Mit den Neuzugängen Christoph Metzelder und Raul geht der FC Schalke in die neue Saison. Im Interview mit SPOX-Kooperationspartner "CNN" spricht Trainer Felix Magath über seine Ziele, die Herausforderung Champions League, den Vergleich mit dem FC Bayern und seinen Wunsch, im Ausland zu arbeiten.
Frage: Die neue Saison kann beginnen. Sie haben es geschafft, die vergangene Spielzeit auf dem zweiten Platz zu beenden. Wo werden Sie am Ende dieser Saison stehen?
Felix Magath: Das ist schwer zu sagen. Für die kommende Saison haben wir einiges verändert: Wir haben einige Spieler verkauft und einige wichtige neue Spieler dazu geholt. Die Mannschaft ist also eine andere. In der letzten Saison haben wir es auf den zweiten Platz geschafft. Die Mannschaft hat hart gearbeitet und gekämpft, aber sie hat nicht perfekt gespielt. Das ist etwas, woran wir arbeiten wollen. Wir wollen besseren Fußball spielen. In der neuen Saison spielen wir mit einer neuen Aufstellung, mit neuen Spielern. Es ist also schwierig vorauszusagen, ob wir in der Lage sind, um den Titel mitzukämpfen und in den Kampf um einen Champions League-Platz einzugreifen, so wie wir uns das wünschen.
Frage: Trotz der finanziellen Situation haben Sie es geschafft, Raul zu engagieren und ihn überzeugt, nach Schalke zu kommen. Für viele Menschen - von Madrid bis Gelsenkirchen - war das ein überraschender Wechsel. Wie haben Sie ihn überzeugt?
GettyMagath: Ja, das alles war ziemlich unvorstellbar. Ich glaube, Raul hatte sich entschieden, Real Madrid zu verlassen, aber er wollte weiterhin in der Champions League Fußball spielen. Wir hatten das Glück, dass wir Christoph Metzelder zu uns geholt haben. Er war einer seiner Teamkollegen in Madrid und hat den Kontakt mit ihm hergestellt. Ich bin mir sicher, dass dies ein entscheidender Faktor war. Die andere Sache ist: Hier hat Raul ein Team, das sich entwickelt und als erfahrener Spieler kann er dem jungen Team definitiv helfen. Ich bin mir sicher, das macht den Klub sehr attraktiv für ihn. Aber jetzt müssen wir alle hart arbeiten, damit sowohl Raul als auch der Verein eine erfolgreiche Saison spielen.
Frage: Ist Raul erst der Anfang bei Schalke? Können wir noch andere prominente Namen erwarten?
Magath: Raul ist ein großartiger Spieler, aber er kann Spiele nicht allein gewinnen. Er braucht die richtige Unterstützung. Ich glaube, es wäre sehr sinnvoll, wenn man einen weiteren sehr guten Spieler holen würde, der ihn im Angriff unterstützen würde. Wir sind weiter aktiv auf dem Transfermarkt und wollen einen weiteren Stürmer unter Vertrag nehmen.
Frage: Haben Sie dabei einen bestimmten Spieler im Auge?
Magath: Wir haben unsere Augen überall. Aber es gibt aktuell noch nichts Konkretes.
Frage: Ein Blick in die Zukunft: Wer sind Ihre größten Rivalen? Abgesehen von Bayern München.
Magath: München natürlich. Sie sind immer die Top-Favoriten, weil sie über die notwendigen Mittel verfügen und über die beste Mannschaft. Aber ich denke, abgesehen von Bayern, heißen unsere stärksten Rivalen Leverkusen, Hamburg und Stuttgart, die eine erfolgreiche zweite Saisonhälfte spielten. Und natürlich Wolfsburg, die auch das notwendige Budget haben. Das sind meiner Meinung nach die Teams, die um den Titel kämpfen könnten.
Frage: Werden Sie immer von dem Wunsch angetrieben, den FC Bayern ein für alle mal hinter sich zu lassen?
Magath: Nein! In Deutschland ist Bayern München im Gegensatz zu den anderen Clubs einfach eine ganz andere Nummer. Man muss realistisch sein. Wir können uns nicht mit Bayern München messen. Wir mögen für diesen Verein zwar eine gewisse Zeit lang auf dem Feld ein Konkurrent sein - wie zum Beispiel in der letzten Saison - aber mit seiner finanziellen Ausstattung und der Qualität seiner Spieler ist uns der FC Bayern am Ende um ein Vielfaches voraus. Der Unterschied zwischen Bayern und Schalke ist geringer als früher - aber wir werden Bayern in den nächsten Jahren nicht überholen.
Frage: In dieser Saison spielt Schalke in der Champions League. Glauben Sie, dass die kommende Spielzeit für ihr Team viel härter wird?
Magath: Definitiv. Wir haben ein junges Team und nicht viele Spieler wie Raul, die jahrelang in der Champions League gespielt haben. Für viele Spieler wird es das erste Mal sein, dass sie dieses Turnier spielen. Für sie ist die Champions League das Highlight der Saison. Wir müssen sicherstellen, dass wir gut darauf vorbereitet sind, damit wir in der Phase, in der wir in der Champions League und in der Bundesliga spielen, nicht hier und dort Punkte verlieren.
Frage: Es ist nun ein bisschen mehr als ein Jahr her, dass Sie den Vertrag mit Schalke unterschrieben haben. Zu diesem Zeitpunkt hat Ihre Entscheidung viele Leute ziemlich überrascht - was hat Sie an diesem Verein gereizt?
Magath: Schalke ist einer der größten Klubs in Deutschland und - nach Bayern München - hat der Verein die beste Infrastruktur. Wir haben eine großartige Arena, nach München die meisten Mitglieder, wir haben die meisten Fans, vielleicht auch die besten, emotionalsten Fans. Wir haben also auf jeden Fall die Möglichkeit, etwas zu erreichen und Schalke erfüllt alle Voraussetzungen für einen internationalen Spitzenclub. Mein Ziel ist es, eines Tages mit einem Team die Champions League zu gewinnen. Und ich denke, die Chancen hier bei Schalke stehen besser als bei anderen deutschen Vereinen.
Frage: Zu einem früheren Zeitpunkt in Ihrer Karriere waren sie oft derjenige, den man anwarb, wenn man den Abstieg verhindern wollte. Heute hingegen sind Sie der Mann, den man holt, wenn man den Titel gewinnen möchte. Welcher der beiden Jobs ist härter? Und welcher gefällt Ihnen besser?
Magath: In der Vergangenheit konnte ich Klubs von den unteren auf die vorderen Tabellenplätzen bringen und sie zum Aufstieg oder sogar zum UEFA Cup führen. Aber ich fühle mich sehr viel wohler auf den vorderen Tabellenplätzen. Ich finde den Druck viel größer, wenn es darum geht, den Abstieg zu vermeiden. Ich habe größere Versagensängste, wenn ich weiß, dass es um sportliche und finanzielle Konsequenzen für einen Klub geht - die Angst, einen Titel nicht zu gewinnen, ist da geringer.
Frage: Sie sind für Ihren Erfolg in der Bundesliga bekannt. Haben Sie je darüber nachgedacht, Ihr Talent im Ausland zu nutzen?
Magath: Ja! Ich wollte schon immer ins Ausland gehen und in einer anderen großen Liga arbeiten, aber Sie wissen ja, wie das ist: Die eine Sache ist, was man machen möchte, die andere ist, es umzusetzen. Und das ist mehr als kompliziert. Ich habe nie das richtige Angebot zur richtigen Zeit bekommen, deshalb habe ich bisher meine Karriere als Manager in der Bundesliga verbracht. Aber ich bin auf jeden Fall interessiert daran, eines Tages als Manager im Ausland zu arbeiten.
Frage: Gibt es eine bestimmte Liga, die Sie besonders interessiert: die englische Premier League, die italienische Serie A, die spanische Primera Division?
Magath: Sprache ist immer ein Hindernis. Englisch ist die einzige Fremdsprache, die ich gelernt habe und deshalb glaube ich, dass Clubs in Italien und Spanien es sich zwei Mal überlegen, bevor sie einen Manager wie mich verpflichten. Deshalb glaube ich, dass im Augenblick die englische Liga die richtige Option für mich wäre.
Das komplette Interview mit Schalke-Trainer Felix Magath sehen Sie im Rahmen der neuen "CNN"-Reihe "The Contenders" am Samstag (14 Uhr) und Sonntag (21 Uhr). In "The Contenders" führt das CNN World Sport-Team Interviews mit den Top-Namen des europäischen Fußballs. Trainer und Spieler berichten über Hoffnungen, Träume und mögliche Überraschungen, die die großen Ligen in England, Deutschland, Italien und Frankreich in der kommenden Spielzeit erwarten können. In Deutschland verbringt CNN-Reporterin Kate Giles zwei Tage auf Schalke, spricht mit Manager Felix Magath und befragt Neuzugang Raul für das 60-minütige Spezial.