FC-Bayern-Gegner Inter Mailand im Kadercheck: Matthäus' Liebling, Ibras Feind und ein Ex-Milan-Ultra

Fatih Demireli
07. September 202214:47
SPOXgetty
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Der FC Inter aus Mailand ist der erste Champions-League-Gegner des FC Bayern. Der Klub von Trainer Simone Inzaghi ist gespickt mit internationalen Topstars und einigen alten bekannten Gesichtern aus der Bundesliga. Wer mal ein Ultra war, wem eine Weltkarriere vorausgesagt wurde und wer angeblich mal fast beim FC Bayern gelandet wäre.

Für Karl-Heinz Rummenigge steht fest: Der FC Internazionale aus Milano wird gemeinsam mit dem FC Bayern das Achtelfinale der Champions League erreichen. Ob er das nur gesagt hat, weil er mit einer italienischen Zeitung gesprochen hat und Inter sein Ex-Klub ist oder ob er es wirklich ernst meinte - in beiden Fällen ist der Tipp gerechtfertigt.

Denn Inter hat zwar in der vergangenen Saison den Titel verpasst, hat aber einen Kader, der von internationaler Klasse, einer brise Schlitzohrigkeit und purer Erfahrung nur so strotzt. SPOX hat sich den Kader vor der Partie zwischen Inter und Bayern (21 Uhr im LIVETICKER) Spieler für Spieler angesehen und kommt zu dem Urteil: Das wird hart, Herr Nagelsmann!

TORHÜTER

Andre Onana (26)

Der Kameruner kam vor der Saison ablösefrei von Ajax, wo er Stammtorhüter war und sich sicherlich auch selbige Rolle bei Inter vorgestellt hat. Aber Onana hat noch kein Pflichtspiel auf dem Buckel und muss hinter Samir Handanovic warten. Bei Inter sieht man Onana perspektivisch als Nummer eins. Man will ihm schon in dieser Saison ein paar Einsätze geben, damit er sich akklimatisieren kann. Wie einst Wojciech Szczesny, der erst hinter Gianluigi Buffon wartete und dann den Platz der Juve-Legende übernahm und selbst zu einer wurde.

Samir Handanovic (38)

Mittlerweile schon seit zehn Jahren bei Inter. Wird - wenn nichts dazwischenkommt - schon in zwölf Spielen in die Top 10 der Spieler mit den meisten Einsätzen für die Nerazzurri aufsteigen. In zwei Monaten wäre er dann der zweitälteste Spieler, der bei Inter je zum Einsatz gekommen ist. Legende Javier Zanetti steht mit 40 Jahren und 9 Monaten an der Spitze. Trotz der Ankunft von Onana verlängerte Handanovic erst im Juli wieder seinen Vertrag um ein weiteres Jahr und ist bei Trainer Simone Inzaghi gesetzt. Nicht auszuschließen, dass er auch nach dieser Saison weitermacht.

Alex Cordaz (39)

Der alte Herr wechselte mit geschmeidigen 38 Jahren zu Inter, absolvierte aber seinen einzigen Einsatz für Inter vor 18 Jahren, als er schon mal da war und gegen Juventus in einem Pokalspiel eingewechselt wurde.

Gabriel Brazao (21):

Als Cordaz für Inter spielte, war Brazao drei Jahre alt. Als Teenager noch von einem Sänger in Brasilien gemanagt, versuchte er sich seit 2019 in Europa, doch insgesamt blickt er seitdem lediglich auf zehn Profi-Einsätze in seiner Karriere zurück. Bei Inter auch ohne Chance.

ABWEHR

Milan Skriniar (27)

Einst war er ein ziemlich bescheidener Mittelfeldspieler bei MSK Zilina. Den Fans war er zu langsam und zu schwach. Die Leihe zu Zlate Moravce war ein Reinfall. Zurück in Zilina wusste er dann immer mehr zu überzeugen. So sehr, dass Sampdoria Genua 2016 bereit war, fünf Millionen Euro Ablöse zu bezahlen. Doch auch der Start in Italien war durchwachsen. Monatelang ohne Einsatz, durfte er gegen Juventus ran und flog nach 14 Minuten wegen einer Notbremse vom Platz. Doch auch das warf ihn nicht um: Seit 2017 bei Inter - heute ist er einer der besten Innenverteidiger der Welt. PSG versucht seit zwei Jahren, Skriniar loszueisen. Ohne Erfolg.

Alessandro Bastoni (23)

Inter zahlte 2017 rund 30 Millionen Euro Ablöse, verlieh ihn dann aber erst zurück zu Stammverein Atalanta, dann zwei Mal zu Parma. Seither aber gesetzt und auch längst Nationalspieler bei Roberto Mancini. Im Frühsommer war er offenbar auch beim FC Bayern ein Thema als Nachfolger von Niklas Süle. Ob es je zu einem Angebot kam, ist unklar, aber Inter hätte auch nicht verkauft. Übernimmt in der Regel den linken Part der Dreierkette und ist für die Spieleröffnung zuständig.

Stefan de Vrij (30)

Seine Geburtsstadt ist bekannter als er selbst und wird in vielen europäischen Haushalten jeden Morgen zum Frühstück serviert - Gouda. In der Stadt, die einer Käsesorte ihren Namen gab, ist de Vrij aber nicht lange geblieben und landete über Feyenoord und Lazio schon 2018 bei Inter und ist hier eine feste Größe. Auch er soll mal beim FC Bayern im Gespräch gewesen sein, aber die Meldungen waren wohl alter Käse.

Hallo aus Gouda: Hier gibt es guten Käse und gute Innenverteidiger.imago images

Francesco Acerbi (34)

Er kam zu Beginn dieser Saison als Backup von Lazio, wo er mit Inter-Trainer Inzaghi einst erfolgreich zusammenarbeitete. Das fanden nicht alle Inter-Fans cool, weil Acerbi in seiner Jugendzeit Mitglied der berühmten Milan-Ultragruppierung Fossa dei Leoni war. 2012 starb sein Vater an Krebs, 2013 wurde bei ihm selbst ein Hodentumor diagnostiziert. Dieser wurde entfernt, doch er kam wieder zurück. Chemotherapie. Aerbi: "Angst hatte ich nicht. Ich habe mich nur gewundert, dass der Krebs mich nicht verändert hat. Dann hatte ich einen seltsamen Traum. Es war, als wären mein Vater und Gott ein und dieselbe Person, die mich zur Besserung drängte. Ich weinte und erkannte, dass der Krebs eine Chance war. Ich hatte wieder etwas, gegen das ich kämpfen konnte."

Danilo D'Ambrosio (33)

Schon seit 2014 im Verein, ein sehr solider Backup - lange für die rechte Seite, wo er auch mal gesetzt war. Aber mit steigendem Alter dann immer mehr eine Alternative in der Innenverteidigung, wo er nicht mehr das ganz große Tempo braucht wie rechts.

Alessandro Fontanarosa (19)

Der Innenverteidiger gilt als Riesentalent aus der eigenen Jugend, das in der Vorbereitung erstmals für die erste Mannschaft spielte. Soll in dieser Saison auch Pflichtspiel-Erfahrung sammeln und aufgebaut werden.

Federico Dimarco (24)

"Er hat das Zeug dazu, einer der besten Linksverteidiger der Welt zu werden. Seine Art, den Ball zu kontrollieren, macht ihn perfekt für diese Position, gerade in einer Fünferabwehrkette. Wenn man ihm die passende Unterstützung und Deckung gibt, kann sein Team von einem gefährlichen Spieler profitieren." Das sagte mal sein Jugendtrainer bei Inter. Der Beste wurde er nicht, aber er wurde ein richtig Guter, der mittlerweile auch in der Nationalmannschaft einen Platz hat. Der perfekte Schienenspieler. Achtung, Bayern! Er hat eine ziemlich strenge linke Klebe.

Dalbert (28)

Streifte sich zuletzt vor drei Jahren das Inter-Trikot über, wurde wiederholt verliehen, jetzt mit Kreuzbandriss lange raus.

Raoul Bellanova (22)

Sehr interessanter Spieler, der sich in der vergangenen Saison bei Cagliari einen Namen gemacht hat und von vielen Topklubs umworben wurde. Der offensive Rechtsverteidiger stammt aus der Jugend des AC Mailand, sagte aber bei seiner Vorstellung im Sommer, dass mit dem Wechsel zu Inter ein "Kindheitstraum in Erfüllung gegangen ist". Hat man bei Milan sicher gerne gehört. Hat mit seinem Tempo auf Sicht die Perspektive, einen Stammplatz zu ergattern.

Matteo Darmian (32)

Sein Lebenslauf ist mit Klubs wie Milan, Manchester United und nun Inter ausgestattet. United zahlte 2015 ganze 18 Millionen Euro, was damals noch viel Geld war. Treibende Kraft war Louis van Gaal, der Darmian unbedingt haben wollte: "Bei einem der ersten Trainingseinheiten zog er mich zur Seite und sagte: 'Hör zu, du bist dank mir hier. Also kannst du Selbstvertrauen haben. Du wirst hier Konkurrenz haben, aber Namen interessieren mich nicht.'" Nach van Gaal ging es bergab und Darmian ging zurück nach Italien. Nun ist er bei Inter auf der rechten Seite eine wichtige Figur.

MITTELFELD

Marcelo Brozovic (29)

Elementarer Spieler im System von Simone Inzaghi, auch wenn er schon deutlich besser in Form war als zuletzt. Auch an ihm sollen die Bayern mal interessiert gewesen sein, doch der geschätzte Preis von 50 Millionen Euro soll die Münchener damals abgeschreckt haben. Injiziert den Kampfgeist in jede Mannschaft, in der er spielt. Ihn muss man erstmal bearbeiten.

Kristjan Asllani (20)

Der defensive Mittelfeldspieler wurde beim FC Empoli ausgebildet und spielte dort zehn Jahre. Der Albaner soll in dieser Saison mehr in die Rotation drängen, dort vor allem das defensive Element verkörpern. Vor allem Brozovic sollte sich Gedanken machen, denn in der Spielanlage sind sie sich ähnlich, aber Asllanis steiler Aufstieg ist auch eine Gefahr für den Kroaten.

Nicolo Barella (25)

Einer der besten Mittelfeldspieler Europas und bei Inter nicht aus der Mannschaft weg zu denken. Brutales Energiebündel mit dem richtigen Gespür für den Raum und den Pass. Schwierig zu greifen für den Gegner, weil Barella nicht nur das eine Spiel kann, sondern verschiedene Modi einschalten kann. Gilt als einer der Lieblingsspieler von Lothar Matthäus. Es gibt schlimmere Dinge auf dieser Welt.

Hakan Calhanoglu (28)

Wechselte von Milan zu Inter, um Meister zu werden - in der Saison danach wurde Milan Meister und Inter Zweiter. Danach entwickelte sich besonders mit Zlatan Ibrahimovic eine öffentliche Fehde. Die Milan-Fans haben es auf ihn abgesehen. Beeindruckend, dass sich Calhanoglu davon überhaupt nicht beeindrucken lässt und seinen Stiefel runterspielt. Der Türke hat sich in Italien weg vom klassischen Zehner, hin zum Achter mit Hang zum Sechser entwickelt, der aus der Tiefe kommt, seine hervorragende Spielübersicht einsetzt und so tatsächlich besser zur Geltung kommt. Über seine Freistöße muss man natürlich auch mal reden.

Denzel Dumfries (26):

Der Niederländer kam nach der EURO 2020, bei der er für die Niederlande stark aufspielte. Macht auch bei Inter seine Sache als rechter Schienenspieler recht gut. Sehr dynamisch im Offensivspiel, entwickelt so auch sehr viel eigene Torgefahr. Chelsea hatte im Sommer Interesse, aber Inter wollte ihn nicht abgeben bzw. über 50 Millionen Euro haben. Auf ihn sollte man durchaus ein Auge haben.

Robin Gosens (28)

Der deutsche Nationalspieler sollte Medienberichten zu Folge eigentlich zu Bayer Leverkusen wechseln, was sich aber wohl als Ente herausgestellt hat. Bei Inter hat er nicht den einfachsten stand, kam in jedem Ligaspiel von der Bank und in jedem Spiel wurden die Einsatzzeiten weniger. Er ist aber mit seiner Offensivwucht immer eine gute Option und könnte auch den Bayern wehtun.

Henrikh Mkhitaryan (33)

Nanu, was machst du denn hier?! Der Ex-Borusse wechselte vor der Saison von der Roma zu Inter. Das "Warum" kann man wohl mit der vergangenen Saison beantworten, als der Armenier 44 (!) Pflichtspiele für die Roma absolvierte und nach Ablauf des Vertrags in der Hauptstadt zu haben war. Zuletzt gegen Milan im Derby stark als Einwechselspieler. Könnte gegen die Bayern auch von Anfang an kommen.

STÜRMER

Joaquin Correa (28)

Ihn machte einst sein guter Kumpel Luiz Felipe berühmt, als er ihm bei einem Spiel zwischen Lazio und Inter (nach Sieg für Lazio) vor Freude auf den Rücken sprang und mit seinem Freund feiern wollte. Correa fand das aber nicht lustig und löste sich von Felipe. Dieser sah Rot, weinte dann bittere Tränen, weil sich Correa nicht mehr an ihre Freundschaft erinnerte. Sollte zu Saisonbeginn eigentlich weg, jetzt hat er alle Ligaspiele bisher gemacht und gilt als erster Lukaku-Vertreter. Wird wegen dessen Verletzung auch in der Startelf stehen.

Lautaro Martinez (25)

Für ihn hätte der FC Barcelona auch das Stadion verkauft, aber Inter hat ihn trotzdem nicht gehen lassen. Der Argentinier hat bei den Fans absoluten Kult-Status, er ist das Aushängeschild der Mannschaft. Gilt als gute Seele des Teams und dass Romelu Lukaku so viel Sehnsucht nach Inter hatte, lag auch Martinez, der ständig mit seinem Freund in London Kontakt hielt und ihm sagte, wie schön es immer noch in Mailand ist. Gemeinsam sind sie brandgefährlich.

Der Held des FC Inter: Lautaro Martinez.getty

Romelu Lukaku (29)

Der verlorene Sohn ist zurück. Nach einem unglücklichen Jahr beim FC Chelsea darf er wieder das Inter-Trikot tragen. "Es sind so viele Dinge falsch gelaufen. Ich glaube, als ich Inter verließ, wollte ich mich an Chelsea rächen, denn als ich jung war, war das elf Jahre lang mein Verein", so Lukaku: "Ich hatte die Möglichkeit, dorthin zurückzukehren und dachte, ich würde ein Held sein, aber das war nicht der Fall." Bei seiner Rückkehr traf er in seinem ersten Ligaspiel schon nach 30 Sekunden gegen Lecce. Danach aber verletzt und weil der Muskel zumacht, wird er auch gegen den FC Bayern nicht dabei sein.

Edin Dzeko (36)

Ja, Edin kickt auch noch, ist aber nicht mehr so beweglich wie einst. Gereicht hat es dennoch für 49 Pflichtspiel-Einsätze und 17 Tore in der vergangenen Saison. Die Instinkte sind halt einfach stärker. In dieser Saison schon mit einem 90-Minuten-Einsatz zuletzt - und im Derby gegen Milan gar als Torschütze aufgefallen. Gegen Bayern wird es wohl dennoch nur ein Bankplatz.