Einem Bericht der Bild am Sonntag zufolge ist die Rückkehr von Mats Hummels vom FC Bayern zu Borussia Dortmund fast perfekt. Die Vereine seien sich weitestgehend einig, auch der Spieler soll einem Wechsel aufgeschlossen gegenüberstehen. Für welche der drei Parteien würde ein Wechsel Sinn machen? Und wer sollte noch intensiv grübeln? Eine Analyse aus drei Perspektiven.
Hummels zum BVB? Die Perspektive des FC Bayern München
Bis Sommer 2018 verfügte der FC Bayern über das Weltmeister-Verteidiger-Duo Mats Hummels und Jerome Boateng und war darauf durchaus stolz. Und dann passierten innerhalb kürzester Zeit einige komische Dinge: Die beiden versagten bei der WM-Titelverteidigung mit der DFB-Elf kläglich; die beiden wurden in Klub und Nationalmannschaft erst vom jungen Niklas Süle überholt - und dann sogar ganz aus der Nationalmannschaft geschmissen.
Unterdessen verpflichtete der FC Bayern ein neues Weltmeister-Verteidiger-Duo, die Franzosen Benjamin Pavard (für 35 Millionen Euro vom VfB Stuttgart) und Lucas Hernandez (für 80 Millionen Euro von Atletico Madrid). Beide sind sie 23 Jahre alt und damit sieben Jahre jünger als Hummels und Boateng. Und dazu gibt es weiterhin den ebenfalls 23-jährigen Süle.
Fest steht dadurch schon länger: Der FC Bayern hat einen hochkarätigen Innenverteidiger zu viel. Einerseits personell, andererseits finanziell. Einer von beiden, Boateng oder Hummels, soll gehen, um mit dem eingesparten Gehalt und der erzielten Ablöse dringend benötigte neue Offensivspieler zu finanzieren.
Weil Hummels in der Rückrunde an der Seite von Süle überzeugte und Boateng an mehr BOA-Partys (1) teilnahm, als an offiziellen Bayern-Titel-Partys (0), galt verständlicherweise Ersterer als Verbleibs- und Zweiterer als Verkaufskandidat. "Ich würde ihm als Freund empfehlen, den Verein zu verlassen", empfahl Präsident Uli Hoeneß Boateng gewohnt freundschaftlich. Dieser erwiderte keck: "Situationen verändern sich schnell." Wusste Boateng damals schon mehr? Sollte Hummels gehen, dürfte Boatengs Verbleibschancen jedenfalls schlagartig steigen.
Einem Bericht von Bild und SportBild zufolge soll Bayern-Trainer Niko Kovac einem möglichen Verkauf Hummels' auf Anfrage der Bosse direkt zugestimmt haben. Die Verantwortlichen des FC Bayern hätten also offenbar kein Problem mit seinem Abgang, was durchaus kurios anmutet.
Mit der kolportierten Ablösesumme von 20 Millionen Euro würden sie nur gut die Hälfte des vor drei Jahren bezahlten Betrags einnehmen. Außerdem würden sie einen Stamminnenverteidiger der vergangenen Rückrunde verlieren und gleichzeitig den ärgsten Titelrivalen stärken. Und überhaupt: Wer weiß, wie schnell sich die beiden neuen Franzosen einfinden? Und wann Boateng wieder Lust verspürt? Bei Hummels wissen sie dagegen, was sie haben.
Aus Sicht des FC Bayern würde ein Verkauf Boatengs ins Ausland mehr Sinn ergeben, als ein Wechsel Hummels nach Dortmund.
Hummels zum BVB? Die Perspektive von Borussia Dortmund
Einerseits sollte sich Borussia Dortmund davor hüten, einen weiteren Ex-Helden zurückzuholen. Der Klub machte diesen Vorgang in den vergangenen Jahren bekanntlich zu seiner geheimen Lieblingsbeschäftigung, aber wirklich glücklich wurde er damit nie. Während Mario Götze immerhin mit Abstrichen an alte Leistungen anknüpfte (sofern er denn spielfähig war), erreichten die zurückgeholten Shinji Kagawa und Nuri Sahin nie mehr das Niveau von früher. Sie wirkten wie melancholische Erinnerungen an die wilde Double-Zeit unter Trainer Jürgen Klopp.
Andererseits würde es für Dortmund enorm viel Sinn machen, Hummels zurückzuholen. Für die kolportierte Ablösesumme von 15 bis 20 Millionen Euro gibt es auf dem Markt sicherlich keinen besseren und passenderen Innenverteidiger als ihn. Wegen Hummels' Vergangenheit im Klub bräuchte er keine Eingewöhnungszeit und würde vor allem das mitbringen, was man gerne Erfahrung nennt.
Seinen zwei Meistertiteln mit Dortmund fügte er beim FC Bayern drei weitere hinzu. Er hat vieles gesehen, womöglich alles. Hummels absolvierte im Laufe seiner Karriere fast so viele Europapokalspiele (74) wie die aktuellen fünf Dortmunder Innenverteidiger Manuel Akanji, Abdou Diallo, Dan-Axel Zagadou, Ömer Toprak und Leonardo Balerdi zusammen (76). An seiner Seite müssten sie weniger Verantwortung tragen und könnten sich womöglich besser entwickeln. Hummels würde direkt im Fokus stehen und zwangsläufig auch als öffentliches Sprachrohr fungieren.
In der vergangenen Saison spielte die junge, talentierte, wilde Dortmunder Mannschaft lange wild - bis es im Titelkampf ernst wurde. Dann war die Wildheit weg und der Titel auch. Hummels wäre die perfekte Ergänzung zum aktuellen Führungszirkel um Kapitän Marco Reus, Keeper Roman Bürki und Mittelfeld-Leader Axel Witsel.
Ganz abgesehen von seinen zweifelsohne weiterhin hohen fußballerischen Qualitäten, würde Hummels Dortmund vor allem als Typ weiterbringen. Der BVB wäre der Gewinner dieses Deals.
Hummels zum BVB? Die Perspektive von Mats Hummels
Als Mats Hummels im Sommer 2016 von Borussia Dortmund zum FC Bayern München wechselte, schien es wie eine Heimkehr für immer. München, das ist schließlich seine Stadt.
13 Jahre lang hatte er einst in der Nachwuchsabteilung und Reservemannschaft des FC Bayern gespielt und währenddessen seine jetzige Frau Cathy kennengelernt. Sie stammt aus dem Vorort Dachau und ist in München verwurzelt. Hummels' Bruder Jonas lebt auch hier, bei der Rückkehr seines Bruders spielte er gerade bei der SpVgg Unterhaching. Die beiden haben den gleichen Freundeskreis.
"Ich wohne ein paar hundert Meter von der WG meines Bruders und meines besten Freundes weg. Das hat mir sehr gefehlt in den letzten Jahren", sagte Hummels damals. Das hippe Viertel Schwabing, dort fühlt er sich wohl. "Es ist schon eine Art, nach Hause kommen." 27 war Hummels damals. Mittlerweile ist er 30 und hat einen Sohn. Und jetzt soll er dieses Zuhause einfach wieder aufgeben? Freiwillig?
Von den drei beteiligten Parteien wird die Partei Hummels sicherlich am intensivsten grübeln müssen, ob der Wechsel wirklich das Richtige ist. Neben seinem Zuhause müsste Hummels nämlich auch Teile seines jährlichen Verdiensts aufgeben. Beim FC Bayern verdient er kolportierte zwölf Millionen Euro im Jahr, in Dortmund wären es wohl unter zehn.
Hummels schloss sich dem FC Bayern einst mit dem Ziel an, die Champions League zu gewinnen - was ihm bisher noch nicht gelungen ist. Sein Vertrag läuft noch zwei Jahre. Ob der bereits getätigten und noch angedachten Verstärkungen erscheint die Erfüllung dieses Ziels in diesem Zeitraum durchaus möglich. Ob der bereits getätigten Verstärkungen ist aber gleichzeitig seine Rolle in der Mannschaft fraglich.
Ein unter Umständen drohender Bankplatz ist das Einzige, was für einen Abschied spricht. Ob das reicht?
Mats Hummels Leistungen beim BVB und FCB im Vergleich
Borussia Dortmund | FC Bayern | |
Bundesligaspiele | 225 | 75 |
Bundesligatore | 19 | 3 |
Champions-League-Spiele | 27 | 24 |
Champions-League-Tore | 2 | 2 |
DFB-Pokal-Spiele | 31 | 15 |
DFB-Pokal-Tore | 2 | 3 |
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