Er gilt als Lieblingsschüler von Freddie Ljungberg und wird schon mit Aaron Ramsey verglichen. Joe Willock zählt zu den größten Talenten des FC Arsenal. Im Gegensatz zu seinen beiden älteren Brüdern winkt ihm der Durchbruch in der Premier League. Auch beim 5:0-Sieg gegen Nottingham im Carabao Cup stand Willock am Dienstagabend in der Startelf der Gunners und traf zum 3:0.
Wer sogar Zinedine Zidane entzückt, der kann nicht sonderlich viel falsch machen. "Sie haben viele gute Spieler, das hat man heute wieder gesehen", sagte der Trainer von Real Madrid nach dem Test gegen den FC Arsenal am 24. Juli. "Am meisten beeindruckt hat mich der Spieler mit der Nummer 28. Er hat viel mit Tempo und Physis gespielt. Ein Toptalent", schwärmte der Franzose.
Gemeint war Joseph George Willock. Weil der Name Joseph George für einen 20-Jährigen aber eher altmodisch klingt, nennen sie ihn bei den Gunners einfach nur Joe. Die Fans geben ihm aber schon ganz andere Bezeichnungen. "The next Aaron Ramsey" ist zum Beispiel eine davon, auf die man im Internet stößt, wenn man nach seinem Namen sucht.
Tatsächlich weist Willock Parallelen zu dem mittlerweile bei Juventus Turin unter Vertrag stehenden Nationalspieler aus Wales auf. Er ist technisch beschlagen und variabel im zentralen Mittelfeld einsetzbar, er hat Zug zum Tor und Wucht in seinem Spiel, obwohl er mit seinen 1,78 Metern und 71 Kilogramm nicht wie ein Muskelpaket daherkommt. Unai Emery hält aber nichts von solchen Vergleichen. "Joe ist Joe", so der spanische Teammanager, der seit Juli 2018 im Emirates Stadium in der Verantwortung steht. "Er kann ein großer Spieler werden, er hat das Potenzial dazu, aber Vergleiche bringen nichts."
gettyJoe Willock: Über Freddie Ljungberg zu Unai Emery
Willock kennt es nicht anders. Als kleiner Junge wurde er vor allem mit seinen älteren Brüdern Chris (21) und Matty (23) verglichen. Beide galten einst als Supertalente, schafften aber nie den Sprung in die Premier League. Chris fing wie Joe in Arsenals Nachwuchsakademie an, wechselte 2017 aber nach Lissabon zu Benfica, wo er jedoch überwiegend nur für die zweite Mannschaft zum Einsatz kam.
Aktuell versucht sich der Außenstürmer auf Leihbasis bei West Bromwich Albion in der Championship, während Matty nach seiner Ausbildung bei Manchester United sogar noch tiefer gestürzt ist: Er verdient heute sein Geld beim FC Gillingham, einem Klub aus der League One, der dritten englischen Liga.
Stolz sind sie trotzdem alle aufeinander, die Willock-Brüder. "Fußball ist unser Leben. Natürlich haben wir uns früher verglichen, aber für uns war es wichtig, dass jeder seinen eigenen Weg geht", erinnerte sich Joe vor einem Jahr in einem Interview mit dem Mirror zurück. "Unser Vater war für unsere Entwicklung entscheidend, er hat uns jeden Tag nach der Schule den Ball gegeben und angespornt, zu trainieren. Für ihn stand immer die Technik im Vordergrund, nicht die Physis. Irgendwann wurde dann Arsenal auf uns aufmerksam."
Vor Emerys Ankunft war Willock jedoch nicht mehr als ein tolles Talent, er hatte zwei Einsätze unter dem legendären Coach Arsene Wenger in der Premier League gesammelt und in der U23 für Furore gesorgt. Vereinslegende Freddie Ljungberg übernahm 2018 aber die Reserve als Trainer und fand in dem gebürtigen Londoner mit montserratischen Wurzeln schnell seinen Lieblingsschüler. "Er hat mich in allen Belangen zu einem besseren Spieler gemacht hat. Ein unglaublicher Trainer, aber auch ein unglaublicher Mensch", sagt Willock über den Schweden.
Mesut Özil über Joe Willock: "Sind froh, dass wir ihn haben"
Dass Ljungberg seit diesem Sommer als Co-Trainer von Emery fungiert, kommt ihm entgegen. Er sei "ein Mentor" für ihn, der "den täglichen Dialog" suche. Auch mit Emery, denn anderenfalls wäre Willock wohl kaum so wichtig für die Profis geworden. Auf Anraten von Ljungberg unterzeichnete der Jungspund sogar erst kürzlich einen neuen Vertrag von "langfristiger Laufzeit", nachdem die englische Presse ihn neben zahlreichen anderen Topklubs auch mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht hatte.
In den ersten Liga-Spielen der neuen Saison gehörte der Shootingstar der Anfangsformation an. Mal agierte er auf der Acht, mal auf der Zehn. So wie einst Ramsey. Mesut Özil dürfte das nicht gefallen - der Weltmeister von 2014 hat unter Emery schließlich keine Stammplatzgarantie.
Doch auch er ist von seinem neuen Konkurrenten im Mittelfeld hellauf begeistert. "Wir sind froh, dass wir Joe haben", sagte Özil schon nach dem Vorbereitungsspiel gegen Real. "Er weiß, was er kann. Das heißt nicht, dass er arrogant spielt, aber er hat Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten. Genau das brauchst du, um ein großer Spieler zu werden."
Joe Willock im Steckbrief
geboren | 20. August 1999 in London, Großbritannien |
Größe | 1,79 m |
Gewicht | 71 kg |
Position | zentrales Mittelfeld |
starker Fuß | rechts |
Stationen | FC Arsenal Jugend, FC Arsenal |
Premier-League-Spiele/-Tore | 7/- |