Die Nerven der Spieler beim FC Schalke 04 liegen angesichts der nahezu aussichtslosen Lage im Abstiegskampf blank. Das bestätigte Volker Struth, dessen Spielerberater-Agentur Sports360 GmbH einige S04-Profis betreut, im Doppelpass bei Sport1. Sportvorstand Jochen Schneider gestand "Fehler in der Trainingssteuerung" unter David Wagner ein.
"Wir vertreten ein paar Spieler auf Schalke und die sind natürlich alle mit den Nerven fast am Ende und wissen nicht mehr weiter. Das ist eine Situation, die ihnen sehr nahe geht", sagte Struth. Zu den von seiner Agentur Sports360 vertretenen S04-Profis zählen unter anderem Mark Uth, Suat Serdar und Bastian Oczipka.
Uth hatte Ende November mit einem hoch emotionalen Interview für Aufsehen gesorgt. "Am liebsten würde ich in die Kabine gehen und weinen", sagte er nach dem 0:2 der Knappen gegen Wolfsburg - dem 24. sieglosen Spiel in Folge.
Erst knapp zwei Monate und sechs Spiele später endete die Schalker Misere mit einem 4:0-Sieg über die TSG 1899 Hoffenheim. Es war der erste Schalker Dreier in einem Bundesligaspiel seit fast einem Jahr. Die Lage in Gelsenkirchen ist aber dennoch nach wie vor bedrohlich: Neun Punkte trennen die Königsblauen mittlerweile vom Relegationsplatz 16, wo aktuell Arminia Bielefeld mit 17 Punkten rangiert.
Unter Trainer Christian Gross erlebten die Knappen zuletzt zwar einen spielerischen Aufschwung, die Ergebnisse stimmen aber nach wie vor nicht. Auf das 4:0 über Hoffenheim Mitte Januar folgten gegen Bayern München (0:4), Eintracht Frankfurt (1:3) und Köln (1:2) drei weitere Niederlagen.
gettyS04-Vorstand Schneider: "Bin keiner, der am Vertrag klebt"
Besonders die Last-Minute-Pleite gegen die Domstädter wog schwer. Gegen Werder Bremen mühte sich Schalke am Samstag nach guter erster und schwacher zweiter Halbzeit zu einem 1:1. Sollte der "Worst Case" mit dem Schalker Abstieg am Ende der Spielzeit eintreten, sei "die Mission von Christian Gross" beendet, erklärte S04-Sporvorstand Schneider im Doppelpass. Auch er selbst verknüpfte sein Schicksal damit.
"Wenn dieser Fall eintritt, werde ich mit dem Aufsichtsrat sprechen und wir werden eine einvernehmliche Lösung finden. Da geht es nicht um mich, sondern um Schalke 04", erklärte der 50-Jährige. Er sei keiner, "der an seinem Vertrag klebt", betonte Schneider: "Wenn der Aufsichtsrat auf mich zukommt, beenden wir das einvernehmlich. Ich bin keiner, der einen Euro mitnimmt, für den ich nicht gearbeitet habe."
Schneider war im Zuge der sportlichen Talfahrt besonders aufgrund seiner Trainer-Entscheidungen in die Kritik geraten. Unter anderem wurde ihm vorgeworfen, zu lange an Trainer David Wagner festgehalten zu haben. Dieser durfte trotz einer schwachen Rückrunde 2019/20 weitermachen, wurde dann aber von Schneider nach nur zwei Spieltagen entlassen.
"Wir hatten bis Januar 2020 tolle Spiele, die Überlegung war: Wenn die Mannschaft wieder beieinander ist, wenn wir in der neuen Saison kompensieren, was wir im März falsch gemacht haben, dann kriegen wir es auch wieder zum Laufen", rechtfertigte sich Schneider: Die 0:8-Blamage zum Saisonauftakt in München habe dann "alles zusammenfallen lassen wie ein Kartenhaus. Danach gegen Bremen waren wir auch schlecht, da war uns allen klar, auch David, dass es nicht funktioniert."
gettySchalke 04 nach Restart "teils nicht konkurrenzfähig"
Diesbezüglich räumte Schneider auch Fehler in der Spielerbetreuung ein, die im Verlauf der Corona-bedingten Spielpause von März bis Mai auf Schalke gemacht wurden. "Wir haben den Lockdown zunächst als Chance gesehen, die Verletzten zurückzubekommen. Sie sind zurückgekommen, aber sie waren nicht matchfit. Wir haben da Fehler gemacht in der Trainingssteuerung", erklärte Schneider: "Nach dem Restart waren wir ganz schlecht, teils nicht konkurrenzfähig."
Schalke stürzte nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs von Platz sechs auf Platz zwölf ab und gewann keines der neun verbleibenden Spiele. Die Schuld daran wolle er aber nicht Trainer Wagner allein geben. Hinzu kam nach Ansicht von Schneider auch das "unglaubliche Verletzungspech", die finanziellen Einbußen in Folge der Coronavirus-Pandemie und schmerzhafte Abgänge wie der von Weston McKennie zu Juventus Turin.
"Es wäre mir als Allerletztes eingefallen, einen Weston McKennie abzugeben. Aber es gab keine andere Möglichkeit. Uns waren die Hände gebunden. Und der Transfer war sportlich natürlich auch ein schlechtes Signal", erklärte Schneider.
Schalke 04: Spielplan in den nächsten Wochen
Datum | Wettbewerb | Gegner | Ort |
03.02.2021 | DFB-Pokal | VfL Wolfsburg | A |
06.02.2021 | Bundesliga | RB Leipzig | H |
13.02.2021 | Bundesliga | Union Berlin | A |
20.02.2021 | Bundesliga | Borussia Dortmund | H |
27.02.2021 | Bundesliga | VfB Stuttgart | A |