage insofern noch wichtiger, als Spieler wie Alfred Finnbogason nach einer Verletzung oder Florian Niederlechner im kleinen Formtief hängen oder noch nicht wieder bei einhundert Prozent sind.

Auch wegen Caligiuri steht Augsburg nach acht Spielen mit elf Punkten da - obwohl die Mannschaft wohl das schwerste Auftaktprogramm aller Bundesligisten hatte: Gegen sechs der aktuell sieben besten Mannschaften musste der FCA schon ran.

Die Bundesliga-Tabelle nach dem 8. Spieltag

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Bayern München828:121619
2.Borussia Dortmund820:71318
3.Bayer Leverkusen816:9718
4.RB Leipzig816:51117
5.1. FC Union Berlin818:81015
6.Wolfsburg89:5414
7.Borussia M'gladbach813:13012
8.VfB Stuttgart816:12411
9.Werder Bremen810:10011
10.FC Augsburg810:11-111
11.Eintracht Frankfurt811:13-211
12.TSG Hoffenheim814:15-18
13.Hertha BSC815:18-37
14.SC Freiburg89:19-106
15.1. FSV Mainz 05810:21-114
16.Arminia Bielefeld85:17-124
17.1. FC Köln88:14-63
18.Schalke 0485:24-193

Wann kommt Sörloth in Leipzig an?

Auch an dieser Stelle war schon einmal die Rede davon, wie akkurat RB Leipzig einen Gegner auseinanderspielen kann. Und wenn das dann greift, wenn Julian Nagelsmanns Mannschaft den jeweiligen Kontrahenten kontrolliert, dann kommen die Siege ganz automatisch. Weil Leipzig dann einfach besser ist und sich am Ende durchsetzt.

Ein veritables Problem hat die Truppe aber immer noch in den engeren Spielen. Leverkusen, Gladbach, nun Frankfurt (Video: Die Highlights zum Spiel): Das waren Spiele auf Augenhöhe, vielleicht sogar mit kleinen Vorteilen für Leipzig.

Aber die Mannschaft schafft es dann nicht, diese Partien auf ihre Seite zu ziehen und für sich zu entscheiden. Das aber ist eine Qualität, die große Mannschaften ausmacht - und die Leipzig offenbar noch lernen muss. In Ansätzen erklären kann man das vielleicht an Alexander Sörloth.

Der Norweger trat das schwere Erbe von Timo Werner an und steht als Mittelstürmer nach acht Pflichtspieleinsätzen in der Bundesliga und der Champions League immer noch bei null Toren.

Womöglich dauert die Eingewöhnung deshalb so lange, weil die Vorbereitung grundsätzlich recht kurz war und nun wegen den vielen Spielterminen im Klub und die Länderspielpausen kaum Zeit zum Trainieren war. Aber Sörloth muss jetzt beginnen, der Mannschaft auf seine Art zu helfen. Mit Toren. Dann klappt das auch in den engen Spielen wieder besser.