Eintracht Frankfurt ist die letzte Mannschaft, die zwischen dem FC Bayern München und dem siebten Titelgewinn in Folge steht. Was muss die Mannschaft von Adi Hütter taktisch beachten, um ihre eigene Chance auf Europa zu ergreifen?
Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern: Die Aufstellung
Pünktlich zum letzten Spieltag wird das Trio aus Luka Jovic, Ante Rebic und Sebastian Haller wieder gemeinsam zur Verfügung stehen. Das wirft eine wichtige Frage für Hütter auf: Geht er das Risiko, mit allen drei Stürmern zu spielen oder lässt er einen von ihnen auf der Bank?
Im Hinspiel gegen die Bayern stellte sich diese Frage aufgrund des Fehlens von Rebic nicht. Die Eintracht setzte auf einen weiteren Mittelfeldspieler und verteidigte im 5-3-2. Das wäre gegen das 4-2-3-1/4-3-3 der Bayern die sichere Option, könnte im Zentrum doch eine Überzahl beibehalten werden.
Mit drei Stürmern aber wären die bayerischen Außenverteidiger eher in der Defensive gebunden und könnten nicht zu sehr aufrücken. Das wäre eine mutige, offensive Lösung, würde also dem Denken von Hütter durchaus entsprechen - zumal keiner der Stürmer davon befreit ist, sich an der Arbeit gegen den Ball zu beteiligen.
Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern: Die Wahl zwischen Zentrum und Flügeln
Die Bayern setzen im Angriffsspiel auch in dieser Saison sehr stark auf das Können ihrer offensiven Flügelspieler. Gleichwohl ist das Zentrum meist der gefährlichere Ort. Im Hinspiel setzte die Eintracht ihr Pressing meist in Gang, wenn die Bayern von Seite zu Seite wechselten und isolierten den ballfernen Außen.
Das funktionierte lange Zeit ordentlich, kostete aber auch viel Kraft, was für späte Treffer der Bayern sorgte. Sich auf einer Seite nicht überladen lassen, dann aber auf der anderen schnell Druck herzustellen, erfordert massiv viele Sprints. Das war bisher das Spiel der Eintracht. Nach den Strapazen der Europa League schienen die Köpfe zuletzt aber ebenso leer wie die Beine.
Also ein letztes Mal powern oder doch eine Veränderung vornehmen? Mit einer Dreierkette plus einer starken Zentrumsbesetzung und den drei ohnehin recht zentral orientierten Stürmern könnte es sich Frankfurt auch anbieten, den Gastgebern die Flügel zu überlassen und dann eher das Zentrum zu verteidigen.
DAZNGrafik: Eintracht Frankfurt verteidigte gegen den 1. FSV Mainz sehr kompakt im Zentrum. Gegen den FC Bayern wäre das durchaus ein Risiko.
Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern: Den eigenen Strafraum sauber halten
Was passiert, wenn die Bayern die Flügel überreicht bekommen? Sie flanken, und das sehr zahlreich. Unter Niko Kovac fehlt es dem FCB in dieser Saison an Mitteln, gegnerische Zentrumsdominanz zu überwinden. Das resultiert regelmäßig in zahlreichen Hereingaben, die verteidigt werden wollen.
RB Leipzig stellte am letzten Spieltag sehr gut unter Beweis, wie das funktionieren kann, anderen Mannschaften gelang es so gar nicht. Insbesondere der lange Pfosten wird gerne zum Ziel der bayerischen Hereingaben. Wenn dann Robert Lewandowski und Thomas Müller in die Box einbrechen, ist eine konzentrierte und vorausschauende Abwehrarbeit sowie gutes Stellungsspiel gefragt.
Widget-Voreinstellung: Die gescheiterten Flanken von RB Leipzig (unten) und FC Bayern (oben). Keine einzige Flanke der Münchner fand gegen das Team von Ralf Rangnick ihr Ziel.
Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern: Mit Kontern durchbrechen
Die Frankfurter sind unter Hütter keine Mannschaft, die auf viel Ballbesitz setzt. Lieber geht es vertikal und direkt nach vorne. Das gilt ganz besonders im Konter, eine der großen Stärken des Teams. Sollte die Eintracht mit ihren drei Top-Stürmern starten, würden diese im Gegenangriff wohl einmal mehr Dreiecke aufbauen, um den Ball mit Steil-Klatsch-Kombinationen anzutreiben.
Unterstützt werden diese Angriffe mit Läufen der beiden Außenspieler aus der Tiefe. Gerade hier liegt Potenzial gegen den FC Bayern: Drei Stürmer binden die Innenverteidiger, während die Außen, zum Beispiel Filip Kostic und Danny da Costa, im Raum hinter den Münchner Außenverteidigern starten und ihre Geschwindigkeit ausspielen.
Die Bayern sind hier angreifbar, das hat der Saisonverlauf gezeigt. Die Absicherung eigener Angriffe ist oft ungenügend, die Innenverteidiger geraten in ungünstige Zahlenverhältnisse und müssen unter Druck schwere Entscheidungen treffen. Das muss auch das Ziel der Frankfurter sein.
Nicht minder wichtig: Im Konter nachrücken und Bayern den Raum nehmen. Leipzig vermochte es über mehrere Minuten, das Kovac-Team einzuschnüren. Das kann auch den Gästen am 34. Spieltag gelingen, wenn sie ihre Mannschaft konsequent kompakt halten und ihren Gegnern keine Ruhe lassen.
DAZNGrafik: Eine Szene, die der Eintracht Mut macht: Der FC Bayern wurde von RB Leipzig in der Rückwärtsbewegung überrumpelt.
Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern: Das Pressing überwinden
Gerade das ist allerdings auch eine Stärke des FC Bayern unter Kovac. Die Partie gegen Leipzig wogte hin und her, weil beide Mannschaften immer wieder Phasen erreichten, in denen sich der Gegner nicht befreien konnte. Die Münchner werden, besonders mit dem Titel vor Augen, auch gegen Frankfurt hoch anlaufen und stören.
Darauf muss das Team von Hütter vorbereitet sein, denn im Laufe der Saison hat sich gezeigt, dass das bayerische Pressing Probleme in der Tiefensicherung hat. Wird die erste Pressingwelle überstanden, eröffnen sich ungewohnt große Räume. Die Bayern ziehen sich nicht so schnell zurück, wie nötig, womit es oft zu individuellen Fehlern unter Entscheidungsdruck kommt.
Besonderer Faktor: Die Eintracht hat nach vorne eine enorme physische Durchschlagskraft. Gerade gegen ein Mittelfeld aus Thiago und Leon Goretzka könnte es möglich sein, die Bälle festzumachen. Rückt einer der Innenverteidiger zum Kopfballduell heraus, um den kleineren Mittelfeldspielern auszuhelfen, entsteht Raum in seinem Rücken.