Mit dem 4:1 gegen die TSG Hoffenheim macht der FC Bayern nicht nur einen weiteren Schritt in Richtung Meisterschaft, sondern auch in Richtung Topform. Ein wichtiger Grund dafür: Die nach dem Triple-Gewinn nicht immer stabile Achse funktioniert wieder. Die Erkenntnisse zum Spiel.
1. Brutal effizient: Der FC Bayern narrt das xG-Modell
"Wir haben ein gutes Spiel gemacht", bilanzierte FCB-Trainer Hansi Flick nach dem vierten Sieg in Folge, erkannte aber auch: "Sicherlich war nicht alles top."
Zum Beispiel die Anfangsphase, als Hoffenheims Angreifer Ihlas Bebou zwei hochkarätige Chancen (8., 26.) im Sechzehner liegen ließ und Flicks Mannschaft selbst Probleme hatte, gefährlich vor das Tor von TSG-Keeper Oliver Baumann zu gelangen. Das mussten sie, wie der weitere Spielverlauf zeigen sollte, aber auch nicht - dank ihrer brutalen Effizienz, denn wie so oft in dieser Saison reichte der Flick-Elf auch die ein oder andere Halbchance zum Torerfolg.
Dem Expected-Goals-Modell zufolge hätte der FCB an diesem Samstagnachmittag eigentlich nur 1,73-mal treffen müssen - und die eher schlampig mit ihren Chancen umgehende TSG dagegen 2,04-mal. Allein der xG-Wert beim Treffer von Thomas Müller zum zwischenzeitlichen 2:0 lag bei lediglich 0,13.
So verwundert es auch nicht, dass die Bayern nach 19 Spielen eine in ihrer Bundesliga-Historie unübertroffene Ausbeute von 57 Treffern vorzuweisen haben. Laut dem xG-Modell müssten es 15 weniger sein - allerdings würde der FCB selbst mit 42 Toren noch die beste Offensive der Liga stellen.
2. Nicht nur Kimmich: Die Bayern-Achse funktioniert
Es lief die 90. Minute, das Spiel plätscherte dem Ende entgegen. Dann gewann Joshua Kimmich in der Nähe der eigenen Eckfahne noch einmal einen Zweikampf. Kein großes Ding, möchte man meinen, schon gar nicht beim Stand von 4:1. Doch Kimmich hatte in jenem Moment das Bedürfnis, die Faust zu ballen und ein "Jaaa, Mann!" durch die leergefegte Allianz Arena zu brüllen.
Die Hoffenheimer schauten sich verdutzt an, als auch Manuel Neuer und David Alaba aus voller Kehle über den alles andere als spielentscheidenden Ballgewinn von "Terrier" Kimmich jubelten. Ein Moment, der etwas von Lissabon hatte, wo sich die Bayern im vergangenen August ähnlich stimmgewaltig zum Triple pushten.
Kimmich, Neuer und Alaba - das waren gegen Hoffenheim die Lautesten auf dem Platz. Aber auch Jerome Boateng und "Radio Müller" kommentierten fast jede Aktion, coachten ihre Nebenleute. "Das tut der Mannschaft sehr gut", lobte Flick die verbale Präsenz der Bayern-Achse.
Schlecht für die Konkurrenz: Die Bayern-Achse ist nicht nur hörbar, sie findet nach einigen holprigen Monaten auch wieder allmählich zu ihrer fußballerischen Bestform. Gerade Alabas Formkurve geht im Vergleich zur Hinrunde wieder deutlich nach oben, der Österreicher zeigte zusammen mit dem stabilen Boateng eine abgeklärte Vorstellung gegen Hoffenheim. Und Neuer, Kimmich und Müller sind halt Neuer, Kimmich und Müller: stets zuverlässig und gierig nach jedem noch so kleinen Erfolgserlebnis.
FCB auf Meisterkurs: Die obere Tabellenhälfte der Bundesliga
Platz | Team | Sp. | Tore | Diff | Pkt. |
1. | Bayern München | 19 | 57:26 | 31 | 45 |
2. | RB Leipzig | 19 | 32:17 | 15 | 38 |
3. | Eintracht Frankfurt | 19 | 38:28 | 10 | 33 |
4. | Bayer Leverkusen | 19 | 32:19 | 13 | 32 |
5. | Borussia Dortmund | 19 | 38:27 | 11 | 32 |
6. | Wolfsburg | 18 | 27:19 | 8 | 32 |
7. | Borussia M'gladbach | 19 | 36:29 | 7 | 32 |
3. Roca macht einen Schritt nach vorne
Dass Kimmich, für SPOX und Goal der "Star des Spiels", als lauf- und passstarker Dirigent im Flick'schen Maschinenraum auftrumpfte, lag auch daran, dass er mit Marc Roca einen zuverlässigen Arbeiter an seiner Seite hatte. Der Spanier, erstmals nach seinem Wechsel zum FCB im Oktober von Beginn an in der Bundesliga eingesetzt, lieferte eine zufriedenstellende Leistung ab.
Was positiv auffiel: Er hatte mit dem Ball gute Lösungen parat, brachte laut Opta 92 Prozent seiner Zuspiele an seine Kollegen. Was weniger positiv auffiel: Er antizipierte den einen oder anderen Ball schlecht, lief bei so manchen guten Umschaltaktionen der besonders in Durchgang eins mutigen Hoffenheimer hinterher. Außerdem war er im Gegensatz zu den meisten seiner Mitspieler von der Tribüne aus kaum zu hören, wirkte fast schon ein wenig schüchtern.
Insgesamt bewertete aber auch Flick die Vorstellung des nach 70 Minuten ausgewechselten Roca als Schritt nach vorne: "Er hat ein gutes Zeichen gesetzt und gezeigt, dass er in Ballbesitz gefallen kann."
Gut möglich, dass Flick auch in den kommenden Partien wieder auf Roca zurückgreift. Schlechter als der gegen Hoffenheim mit muskulären Problemen fehlende Corentin Tolisso machte der Neuzugang seine Sache zumindest nicht. Und die Corona-positiven Leon Goretzka und Javi Martinez werden mindestens noch das Auswärtsspiel bei Hertha BSC am kommenden Freitag (20.30 Uhr/LIVE auf DAZN) verpassen.
Marc Rocas Leistungsdaten gegen Hoffenheim
Ballaktionen | 67 |
Passquote | 92 % |
Zweikämpfe | 20 |
Zweikampfquote | 50 % |
Torschüsse | 2 |
Torschussvorlagen | 1 |
Laufleistung | 9,18 km |
Sprints | 10 |
4. Boateng wirbt für einen neuen Vertrag
Gewiss gesetzt sein dürfte in den kommenden Wochen Jerome Boateng. Der Abwehr-Routinier war nicht nur wegen seines wuchtigen Kopfballtreffers zum zwischenzeitlichen 1:0, seinem ersten Bundesliga-Tor seit drei Jahren, einer der stärksten Bayern-Spieler gegen Hoffenheim. Er verteidigte (abgesehen auf die Situation beim einzigen Gegentor) auch solide, gewann 100 Prozent seiner Luft- und fast 60 Prozent seiner Bodenzweikämpfe. Zudem punktete der 32-Jährige mit einigen seiner typischen Diagonalbällen auf die offensiven Außenbahnspieler.
Die Belohnung: Seine Kollegen, insbesondere Kimmich, lobten ihn nach jeder guten Aktion lautstark und klatschten, als Flick ihn nach 87 Minuten auswechselte. Ein eindrucksvoller Auftritt - vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw.
Fragt sich nur: Kommt der FCB überhaupt noch um eine Vertragsverlängerung mit Boateng umher? Sein aktuelles Arbeitspapier ist nur noch sechs Monate gültig, danach kann er ablösefrei wechseln. "Wir warten jetzt erst mal ab, wie die Saison verläuft. Dann setzen wir uns in Ruhe und rechtzeitig zusammen, um den Kader für die nächste Saison zu planen und den Spielern dementsprechend Bescheid zu geben, wie eventuell etwas ausschauen könnte", sagte Flick im Anschluss an das Hoffenheim-Spiel.
Flick für Boateng-Verbleib - Salihamidzic trifft sich mit Upamecano-Beratern
Nach Informationen von SPOX und Goal würde der Trainer gerne ein weiteres Jahr mit Boateng arbeiten. Und auch Boateng selbst hofft auf einen Verbleib in München und befasst sich derzeit nicht mit Anfragen aus dem Ausland. Doch was will Hasan Salihamidzic? Der Sportvorstand traf sich nach eigenen Angaben am Freitag mit den Beratern von Dayot Upamecano an der Säbener Straße.
Der Innenverteidiger von Ligarivale RB Leipzig ist mit Blick auf die kommende Spielzeit das Transferziel Nummer eins des Champions-League-Siegers. Eine Verpflichtung des Franzosen muss einen Boateng-Verbleib jedoch nicht automatisch ausschließen. Zum einen geht Alaba. Zum anderen ist nicht klar, wie die Planungen mit den restlichen Innenverteidigern (Niklas Süle, Lucas Hernandez und Tanguy Nianzou) aussehen.
Klar ist: Momentan müssen sich Süle und Hernandez unter Flick hinten anstellen, während Talent Nianzou nach seiner Oberschenkelverletzung noch nicht fit ist. Rein sportlich gesehen spricht also vieles für eine Bayern-Zukunft mit Boateng. Erste Gespräche zwischen ihm und den Verantwortlichen sind für März geplant.
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