FC Schalke 04: Schneider kritisiert Durchlässigkeit bei Vereinsinterna - Büskens nach Reschke-Abgang befördert

SPOX
25. November 202014:47
SPOXJörg Schüler/Bongarts/Getty Images
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Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider hat den vereinsinternen Umgang mit Informationen, die eigentlich nicht für die Presse gedacht waren, scharf kritisiert. Außerdem erklärte er, wie die Kompetenzen bei den Königsblauen nach der Trennung von Kaderplaner Michael Reschke neu aufgeteilt werden. In der Handhabung der aktuellen Krisenlage räumte er ein, "natürlich auch Fehler gemacht" zu haben.

"Glückwunsch an Sie", sagte Schneider zu den anwesenden Journalisten bezüglich der zuletzt immer wieder an die Presse durchgesickerten Informationen über vereinsinterne Abläufe und Diskussionen auf einer Medienrunde am Mittwoch nach dem Personalbeben auf Schalke und ergänzte: "Das Bild, das dadurch nach außen entsteht, ist verheerend."

Er appellierte daher an alle bei S04, Vereinsinterna nicht mehr an Journalisten weiterzugeben. Er hätte dies auch über das Intranet kundgetan und zum Zusammenhalt aufgerufen, "aber wenn dann immer ausgebüxt wird ...", erklärte Schneider vielsagend.

Dass der Verein in den vergangenen Tagen noch mehr als angesichts der Sieglosserie (24 Spiele) in der Kritik steht, verstehe Schneider. "Es ist okay, dass wir mit dieser Serie mit dem 18. Platz auf die Fresse kriegen. Das haben wir verdient. Aber der Verein, die Mannschaft gehören da nicht hin", stellte er klar.

"Die Prügel" seien zwar berechtigt und auch Kritik sei "okay", aber ihm sei es "an der ein oder anderen Stelle" zu weit gegangen. Dort habe er sich "etwas mehr miteinander" gewünscht.

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S04 nach Reschke: Riether, Büskens und Grotus springen ein

Bezüglich der Trennung vom Technischen Direktor Michael Reschke erklärte Schneider, dass dessen Kompetenzen künftig auf "mehrere Schultern" verteilt werden. "Teammanager Sascha Riether ist dabei, aber auch Rene Grotus (Reschkes Assistent, Anm. d. Red.), Mike Büskens (zuletzt unter anderem für den Kontakt zu den verliehenen Spielern zuständig, Anm. d. Red.) und ich werden Aufgaben übernehmen."

Reschkes Vertrag war am Dienstag aufgelöst worden. "Unterschiedliche Auffassungen über die Zukunft des Vereins" waren der offizielle Grund für die Trennung nach nur anderthalb Jahren. Zuvor hatte es mehrfach Medienberichte über das zerrüttete Verhältnis zwischen Schneider und dem Kaderplaner gegeben.

Wie zerrissen der hochverschuldete Traditionsklub in seiner vielleicht größten Krise ist, zeigte seine Gegenfrage bei der Videoschalte: "Wenn Sie neben sich einen Kollegen sitzen haben, dem Sie nicht vertrauen, was ist das für ein Miteinander?"

Der 50-Jährige, der seit März 2019 auf Schalke im Amt ist, räumte am Mittwoch selbst ein, "natürlich auch Fehler gemacht" zu haben: "Ich bin der Erste, der auf sich selbst zeigt." Sein zu langes Festhalten an Trainer David Wagner, mit dem die Serie von mittlerweile 24 Spielen ohne Sieg begann, seine unglücklichen Verpflichtungen wie Vedad Ibisevic, der nach nur 154 Bundesliga-Minuten wieder gehen darf, und seine umstrittenen Vertragsverlängerungen haben Schneider längst selbst in die Kritik gebracht.

Er spüre aber noch Rückhalt, betonte er am Mittwoch, "aber ganz ehrlich, den brauche ich nicht. Ich mache meinen Job, so gut ich kann. Ich bin nicht so gestrickt, dass ich Rückhalt brauche oder ein Bekenntnis."

Die Suche nach einem direkten Nachfolger Reschkes stehe aktuell nicht oben auf der Prioritätenliste der Knappen. Dort stehe die Wiederherstellung des Zusammenhalts im Verein "auf allen Ebenen": "Dann kommen wir aus der Krise raus", prognostizierte Schneider.

Schalke 04: Bentaleb und Harit haben Chance auf Rückkehr

Aus jener Mannschaft waren im Zuge der Vorkommnisse am vergangenen Wochenende bei der 0:2-Niederlage der Königsblauen gegen den VfL Wolfsburg die Profis Amine Harit und Nabil Bentaleb geflogen und "bis auf Weiteres" suspendiert worden.

"Bei Amine sind Dinge am Wochenende vorgefallen, die nicht akzeptabel waren", erklärte Schneider und sprach damit unter anderem Harits respektlose Reaktion auf seine Auswechslung gegen die Wölfe gegenüber Trainer Manuel Baum an: "Er hat eine Denkpause bekommen, um in sich zu gehen, wie er der Mannschaft helfen kann. Beide haben die Möglichkeit, wieder zurückzukommen."

Anders liegt der Fall bei Vedad Ibisevic, dessen Vertrag am Dienstag aufgelöst wurde. Die vielbeachtete Auseinandersetzung mit Co-Trainer Naldo vergangene Woche, in deren Zuge das Training der Schalker abgebrochen werden musste, sei jedoch nicht der Grund für die Trennung gewesen, wie Schneider betonte.

"Wir haben uns zusammengesetzt und darüber gesprochen, dass es besser ist, wenn wir auseinandergehen. Er hat sich mehr Einsatzzeit erhofft, wir haben gehofft, dass er uns noch mehr helfen kann."

S04 plagen Personalsorgen: Schwere Verletzung bei Paciencia?

Während Schalke also freiwillig vorerst auf drei Profis verzichtet, fallen vier weitere Spieler wohl für das nächste Bundesligaspiel am kommenden Samstag gegen Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr) aus.

Bastian Oczipka (muskuläre Probleme), Goncalo Paciencia und Ralf Fährmann (Knieprobleme) konnten ebenso wenig am Mittwoch trainieren wie Salif Sane, der mit einer Knieverletzung von der Länderspielreise mit Senegals Nationalmannschaft zurückgekehrt war und in dieser Woche eingehend untersucht werden soll.

Wie Sport1 berichtet, habe sich Paciencia eine schwere Knieverletzung zugezogen. Schneider bestätigte, dass sich der Stürmer aktuell auf dem Weg nach Portugal befinde, um von seinem Vertrauensarzt behandelt zu werden. Eine Bestätigung der Schwere der Verletzung stand vonseiten des Klubs zunächst aus.