FC Schalke 04: Trotz Horrorserie - Wagner ist noch von Wagner überzeugt

SID
22. Juni 202000:10
David Wagner fordert eine realistischere Erwartungshaltung auf Schalke.imago images/Maik Hoelter
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Die Horrorserie von Schalke 04 reißt nicht ab, die Probleme werden immer größer.

Wenige Minuten nach dem Schlusspfiff trat Clemens Tönnies vor die Kameras und forderte, "Ruhe zu behalten", so werde man nicht weitermachen, "ich stehe dafür gerade, und wir kommen da raus". Über den dramatischen Absturz seiner Sieglos-Schalker sprach der Vereinspatriarch aber gar nicht, sondern über den Corona-Ausbruch in seinem Schlachtbetrieb in Rheda-Wiedenbrück.

100 Kilometer weiter westlich in Gelsenkirchen schwiegen die Bosse. Nach der desaströsen 1:4 (0:1)-Heimpleite gegen den VfL Wolfsburg ist die königsblaue Horrorserie bei Folge 15 angelangt, der seit über fünf Monaten sieglose Europapokal-Aspirant Schalke 04 ist von Platz fünf auf elf abgestürzt, die Zweifel am ratlosen Trainer David Wagner wachsen.

David Wagner fordert eine realistischere Erwartungshaltung auf Schalke.imago images/Maik Hoelter

FC Schalke 04: David Wagner spürt Vertrauen seiner Vorgesetzten

Wenn es ganz schlecht läuft, könnte der einstige Champions-League-Stammgast am letzten Spieltag noch auf den 15. Rang abrutschen - die schlechteste Platzierung seit dem dritten Bundesliga-Abstieg 1988. Das Minus des hoch verschuldeten Traditionsklubs wächst rasant: Nicht nur die dringend benötigten Einnahmen aus dem internationalen Geschäft fehlen, auch die Bundesliga-Fernsehgelder werden nach dem Absturz voraussichtlich mehr als fünf Millionen Euro unter der Kalkulation liegen.

Wagner, der in der Hinrunde den Königsblauen nach dem Beinahe-Abstieg noch neues Leben einhauchte, wirkt von Woche zu Woche zunehmend überfordert mit der Krise. Warum sich ungeachtet der vielen Ausfälle kein spielerisches Konzept erkennen lässt? "Die Fragestellung ist falsch." Ob einige Spieler die Saison ausklingen lassen? "Mit der Frage kann ich nichts anfangen." Ob es nicht bezeichnend war, dass Benito Raman nach der Halbzeitpause zu spät zu seiner Einwechslung aus der Kabine kam? "Das ist an den Haaren herbeigezogen."

Der 48-Jährige hält sich "natürlich" noch für den richtigen Trainer auf Schalke. "Es ist meine Aufgabe, die richtigen Lehren daraus zu ziehen." Und auf die Frage, ob er noch die Unterstützung seiner Vorgesetzten spüre, antwortete Wagner kurz und knapp: "Ja."

Die Rückrundentabelle der Bundesliga

Pl.TeamSp.SUNToreDiff.Pkt.
1Bayern München16151050:104046
2Borussia Dortmund16130343:133039
3Bayer Leverkusen16102437:231432
4Bor. Mönchengladbach1683531:211027
5RB Leipzig1668231:161526
6VfL Wolfsburg1674530:24625
7Eintracht Frankfurt1673629:29024
81899 Hoffenheim1664624:25-122
9Hertha BSC1664625:28-322
101. FC Köln1654731:31019
111. FSV Mainz 051654719:25-619
12SC Freiburg1654717:24-719
131. FC Union Berlin1653818:34-1618
14Fortuna Düsseldorf1629518:28-1015
15Werder Bremen16421013:27-1414
16FC Augsburg1634916:30-1413
17FC Schalke 04161699:33-249
18SC Paderborn 0716151015:35-208

FC Schalke 04 freut sich auf das Saisonende

Vor knapp vier Wochen hatte Sportvorstand Jochen Schneider seinem Wunschtrainer noch eine Jobgarantie für die nächste Saison gegeben. Seitdem folgten fünf größtenteils schwache Spiele ohne Sieg. Ob sich Wagner in der Saisonanalyse wie bisher hinter den zahlreichen verletzten Stammspielern verstecken kann, wird entscheidend sein. Ebenso wie das Urteil von Tönnies, der derzeit ganz andere Probleme hat.

Ohne acht war Schalke den Wolfsburgern, die sich vorzeitig ihre achte Europapokalteilnahme sicherten, hoffnungslos unterlegen. Als Rabbi Matondo das erst siebte Tor in den 15 Spielen ohne Sieg erzielte (70.), hatten Wout Weghorst (16. und 56.), Kevin Mbabu (59.) und Joao Victor (69.) die Niedersachsen längst in die Europa League geschossen - dahin, wo eigentlich Schalke hin wollte.

Selbst Wagner sehnt mittlerweile das Ende herbei. "Wenn du so einen Negativlauf hast, ist es eine extrem lange Saison - für jeden", sagte der Trainer, nach dem Spiel am kommenden Samstag (15.30 Uhr) beim SC Freiburg "können wir froh sein, dass die Saison zu Ende ist".