Panel zu Erling Haalands Optionen im Sommer: Wer kann sich den BVB-Torjäger leisten, wo würde er überhaupt hinpassen?

SPOX
22. Dezember 202115:53
Hat die Qual der Wahl: Erling Haaland.getty
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Erling Haaland dürfte neben Kylian Mbappe von Paris Saint-Germain der begehrteste Spieler auf dem Transfermarkt des kommenden Sommers sein - hat doch Haaland eine ab Sommer geltende Ausstiegsklausel von vergleichsweise moderaten 75 Millionen Euro in seinem Vertrag.

Klar ist, dass sich alle Spitzenklubs mit der Idee, den Top-Torjäger zu verpflichten, zumindest beschäftigt haben. Klar ist auch, dass nur wenige Klubs freie Planstellen im Kader und/oder das nötige Geld haben, um Haaland zu bezahlen.

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bestätigte zuletzt ein "großes Interesse" von Real Madrid an Haaland, das wisse er "verbürgt".

Haalands Star-Berater Mino Raiola brachte auch andere Klubs ins Spiel und schloss auch einen Verbleib beim BVB nicht aus. "Barcelona wird trotz der aktuellen Situation immer einer der größten Klubs der Welt bleiben. In ein oder zwei Jahren werden sie zurückkehren. Barcelona hat die Kraft, große wirtschaftliche Investitionen zu machen. Haaland kann auf alle warten. Wir werden nach der besten Option suchen, und ich schließe auch ein weiteres Jahr in Dortmund nicht aus, theoretisch ist das noch möglich", sagte er dem niederländischen Radiosender NOS.

Doch welcher Klub könnte Haaland tatsächlich gebrauchen, zu welchem Verein würde der Norweger am besten passen - und wer arbeitet mit echtem Hochdruck an seiner Verpflichtung? Wir haben einige Klub-Korrespondenten unseres internationalen GOAL-Netzwerks gefragt.

Neil Jones, GOAL-Korrespondent FC Liverpool:

"Liverpool würde Haaland sicherlich nehmen, wenn es möglich wäre - und ich bin mir sicher, dass das jede Mannschaft auf der Welt tun würde!

Ob es finanziell möglich ist, ist jedoch eine andere Frage. Es gibt bereits harte Verhandlungen mit Mohamed Salah wegen seiner Gehaltsforderungen und ich würde vermuten, dass Haalands Gehalt nicht viel niedriger ausfallen würde.

In Anbetracht der jüngsten finanziellen Verluste des Klubs und seines generell eher defensiven Verhaltens auf dem Transfermarkt ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass Liverpool in absehbarer Zeit einen Spieler von Haalands Format verpflichten wird.

Für einen Spieler wie ihn müsste Liverpool natürlich seinen Spielstil ändern. Die Mannschaft ist derzeit so aufgestellt, dass die Flügelstürmer die Tore schießen, während die Nummer 9 tief und weit aufrücken muss, um Räume zu schaffen.

Liverpool hat keinen klassischen Strafraumstürmer, obwohl Diogo Jota in dieser Hinsicht gute Arbeit geleistet hat.

Meiner Meinung nach ist Haaland ein Spieler, der von den starken Liverpooler Außenverteidigern profitieren würde, aber ich bin unsicher, ob er für das derzeitige Spiel der Liverpooler ideal geeignet wäre.

Allerdings: Ich würde jeden Penny, den ich habe, auf einen Sieg Liverpools in der Premier League setzen, wenn Haaland nach Liverpool käme!"

Mario Cortegana, GOAL-Korrespondent Real Madrid

"Wie wir mehrfach berichtet haben, gehört die Verpflichtung Haalands für Real Madrid zu den großen Prioritäten.

Real hat bereits im Juli versucht, ihn vom BVB zu verpflichten, aber Dortmund hat ihn nicht gehen lassen.

Haaland hat nach meinen Informationen zu verschiedenen Leuten gesagt, dass er einen Wechsel zu Real Madrid bevorzugen würde. Er hat aber auch zugegeben, dass er sich zum englischen Fußball hingezogen fühlt.

Eine Entscheidung wird in den kommenden Monaten erwartet. Noch ist nichts entschieden. Ich bin mir sicher: Bei Haalands Transfer werden am Ende sportliche Fragen im Vordergrund stehen, keine wirtschaftlichen."

Charlotte Duncker, GOAL-Korrespondentin Manchester United:

"Manchester United ist trotz der Verpflichtung von Cristiano Ronaldo nach wie vor an Haaland interessiert.

Trainer Ralf Rangnick wurde ja sogar nachgesagt, dass er eine Klausel in seinem Vertrag habe, nach der er einen Bonus erhalten würde, wenn Haaland zu United wechseln würde.

Diese Klausel existiert nicht, aber dass Manchester United ihn gerne verpflichten würde und im Sommer einen Anlauf starten möchte, steht außer Frage.

Was den aktuellen Kader betrifft, so dürfte Ronaldo in einem System mit zwei Stürmern neben Haaland keine Probleme haben.

Da Rangnick aber nur bis zum Ende der Saison als Interimstrainer eingesetzt wird, hängt es davon ab, wer ihn ersetzt und welches System sein Nachfolger spielen möchte, um die beiden am besten zusammenspielen zu lassen."

Adria Soldevila, GOAL-Korrespondent FC Barcelona

"Haaland ist ein großes Ziel des FC Barcelona für die Saison 2022/2023. Man arbeitet schon seit einigen Monaten daran, die Verpflichtung möglich zu machen. Barcelona-Präsident Joan Laporta hat zudem ein sehr gutes Verhältnis zu Mino Raiola.

Dennoch ist eine Verpflichtung zum aktuellen Zeitpunkt für Barcelona nicht möglich: Erstens ist kein Geld da, um den Transfer und die Beraterprovision für Raiola zu bezahlen.

Zweitens hat der Verein wegen der Regularien des Financial Fair Plays aktuell gar keine Möglichkeit, einen zusätzlichen Spieler in die Kaderliste aufzunehmen.

Barca müsste erst einmal eine Reihe von Verkäufen tätigen (allen voran Philippe Coutinho und Samuel Umtiti), bevor sie einen neuen großen Star kaufen können.

Obwohl selbst dann andere Klubs Haaland und Raiola mehr Geld bieten können werden, wird Barcelona, wenn es eine Möglichkeit gibt, vehement versuchen, Haaland zu verpflichten."

Jochen Tittmar, BVB-Reporter SPOX und GOAL

Marco Rose, Hans-Joachim Watzke, selbst Mino Raiola - mittlerweile haben beinahe alle, die etwas Sinnvolles zur Zukunft von Erling Haaland beitragen können, schon die Möglichkeit ins Spiel gebracht, dass Haaland über den Sommer 2022 hinaus beim BVB bleibt.

Wie realistisch das tatsächlich ist, werden am Ende die bereits angekündigten Gespräche zeigen, die man im neuen Jahr in Bälde aufnimmt. Da die Hinrunde aber mehr als angedeutet hat, dass die Dortmunder keine Fabel-Saison spielen werden, wird ein Haaland-Verbleib natürlich recht schwierig bleiben.

Dortmunds beste Chancen bestehen wohl darin, dass Haaland keine der zahlreichen Offerten für ihn wirklich überzeugt. Ihm wird es nicht aufs Geld ankommen, er will die Champions League gewinnen und eines Tages den Ballon d'Or abstauben.

Das sportliche Projekt also wird entscheiden und manchmal muss man eben noch eine Runde drehen und warten, bis sich die präferierte Perspektive auftut. Diese Möglichkeit ist durchaus gegeben, denn das zu stemmende Haaland-Paket ist ein sehr stolzes und in Zeiten der Corona-Pandemie nicht problemlos von jedem Schwergewicht zu bezahlen.

Neben der finanziellen Hürde, die für einige Klubs zu hoch sein könnte, muss es eben auch sportlich passen. Haaland wird auf eine Rolle drängen, in der er seine Entwicklung weitestgehend unangefochten vorantreiben kann. Es ist nicht in Stein gemeißelt, dass ihm die Interessenten diesen Freifahrtschein ausstellen.

Hinzu kommt in diesem Szenario, dass Haaland in Dortmund keinen unglücklichen Eindruck macht. Er ist noch jung genug, um zur Not noch eine weitere Saison beim BVB zu bleiben - erst recht, wenn er die Aussicht hat, anschließend dorthin gehen zu können, wohin er tatsächlich möchte.