Dem "Krieger" geht die Kraft aus: Bayern Münchens Arturo Vidal wird seine Karriere in der chilenischen Nationalmannschaft bald beenden. Sein Klub dürfte nichts dagegen haben.
Es ist davon auszugehen, dass die Worte Arturo Vidals in München einen positiven Anklang fanden. Dass es in absehbarer Zeit vorbei ist mit seiner Karriere in der chilenischen Nationalmannschaft, dass auch die Kräfte des "Kriegers" endlich sind, dagegen wird der FC Bayern nichts haben. "Die letzten zehn Jahre waren hart. Der Moment zum Ausruhen ist gekommen", sagte Vidal nach seinem 96. Einsatz für "La Roja".
Näher bei der Familie
Der 30-Jährige hat keine überstürzte Entscheidung getroffen, das Thema habe ihn schon länger beschäftigt. Nach der WM 2018 in Russland oder - wenn die Qualifikation misslingt - schon nach den Länderspielen im Oktober ist Schluss. "Ich muss näher bei meiner Familie sein", betonte der Mittelfeldspieler, dessen Spiel so sehr von Willen, Überzeugung und Energie lebt.
Vidal hat die Schlagzeilen in seiner Heimat ohnehin bestimmt rund um die schmerzhaften Eliminatorias-Niederlagen gegen Paraguay (0:3) und in Bolivien (0:1). Schon nach der Paraguay-Schlappe drohte "Rey Arturo" seinem Fußball-Königreich mit der Abdankung. "Die Stinkstiefel, die es in diesem Land gibt, dürften jetzt frohlocken. Es fehlt immer weniger, um mich vom Hof zu jagen", wetterte Vidal auf Twitter, dessen Name vor der Partie mal wieder in Skandal-Schlagzeilen aufgetaucht war. Berichte über seine Teilnahme an einer rauschenden Casino-Party dementierte Vidal umgehend.
Baldiges Ende in der Nationalmannschaft?
Einen Tag später schrieb er dann zwar, dass er den Fans zuliebe beim Team bleiben werde - doch eben nur noch bis spätestens zum nächsten Sommer. Es dürfte wohl auch eine Rolle spielen, dass Vidal sich daheim als Verfolgter fühlt. Der jüngste Vorfall war wohl so etwas wie die Krönung. Vidal empfindet wie Alexis Sanchez vom FC Arsenal die Kritik in Chile als völlig überzogen. "Es macht einen müde, wenn dich alle am Boden sehen wollen", klagte Sanchez. Der Satz hätte genauso von Vidal stammen können.
Vidal hat viel investiert für sein Land, die Knochen hingehalten, sich mit Herzblut in jedes Spiel gestürzt, selbst dann, wenn die Vernunft eigentlich dagegen sprach. Das ist nun bald vorbei und mindert aus Sicht des FC Bayern gravierend das Verletzungsrisiko. Denn den Umgang der Chilenen mit Blessuren hatten in der Vergangenheit sowohl Präsident Uli Hoeneß als auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mit deutlichen Worten moniert.
"Die Chilenen haben dem nicht mal einen Verband gemacht, der Knöchel ist quasi auf dem Flug explodiert!", beschwerte sich Rummenigge einmal, nachdem Vidal im vergangenen Jahr verletzt von einer Länderspielreise zurückgekehrt war. Hoeneß meinte zum gleichen Vorfall: "Es ist eine Schande, wie in manchen Ländern mit Verletzungen umgegangen wird. Arturo kam aus Chile mit einem Klumpfuß zurück."
Der FC Bayern aber braucht einen fitten Vidal (Vertrag bis Juni 2019) für seine wieder hoch gesteckten Ziele, die regelmäßigen Dienstreisen nach Südamerika eher nicht. "Wenn Vidal spielt und gesund ist, sind die Chancen viel größer, dass der FC Bayern gewinnt", findet Hoeneß.