Bayern-Feuerwerk mit Pizarro-Dreierpack

Der FC Bayern München ist dem Achtelfinale der Champions League einen großen Schritt nähergekommen. Am 4. Spieltag der Gruppenphase schlugen die Bayern LOSC Lille auch in der Höhe verdient mit 6:1 (5:0) und übernahmen die Tabellenführung in der Gruppe E.

Claudio Pizarro (18.,28.,33.), Bastian Schweinsteiger (4.), Arjen Robben (23.), Toni Kroos (66.) erzielten die Tore für die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes. Kalou traf für Lille (57.).

Nach vier Spielen liegen die Bayern punktgleich mit Valencia (beide 9), BATE Borissow ist Dritter mit sechs Zählern. Lille (0) ist bereits ausgeschieden und hat auch nur noch theoretische Chancen auf den Einzug in die Europa League.

Reaktionen:

Arjen Robben (FC Bayern): "Da gibt es nur ein Wort: eine Superleistung. Es macht so viel Spaß, für alle. Für die Zuschauer, aber auch für uns. Dafür ist man Fußballspieler geworden. Es gibt viel Lob für uns. Aber wir bleiben mit beiden Füßen am Boden."

Jupp Heynckes (Trainer FC Bayern)...

...über den Dreierpack von Claudio Pizarro: "Claudio ist dafür angestellt, dass er gute Spiele und Tore macht. Er ist nicht nur Stürmer, sondern auch Torjäger. Er hat auch schon letzte Woche im Pokal zugelangt und hat aufsteigende Form. Er hat heute gezeigt, dass er das Toreschießen nicht verlernt hat."

...über die Gelben Karten gegen Schweinsteiger und Ribery: "Ich glaube, beide Gelbe Karten waren nicht berechtigt. Aber der Schiedsrichter ist dafür bekannt. Er hat zum Beispiel auch Balmont rausgeschickt, weil der eine andersfarbige Unterhose unter seiner Hose anhatte."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Heynckes rotiert gezwungenermaßen. Robben, Martinez und Pizarro stehen in der Startelf. Mandzukic (Erkältung), Gustavo (muskuläre Probleme) fehlen im Kader, Kroos sitzt mit Magen-Darm-Problemen auf der Bank.

Lille will seine letzte Chance auf den Achtelfinaleinzug offensiv im 4-3-3 angehen. Die Franzosen mit vier Änderungen in der Startelf im Vergleich zum Hinspiel.

4., 1:0, Schweinsteiger: Im Anschluss an eine Großchance von Müller wird Ribery 18 Meter vor dem Lille-Tor gefoult. Schweinsteiger schlenzt den Ball mit rechts über die Mauer ins rechte Eck, Landreau wischt mit der linken Hand unterm Ball durch.

18., 2:0, Pizarro: Ribery, Müller, Robben und Pizarro spielen zentral vor dem Lille-Tor direkt, Pizarro schließt aus 16 Metern mit einem satten Schuss ins linke untere Eck ab.

23., 3:0, Robben: Freistoß Bayern, 20 Meter Torentfernung. Robben schießt Balmont in der Mauer an, von dessen Rücken der Ball ins Tor trudelt.

28., 4:0, Pizarro: Lahm hat viel Platz auf rechts und flankt flach ans Fünfereck. Pizarro ist schneller als Chedjou und schießt mit rechts ein.

33., 5:0, Pizarro: Ribery mit dem öffnenden Pass auf Lahm, der jede Menge Platz und Zeit hat und in die Mitte flankt. Pizarro springt höher als Chedjou und köpft aus acht Metern ins linke Eck.

57., 5:1, Kalou: Kalou prügelt die Kugel mit dem Mut der Verzweiflung aus 25 Metern ins rechte Kreuzeck. Unterkante Latte - drin!

66., 6:1, Kroos: Konter der Gastgeber: Langer Ball rechts raus auf Lahm, der legt quer und Kroos knallt die Kugel aus 16 Metern flach ins Netz. Lahms dritter Assist.

Fazit: Offensivfeuerwerk des FC Bayern gegen einen in allen Belangen hoffnungslos unterlegenen Gegner, der nicht im Ansatz Champions-League-Format hatte.

Der Star des Spiels: Claudio Pizarro. Schon im Pokal gegen Kaiserslautern nutzte der Backup von Mandzukic seine Chance mit zwei Toren. Mit seinem ersten Dreierpack im 63. CL-Spiel empfahl sich Pizarro nachhaltig für weitere Einsätze von Beginn an. Bei seinen drei Toren zeigte der Peruaner seine Vielseitigkeit. Ein harter, platzierter Schuss aus 15 Metern, ein sicherer Abschluss aus kurzer Distanz und ein Tor per Kopf.

Der Flop des Spiels: Vom LOSC Lille bot sich praktisch jeder Spieler an. Exemplarisch für die desaströse Defensivleistung steht Innenverteidiger Aurelien Chedjou, der bei zwei Pizarro-Toren zu spät kam und sich auch sonst nicht mit Ruhm bekleckerte.

Der Schiedsrichter: Ovidiu Hategan aus Rumänien leitete erst sein zweites Champions-League-Spiel. Die Gelbe Karte für Schweinsteiger war überzogen, die für Ribery lächerlich und bei einigen Zweikampfentscheidungen lag Hategan daneben.

Die Trainer:

Jupp Heynckes ließ nach langer Zeit mal wieder Robben und Ribery gemeinsam ran und brachte wie in den ersten drei CL-Spielen Martinez in der Startelf. Für seine Verhältnisse vollzog Heynckes früh alle drei Wechsel. In der 72. Minute war das Wechselkontingent erschöpft.

Rudi Garcia musste seine Viererkette umbauen, da Digne gelbgesperrt fehlte. Die offensive Aufstellung mit dem 4-3-3 ging komplett nach hinten los. Zur zweiten Halbzeit brachte Garcia mit De Melo und Mavuba zwei frische Leute für den extrem schwachen Rozehnal und Payet.

Das fiel auf:

• In erster Linie ein entfesselt aufspielender FC Bayern, der jeden Fehler, und davon gab es reichlich, des LOSC Lille gnadenlos bestrafte. Erstaunlich, wie viel Platz beispielsweise FCB-Kapitän Lahm als Rechtsverteidiger bekam, um die Tore vier und fünf vorzubereiten.
• Die neu zusammengestellte Offensive der Bayern tauschte immer wieder die Positionen und legte sich höchst naiv verteidigende Franzosen zurecht. Robben verließ immer wieder seinen rechten Flügel, um den kurzen Weg zum Tor zu suchen. Am 2:0 durch Pizarro waren alle vier Offensivspieler direkt beteiligt.
• Lille bekam nicht nur nie Zugriff auf die Bayern, sondern lief durch seine offensiv ausgerichtete Spielweise permanent ins offene Messer und ließ sich selbst beim Stand von 4:0 noch auskontern. Getty
• Die Torchancenauswertung der Bayern war in Halbzeit eins exzellent: acht Torschüsse, fünf Treffer. Lille probierte es neun Mal - null Treffer.
• Direkt verwandelte Freistöße sind nicht gerade die Spezialität der Bayern, in der Bundesliga warten die Münchner noch auf ihr erstes im Jahr 2012. Dafür klappte es gegen Lille gleich doppelt.
• Wie bei einigen Heimspielen in den letzten Monaten ließen die Bayern nach einer hohen Pausenführung die Zügel in Hälfte zwei schleifen. Das Passspiel wurde fehlerhaft, der Zug zum Tor ließ nach.
• Mit über 90 Prozent angekommener Pässe kamen die Bayern auf einen herausragenden Wert. Besonders stark: Arjen Robben (48 von 51).

Bayern - Lille: Daten und Fakten