Bayern München jubelt auch bei den Frauen: Mit dem Kantersieg über Potsdam ist die fünfte Meisterschaft perfekt. Doch der Klub will mehr.
Kapitänin Lina Magull stand mit "Gänsehaut überall" und der Schale in der Hand auf dem Münchner Rathausbalkon, da rief ihre Kollegin Sarah Zadrazil im Überschwang des traumhaften Meistergefühls schon die nächsten hohen Ziele aus. "Ich hoffe, es wird zur Tradition", sagte sie im BR über die bayerische "Double"-Sause am überfüllten Marienplatz, "von mir aus gerne öfter" - und zwar nicht nur mit einer glänzenden Trophäe.
"Mit uns ist zu rechnen, national wie international", betonte Zadrazil. "Jetzt heißt es erst mal Urlaub - und dann voller Angriff!" Auch in der Champions League. Das unterstrich die scheidende "Mrs. FC Bayern" Karin Danner. "Es ist viel zu holen, wir sind hungrig auf mehr Titel", betonte sie nach der 11:1 (7:0)-Meistergala gegen Turbine Potsdam. Und wenn es klappe, ergänzte die langjährige Managerin an diesem "rot-weißen Wochenende" schmunzelnd im wassernassen Jackett, "komme ich auch gerne nochmal zur Dusche vorbei".
Dann wird sie eine stark veränderte Mannschaft vorfinden. Die Bayern um Erfolgscoach Alexander Straus ("Ich liebe diesen Verein") planen nach dem fünften Titel nach 1976, 2015, 2016 und 2021 den Umbruch. Vier Spielerinnen um die große Japanerin Saki Kumagai wurden bereits am Sonntag verabschiedet. Kommen wird unter anderem Katharina Naschenweng aus Hoffenheim, wohl auch die dänische Weltklassespielerin Pernille Harder und ihre schwedische Partnerin Magdalena Eriksson vom FC Chelsea.
Auf dem Rathausbalkon war das noch Zukunftsmusik. "Da geht ein Traum in Erfüllung für mich und die anderen Mädels", schwärmte Kapitänin Magull beseelt, Klara Bühl genoss einen Meister-Moment, "den man nie vergisst". Georgia Stanway sang beschwingt mit 20.000 Fans ihren Lieblingssong "Sweet Caroline", und Carolin Simon gab den Feierbefehl: "Lasst uns heute einen drauf machen!"
FC Bayern, Frauen: Wechsel in der Führung
Die Party hatte schon am Campus mit dem Kantersieg gegen den Absteiger begonnen. Die feiermüden Männer standen artig Spalier, als die Frauen locker-leicht zur Schale tanzten. Um 16.08 Uhr reckte Magull das Objekt der Begierde in den sonnig-blauen Nachmittagshimmel, aus den Konfettikanonen schossen rot-weiße Papierschnipsel. Nach Wasser flossen bald auch Bier und Schampus.
"Ich bin total happy", schwärmte Danner, "schöner könnte es nicht sein". Die Schale, sagte Präsident Herbert Hainer, sei nach 28 Jahren "das passende Abschiedsgeschenk" für die Abteilungsleiterin, deren Job Sportchefin Bianca Rech übernimmt.
Dem entthronten Titelverteidiger VfL Wolfsburg bleibt nach dem Pokalsieg die Hoffnung auf das Champions-League-Finale am 3. Juni gegen den Favoriten FC Barcelona, Kapitänin Alexandra Popp wurde zudem mit 16 Treffern erstmals Torschützenkönigin. "Es ist ein bisschen getrübt, wenn ich ehrlich bin", sagte sie bedröppelt bei MagentaSport, die Kanone hätte sie gerne mit der Schale "getauscht".
Doch die hielt ja Lina "Gänsehaut" Magull in den Händen.