FC Bayern: Nur drei Spieler in Normalform! Die FCB-Probleme vor dem Schicksalsspiel

Johannes Ohr
11. April 202219:00
Auch Müller und Gnabry können derzeit die Erwartungen nicht erfüllen.imago images
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Die Ausgangslage ist alles andere als perfekt. Im Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen den FC Villarreal muss der FC Bayern am Dienstag (21 Uhr im Liveticker) einen 0:1-Rückstand drehen. Doch im Kader und im Verein knirscht es - die Probleme sind vielfältig ...

1. FC Bayern: Nur drei Spieler in Normalform

Das vielleicht größte Problem aktuell: Sowohl im Hinspiel in Spanien als auch am Wochenende beim schwachen 1:0 gegen Augsburg erreichte fast kein Spieler Normalform. Serge Gnabry, Leroy Sane, Thomas Müller und selbst Manuel Neuer spielten teilweise weit unter ihren Möglichkeiten.

Überzeugen konnten lediglich drei Spieler: Jamal Musiala, der solide Benjamin Pavard und der in der Offensive unverzichtbare Kingsley Coman. Reicht das gegen die starken Spanier?

"Es sind immer noch nicht alle auf dem Peak", sagt Nagelsmann über das Leistungsloch fast aller seiner Stammspieler. Während er sich beim Ergründen der Formschwächen nach dem 1:0 am Samstag einigermaßen schwer tat ("Das ist nicht ganz leicht"), hatte er in den Tagen danach offenbar eine Lösung parat: Einzelgespräche. Nagelsmann habe mit den (Führungs-)Spielern "so viel geredet". Er sei sich schon vorgekommen "wie in einer Telefonzentrale".

Nagelsmann: "Dass nicht jeder auf dem Peak ist, kommt vor. Das passiert immer wieder mal. Das Einfachste ist, Emotionalität und Intensität ins Spiel zu bringen. Da kann ich auch mal meine Leistung kompensieren, wenn ich nicht am Limit spiele. Das kann jeder. So ein paar deutsche Tugenden reinzubringen als Bayern München ist sicherlich nicht verkehrt." Punktum: "Wir müssen ekliger Fußball spielen."

2. Sarr, Roca Stanisic: Die Alternativen fehlen

Was sich wie ein roter Faden durch die Saison zieht: Wenn mehrere Stammspieler gleichzeitig ausfallen oder aufgrund schwacher Leistungen eine Pause brauchen, steht Nagelsmann schnell vor einem Qualitätsproblem. Spieler wie Bouna Sarr, Marc Roca, Josip Stanisic oder Omar Richards genügen höchsten internationalen Ansprüchen (noch) nicht, tun sich teilweise schon in der Bundesliga schwer.

Dem Kader fehlt es in der Tiefe an Qualität. Folge: Nagelsmann muss im Zweifelsfall auf die physische und psychische Robustheit seiner ersten Elf zocken. Wichtige Erholungsphasen drohen damit viel zu kurz zu kommen.

Ein Schuh, den sich am Ende die sportliche Leitung anziehen muss. Denn die ist in letzter Instanz für die Zusammenstellung des Kaders verantwortlich.

3. FC Bayern: Die Balance stimmt nicht

Hinten zu offen, vorne zu harmlos: Sowohl gegen Villarreal als auch gegen Augsburg ließ der Rekordmeister viel zu viele Chancen zu, brachte in der Offensive selbst gleichzeitig nur wenig zustande. Nagelsmann bemängelte dabei fehlendes Tempo - sowohl beim Anlaufen des Gegners als auch bei eigenen Angriffen.

Ein weiteres Problem in der Defensive: Wenn Bayern in der Vorwärtsbewegung den Ball verliert, stimmt die Restverteidigung nicht. "Es fehlt die Bereitschaft, so gegen den Ball zu arbeiten, dass man möglichst wenig Probleme bekommt. Das fängt in der Offensive an. Man muss die Zweikämpfe gewinnen. Da passieren zu viele Fehler", sagte Ex-Bayern-Spieler Markus Babbel schon vor ein paar Wochen zu SPOX und GOAL.

Geändert hat sich daran seitdem nicht viel.

4. FC Bayern hat ein Führungsproblem

Seit dem Abgang von David Alaba (zu Real Madrid) fehlt der Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann eine ordnende Hand in der Defensive. Während Müller vorne seine Mitspieler lautstark orchestriert, ist es hinten zu ruhig. "Mir fehlt da so ein bisschen die Führung", sagt Sky-Experte Didi Hamann im Gespräch mit SPOX und GOAL.

"Ein Führungsspieler ist für mich jemand, der die anderen besser macht. Da haben sie hinten im Moment gar keinen. Süle könnte das, aber der spielt im Moment nicht. Die vier, fünf Spieler vor Kimmich sind Solisten, auf die man sich normalerweise immer verlassen kann. Wenn ein Spiel dann aber so läuft wie in Villarreal, brauchst du auch mal von hinten einen Impuls."

Nagelsmann ist sich der Problematik durchaus bewusst. Zeit, das Kommunikationsdefizit in dieser Saison noch abzustellen, sei aber nicht mehr vorhanden. Nagelsmann: "Wir werden das in der Gänze dieses Jahr nicht mehr rauskriegen. Es ist wichtig, dass jeder Verantwortung übernimmt, jeder lieber übertrieben viel spricht, als zu wenig."