Schalke 04 in der Kaderanalyse: Erfahrung ist Trumpf - was wird aus den Großverdienern?

Der FC Schalke 04 peilt nach dem desaströsen Abstieg aus der Bundesliga den sofortigen Wiederaufstieg an. Reichen die verpflichteten Veteranen zusammen mit den eigenen Jungspunden, um die 2. Liga nach nur einem Jahr wieder zu verlassen? Wir machen den Kadercheck.

FC Schalke 04 in der Kaderanalyse - Tor

• Personal: Ralf Fährmann (Vertrag bis 2023), Michael Langer (bis 2022)
• Fragezeichen: -
• Kandidaten: Timon Wellenreuther

Situation: Vor dem Start ins Trainingslager wurde der Kampf um die Nummer eins offen ausgerufen. Ralf Fährmann setzte sich am Ende gegen Markus Schubert durch. Beide hätten einen guten Eindruck hinterlassen. Am Ende entschied sich der neue Torwarttrainer Wil Coort aber für den 32-jährigen Routinier, der aus der eigenen Jugend stammt.

Schubert dagegen wurde am vergangenen Mittwoch abgegeben. Ablösefrei wechselt der 23-Jährige zu Vitesse Arnheim. Dadurch sparen die Königsblauen dem Vernehmen nach 1,8 Millionen Euro an Gehalt ein. Damit bleibt in Michael Langer aber nur ein weiterer Keeper als Backup für Fährmann.

Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder hat sich damit nur eine Woche vor dem Ligastart eine Baustelle aufgemacht. Mit nur zwei Keepern können die Königsblauen nämlich nicht in die Saison gehen.

FC Schalke 04 - Abgänge

FC Schalke 04 in Gesprächen mit Timon Wellenreuther?

Dementsprechend wird S04 in den kommenden Wochen noch aktiv werden, ein Leihgeschäft soll dabei präferiert werden. Bislang kursieren aber wenige Kandidaten.

Sport1 zufolge könnte der Klub eine Rückholaktion von Timon Wellenreuther anstreben. Der 25-Jährige absolvierte während seiner Zeit auf Schalke zehn Einsätze für die Knappen.

Nachdem er ausgerechnet im Konkurrenzkampf mit Fährmann immer wieder den Kürzeren gezogen hatte, verließ er Gelsenkirchen. Aktuell steht er noch bis 2024 bei RSC Anderlecht unter Vertrag.

Angeblich möchte Wellenreuther den belgischen Klub verlassen. Neben Schalke sind offenbar noch zwei weitere europäische Klubs im Gespräch.

FC Schalke 04 in der Kaderanalyse - Abwehr

• Personal: Ozan Kabak (Vertrag bis 2024), Matija Nastasic (bis 2022), Malick Thiaw (bis 2024), Timo Becker (bis 2023), Marcin Kaminski (bis 2023), Thomas Ouwejan (bis 2022), Hamza Mendyl (bis 2023), Kerim Calhanoglu (bis 2024), Reinhold Ranftl (bis 2024), Sane (bis 2022), Dries Wouters (bis 2024)
• Fragezeichen: Kabak, Nastasic, Sane
• Kandidaten: -

Situation: Bereits vor der vergangenen Saison galt der S04-Kader als nicht ausbalanciert. Bisher sieht das in der Verteidigung immer noch ähnlich aus. Neben Timo Becker gibt es eigentlich keine Alternative für die Position des Rechtsverteidigers. Durch eine Systemumstellung könnte sich dieses Thema jedoch erübrigt haben.

In den Testspielen baute Trainer Dimitrios Grammozis auf eine Dreier- bzw. Fünferkette. In dieser gab Linz-Neuzugang Reinhold Ranftl den rechten Schienenspieler, der erfahrene Österreicher gilt als "wichtiger Baustein", wie die Verantwortlichen bereits bei seiner Vorstellung betonten. Eine Option für diese Rolle ist auch der junge Mehmet Aydin.

Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es ebenfalls mehrere Optionen. Sowohl Hamza Mendyl, Kerim Calhanoglu als auch Leihgabe Thomas Ouwejan können diese Position bekleiden. Letzterer hat dabei vermutlich die Nase vorne, stand er doch in zwei von drei Testspielen in der Startelf.

Bei den Innenverteidigern sind Marcin Kaminski und Malick Thiaw gesetzt. Zusätzlich kann Becker den rechten Part in der Dreierkette einnehmen. Im Test gegen Donezk gab der gelernte Mittelfeldspieler Florian Flick den zentralen Mann und spielte durch.

Ozan Kabak, Salif Sane und Matija Nastasic dürften den Klub bei einem passenden Angebot verlassen. Für Sane bekam man bislang jedoch keine Angebote.

Zudem bereiten dem Top-Verdiener Knieschmerzen Probleme. Zuletzt musste er aus dem Trainingslager abreisen und bekam individuelles Training verordnet. Ein Einsatz beim Saisonstart ist enorm unwahrscheinlich, Sane solle seine "muskulären und konditionellen Defizite" aufholen. Dennoch werden die Königsblauen wohl erst einmal mit ihm in die neue Saison gehen.

Bei Kabak zerschlug sich der feste Wechsel zum FC Liverpool, die Reds wollten den Türken nicht einmal zum Schnäppchenpreis verpflichten. Der Bild zufolge wäre RB Leipzig ein möglicher Abnehmer, Kabak wurde aktuell vom Training freigestellt, um sich um seine Zukunft zu kümmern.

Unbedingt von der Gehaltsliste gestrichen werden soll auch Nastasic. Dem Italien-Insider Gianluca di Marzio zufolge hat Schalke in dieser Personalie bereits eine Einigung erzielt. Der Innenverteidiger wechselt demnach für circa drei Millionen Euro zur AC Florenz.

Das Geld wurde direkt reinvestiert, am Freitag machte Schalke die Verpflichtung von Dries Wouters perfekt, der Belgier unterschrieb einen Dreijahresvertrag. Laut Sportdirektor Schröder bringe dieser "fußballerisch, körperlich und charakterlich alles mit, um eine wichtige variable Rolle in unserer Mannschaft einzunehmen".

Der 24-Jährige kann sowohl im defensiven Mittelfeld als auch zentral und links in der Abwehrkette eingesetzt werden und stand eigentlich noch bis 2024 bei KRC Genk unter Vertrag. Laut Sky ist die Ablöse in sechsstelliger Höhe an Einsätze und Erfolge gekoppelt, zudem soll Genk an einem möglichen Weiterverkauf beteiligt werden.

FC Schalke 04 in der Kaderanalyse - Mittelfeld

• Personal: Omar Mascarell (Vertrag bis 2022), Victor Palsson (bis 2023), Florian Flick (bis 2023), Danny Latza (bis 203), Nassim Boujellab (bis 2022), Reinhold Ranftl (bis 2024), Mehmet Aydin (bis 2022), Kerim Calhanoglu (bis 2024), Amine Harit (bis 2024), Can Bozdogan (bis 2024), Levent Mercan (bis 2023), Blendi Iziri (2023), Yaroslav Mikhailov (bis 2022)
• Fragezeichen: Harit, Mascarell,
• Kandidaten: Erik Thommy, Philipp Klement, Marcel Hartel

Situation: Geht Grammozis - wie nach den jüngsten Spielen zu vermuten - mit einem 3-5-2 in die Saison, blieben im Mittelfeld drei Plätze, von denen zwei bereits vergeben scheinen. Den Neuzugängen Victor Palsson und Danny Latza kommen hier Schlüsselrollen zu, um die junge Mannschaft anzuleiten.

Während Latza, der bereits die S04-Jugend durchlief, als Kapitän fungieren wird, war der zweikampfstarke Isländer einer der drei Akteure, für die Schalke eine Ablöse zahlte. Zur Malocher-Mentalität, die bei Königsblau wieder Einzug halten soll, dürfte er hervorragend passen.

Auf der Verkaufsliste stehen hingegen mit Omar Mascarell und Amine Harit noch zwei prominente Namen: Mascarell erklärte bereits lange vor Saisonende, nach einem neuen Abenteuer zu streben. Als mögliche Destinationen gelten Villarreal, Valencia und Besiktas sowie weitere Teams aus Spanien und Deutschland.

Unbedingt von der Gehaltsliste gestrichen werden soll auch Harit, der mit einem kolportierten Gehalt von vier Millionen Euro zu den Topverdienern zählt. Als sich der Marokkaner in der Vorwoche am Fuß verletzte, schrillten bei den Verantwortlichen bereits die Alarmglocken, kurze Zeit später konnte jedoch Entwarnung gegeben werden. Für seine guten Trainingsleistungen wurde er sogar mit einem Einsatz gegen Donezk belohnt. Ein Pflichtspiel soll der 24-Jährige dennoch nicht mehr bestreiten. Problem: Es mangelt weiter an konkreten Anfragen.

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Offen bleibt somit die Besetzung der Rolle im offensiven Mittelfeld, für die auch die Youngster Blendi Idrizi, Can Bozdogan oder Levent Mercan in Frage kommen. Idrizi wurde jüngst mit einem Profivertrag ausgestattet, Bozdogan stand in der vergangenen Saison bereits regelmäßig für das Profiteam auf dem Platz (15-mal). Mercan gab bereits im August 2019 sein BL-Debüt, in der Folgesaison kamen jedoch nur fünf weitere Minuten hinzu.

Konkurrenz wurde in Person von Yaroslav Mikhailov verpfichtet, der auf Leihbasis von Zenit kommt. Der 18-Jährige überzeugte im Probetraining und "hat ein kreatives Element in seinem Spiel, das uns weiterbringen" wird, erklärte Schröder. Dass der Russe anfangs mehr als die Jokerrolle einnehmen wird, erscheint jedoch unwahrscheinlich.

Vielmehr ist auf dieser Position am ehesten noch mit einem Transfer zu rechnen, wofür neben den beiden Stuttgartern Erik Thommy und Philipp Klement auch Marcel Hartel in Frage kommt. Der Bielefelder ist laut Bild der Wunschspieler des Trainers, ein Transfer aufgrund der Kombination aus Ablöse und Gehalt allerdings kaum zu stemmen. Mit Nassim Boujellab oder dem offensiveren Marius Bülter könnte die Vakanz alternativ auch intern aufgefangen werden.

FC Schalke 04 - Zugänge

FC Schalke 04 in der Kaderanalyse - Sturm

• Personal: Marius Bülter (Vertrag bis 2024), Rabbi Matondo (bis 2023), Matthew Hoppe (bis 2023), Simon Terodde (bis 2022), Marvin Pieringer (bis 2022)
• Fragezeichen: Matondo, Hoppe
• Kandidaten: Marvin Ducksch

Situation: Uth, Huntelaar, Kutucu, Tekpetey, Skrzybski oder nun auch Raman - wie in den anderen Mannschaftsteilen ist auch der Aderlass in der Offensive riesig. Mit Raman hat S04 am Donnerstag einen weiteren Großverdiener von der Gehaltsliste bekommen, auch wenn große Teile des Transfererlöses an Ex-Klub Düsseldorf fließen. Vom Training freigestellt ist Leih-Rückkehrer Rabbi Matondo, der in Wales Rehamaßnahmen aufgrund von Knieproblemen absolviert.

Dringend notwendige Einnahmen könnte den Schalkern ein Verkauf von US-Stürmer Matthew Hoppe bescheren. Der 20-Jähirige war mit sechs Treffern bereits bester Torschütze der schlechtesten Offensive der Bundesliga, alleine drei Treffer erzielte er davon gegen Hoffenheim. Erst im Februar verlängerte er bis 2023, laut Bild ist die Klubführung dennoch nicht restlos von seinem Potenzial überzeugt und würde ihn schon für "ein paar Millionen" ziehen lassen. Besonders in der Premier League soll das Interesse am frisch gebackenen Nationalspieler groß sein.

Auch für den Fall eines Wechsels ist die Schalker Offensive für Zweitligaverhältnisse überaus prominent besetzt. Mit Simon Terodde kam der zweifache Zweitliga-Torschützenkönig, der in der Vorsaison 24-mal für den HSV traf und bei 142 Treffern im Unterhaus steht. Hinzu kommen Marius Bülter, der bei Union in der Bundesliga regelmäßig zum Einsatz kam, sowie Mittelstürmer Marvin Pieringer, der von Freiburg ausgeliehen wird. Gerüchte um eine Verpflichtung von Hannovers Marvin Ducksch haben sich nicht konkretisiert.

Bei den Tests gegen Zenit und Donezk stand sowohl vorne wie auch hinten die Null, bei der Generalprobe am Freitagabend gegen Vitesse Arnheim soll sich dies möglichst ändern, um mit einem guten Gefühl in die Zweitligasaison zu gehen, die mit dem Auftakt gegen den HSV (23. Juli, 20.30 Uhr) direkt einen Kracher bereithält.

"Im Spiel mit dem Ball hat gegen Schachtar phasenweise etwas die Frische gefehlt. Aber das ist nichts Ungewöhnliches nach der jüngsten Belastung", verwies Trainer Grammozis auf die hohe Belastung in elf Tagen Trainingslager.

Topstürmer Terodde, der gegen die Ukrainer die beste Chance auf den Sieg hatte, relativierte die Ergebnisse: "Beide Mannschaften sind Stammgäste in der Champions League, verfügen über viel Qualität. Da zweimal zu Null gespielt zu haben, das war eine starke Mannschaftsleistung."

Schalke 04: Der Saisonauftakt im Überblick