Arsenals Kader auf dem Prüfstand: Gehen Aubameyang und Özil?

Kerry Hau
10. Juni 201917:57
Wie geht's weiter mit Mesut Özil (r.) und Pierre-Emerick Aubameyang?imago
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Nach dem verlorenen Europa-League-Finale, gleichbedeutend mit dem Verpassen der Champions-League-Qualifikation, steht der FC Arsenal vor einem personellen Umbruch. Vor allem im Defensivbereich bedarf es einer Erneuerung. Außerdem ist offen, ob Mesut Özil nach einer schwachen ersten Saison unter Unai Emery bleiben darf. Pierre-Emerick Aubameyang soll hingegen bleiben, wird aber wieder einmal von chinesischen Klubs gelockt.

SPOX und Goal haben den Kader der krisengeplagten Gunners unter die Lupe genommen.

Tor - Zwei Abgänge sind sicher

Mit dem ehemaligen Leverkusener Bernd Leno dürfte Arsenal in den kommenden Jahren ausgesorgt haben. Der 27-Jährige zeigte nach leichten Startschwierigkeiten sehr gute Leistungen in seiner Premierensaison. Dass er in 36 Pflichtspielen 45 Gegentore hinnehmen musste, war eher der fehlenden Stabilität seiner Vorderleute geschuldet.

Handlungsbedarf herrscht auf der Torhüterposition dennoch. Der tschechische Routinier Petr Cech (37) hängt seine Treter an den Nagel und der zuletzt an den SSC Neapel verliehene Kolumbianer David Ospina (30) wird den Süditalienern aller Wahrscheinlichkeit nach treu bleiben. "Wir wollen ihn fest verpflichten", machte Neapel-Coach Carlo Ancelotti bereits im Februar deutlich. Bis zu vier Millionen Euro könnte der Deal in die Kassen der Gunners spülen, eine Einigung zwischen den beiden Klubs sei laut italienischen Medienberichten zeitnah zu erwarten.

Zwei neue Torhüter beim FC Arsenal?

Wer könnte es künftig mit Leno aufnehmen? Den Eigengewächsen Emi Martnez (26) und Dejan Iliev (24) werden gute Chancen ausgerechnet, in den Profikader aufzurücken. Eine riskante Lösung, haben beide doch noch fast keine Erfahrung in der Premier League vorzuweisen. Der Argentinier Martinez steht schon seit neun Jahren bei den Nordlondonern unter Vertrag, wurde aber immer wieder verliehen. Zuletzt spielte er beim FC Reading. Der Nordmazedonier Iliev stand in der vergangenen Saison bei der U23 der Gunners zwischen den Pfosten.

Abwehr - Emerys größte Baustelle

Nicht nur das Europa-League-Finale gegen den benachbarten FC Chelsea hat gezeigt, dass Arsenals Defensivabteilung dringend einen Neuanstrich benötigt. Die Innenverteidiger Laurent Koscielny (33), Sokratis Papastathopoulos (30) und Shkodran Mustafi (27) waren in der zurückliegenden Spielzeit selbst gegen durchschnittliche Premier-League-Teams überfordert, während auch Außenverteidiger wie Stephan Lichtsteiner (35) oder Nacho Monreal (33) deutlich machten, ihren Zenit längst überschritten zu haben.

Alle fünf genannten Spieler könnten den Klub verlassen, der Abgang von Lichtsteiner ist bereits sicher. Nur an jungen Spielern festzuhalten wie Ainsley Maitland-Niles (21), der im häufig von Emery praktizierten 3-5-2 auf der rechten Außenverteidigerposition agierte, wird allerdings nicht ausreichen, um den höchsten Ansprüchen gerecht zu werden. Ebenso wenig dürften Rückkehrer wie Calum Chambers (24), der zuletzt auf Leihbasis bei Absteiger Fulham verteidigte, die Chancen auf das Erreichen der Champions-League-Qualifikation verbessern. Bei den Gunners sind sie sich einig, dass sie frische und international erprobte Kräfte brauchen, die ihnen sofort weiterhelfen.

Dayot Upamecano und Jeorme Boateng beim FC Arsenal im Gespräch

Thomas Meunier (27) wird in der englischen Presse gehandelt, der belgische Rechtsverteidiger will Paris Saint-Germain verlassen und kennt Emery bestens. Der spanische Übungsleiter hatte ihn 2016 überhaupt erst zu PSG geholt. Allerdings werden die Pariser dem Vernehmen nach nicht weniger als 30 Millionen Euro für Meunier (Vertrag bis 2020) verlangen. Ob der Klub so viel bezahlen kann und will, gerade vor dem Hintergrund, dass Hector Bellerin nach seinem Kreuzbandriss im Januar früher oder später zurückkehren wird, bleibt abzuwarten.

Wie ESPN wissen will, genießt nämlich das Werben um Dayot Upamecano (20) höchste Priorität bei den Gunners-Bossen. Der Innenverteidiger von RB Leipzig soll als neuer Abwehrchef ins Emirates Stadium kommen, allerdings würden die Sachsen ihn nicht unter einer Summe im hohen zweistelligen Millionenbereich ziehen lassen. Für den französischen U21-Nationalspieler (Vertrag bis 2021) würde darüber hinaus wohl noch ein hohes Gehalt fällig werden, weil RB mit der Königsklassen-Teilnahme ein gewichtiges sportliches Argument mehr auf seiner Seite weiß als Arsenal.

Günstiger und einfacher zu bekommen wäre wohl Jerome Boateng (30), der spätestens seit der Ankunft von Lucas Hernandez keine Perspektive mehr beim FC Bayern hat und für rund 20 Millionen Euro wechseln darf. Englische Medien bringen auch ihn mit Arsenal in Verbindung. Fragt sich nur, ob der immer wieder mit Verletzungen zu kämpfende Ex-Nationalspieler ein Upgrade zu Sokratis und Co. darstellen würde.

Mittelfeld - Was wird aus Özil?

Auch hier ist ein großes Stühlerücken zu erwarten. Ihres Platzes sicher sind unter Emery nur der frühere Mönchengladbacher Granit Xhaka (26) sowie Lucas Torreira (23) und Matteo Guendouzi (20), die beide im vergangenen Sommer nach London kamen und ordentliche Ansätze zeigten. Der Rest steht mehr oder weniger auf der Kippe. Mesut Özil (30) und Henrikh Mkhitaryan (30) haben keine gute Saison hinter sich und gelten wie der kaum noch von Anfang an zum Zug kommende Mohamed Elneny (26) als Streichkandidaten.

Speziell die Zukunft von Özil, der im Europa-League-Finale ein enttäuschendes Bild abgab und die Saison mit nur sieben Torbeteiligungen beendete, ist mehr als ungewiss. In der Vergangenheit wurde der Weltmeister von 2014 mit Vereinen aus seiner türkischen Heimat in Verbindung gebracht. Im Falle eines Wechsel müsste Özil (Vertrag bis 2021) aber eine hohe Gehaltseinbuße in Kauf nehmen. Der Linksfuß ist mit umgerechnet 405.000 pro Woche der Bestverdiener der Gunners.

Nach Abgang von Aaron Ramsey: Gunners suchen neues "Gehirn"

Gleichwohl kann der 13-fache englische Meister auch nicht sein halbes Mittelfeld abgeben, ohne adäquaten Ersatz zu verpflichten. Der Klub sucht bereits nach einem Nachfolger für Aaron Ramsey (28), dem trotz seiner Verletzungsanfälligkeit konstantesten Kreativmann der vergangenen Jahre und Publikumsliebling, der sich nach 371 Pflichtspielen ablösefrei Juventus Turin anschloss. Große Namen wie James Rodriguez (27) oder Mario Götze (27) geistern durch die "Yellow Press".

Dass Spieler von diesem Format Lust auf die Europa League hätten, ist allerdings unwahrscheinlich. Bei Ex-Bayer James scheint sich der SSC Neapel in der Pole Position zu befinden, während Borussia Dortmund mit Götze über eine Vertragsverlängerung spricht. "Mario ist nicht mit einem Wechselwunsch an uns herangetreten. Wir kennen doch seit Jahren die Gerüchte aus England, die zu uns rüberschwappen. Wir sind wie immer entspannt", erklärte der BVB-Sportdirektor zuletzt.

FC Arsenal: Wer kommt für den Flügel?

Arsenal muss nicht nur im Zentrum nachrüsten. Ein Grund für Emerys Vertrauen in das 3-5-2 ist auch den fehlenden Optionen auf den Außenbahnen geschuldet. Der bereits erwähnte Maitland-Niles beackert vornehmlich den rechten Flügel, während auf der Gegenseite Sead Kolasinac (25) zum Einsatz kommt. Da die Stärken des Ex-Schalkers jedoch eher in der Defensive liegen, machen zahlreiche Gerüchte um die Verpflichtung eines neuen Linksaußen die Runde. Denn klar ist auch: Denis Suarez (25) wird nach seinem halbjährigen Leih-Intermezzo nicht fest vom FC Barcelona verpflichtet.

Wer könnte kommen? Ryan Fraser (25) vom AFC Bournemouth gilt Medienberichten zufolge als Wunschspieler von Emery. Der Schotte legte eine bärenstarke Premier-League-Saison mit 21 Scorerpunkten (sieben Tore, 14 Vorlagen) hin. Die bekanntere Lösung wäre Yannick Ferreira-Carrasco (25), der den chinesischen Vertreter Dalian Yifang nach eineinhalb weniger erfolgreichen Jahren verlassen möchte und schon länger auf Emerys Kandidatenliste stehen soll. "Es ist nicht so, dass mir der Fußball in China nicht gefällt. Aber ich würde gerne aus familiärer Sicht wieder in Europa spielen. Es ist schwierig für uns, uns anzupassen", sagte er kürzlich dem Het Nieuwsblad. Für 30 Millionen Euro, heißt es, wäre Ferreira-Carrasco zu haben.

Sturm - Angst um Aubameyang

Das Gerüst steht: Pierre-Emerick Aubameyang (29) und Alexandre Lacazette (28) sind als Doppelspitze gesetzt. Ersterer wird allerdings wie schon zu seiner Zeit beim BVB vom chinesischen Geld gelockt. Sowohl Guangzhou Evergrande und Shanghai SIPG sollen nach Angaben der für gewöhnlich gut informierten Times bereit sein, Aubameyang umgerechnet 16 Millionen Euro pro Jahr zu zahlen. Bei den Gunners streicht der Gabuner etwa vier Millionen Euro weniger ein.

Ein Grund, das Weite zu suchen? Arsenal will den Angreifer (Vertrag bis 2021) unter keinen Umständen ziehen lassen. Er war einer der wenigen Lichtblicke in der vergangenen Saison, avancierte mit 22 Treffern sogar zum Torschützenkönig der Premier League. Den Preis teilte er sich mit den beiden Liverpoolern Mohamed Salah und Sadio Mane.

Danny Welbeck hat keine Zukunft beim FC Arsenal

"China war eine Option", gab Aubameyang bereits 2017 zu, nachdem er eine Offerte aus dem Reich der Mitte abgelehnt hatte. "Es ist doch normal, dass du darüber nachdenkst, wenn dir so viel Geld angeboten wird. Ich weiß, dass viele Menschen gesagt haben, man könne doch nicht nach China gehen, weil das fußballerisch ein Rückschritt sei. Aber ich denke, dass jeder Mensch darüber nachdenken würde, wenn er so ein Angebot bekommt."

Ziemlich sicher weg ist dafür Danny Welbeck (28), dessen Vertrag zum 1. Juli ausläuft. Das frühere Supertalent leidet praktisch seit seinem Wechsel von Manchester United zu den Gunners im Sommer 2014 unter großem Verletzungspech. Gerüchte um einen Nachfolger gibt es aktuell nicht. Den braucht es aber auch nicht unbedingt. Emerys Baustellen liegen bekanntlich woanders.