Bayern München fuhr bei Eintracht Frankfurt am 10. Spieltag den vierten Pflichtspielsieg in Folge ein und krönte damit einen goldenen Oktober. Jetzt blasen die Bayern zum Sturm auf die Tabellenspitze der Bundesliga - dabei ist aber noch nicht alles Gold, was glänzt.
Wie einfach Fußball manchmal sein kann, demonstrierte der FC Bayern in Frankfurt nach 65 Minuten. Ein simpler Pass auf den Flügel zu Franck Ribery, ein beherzter Sprint, ein Querpass, und Miroslav Klose veredelte den Angriff mit seinem Abschluss zum 1:1.
GettySechs Minuten später drehte Franck Ribery mit seinem zweiten Saisontor das Spiel vollends und machte damit den dritten Bayern-Sieg in Folge perfekt. Premiere-Experte Stefan Effenberg war hinterher nicht der einzige, der neidlos anerkannte: "Die Bayern sind wieder da."
Die Selbstverständlichkeit ist zurück
Was vor allem zurückgekehrt ist, ist die Effizienz. Dieses kühle Kalkül, dass der Rekordmeister in der Vergangenheit so oft an den Tag legte.
Ein FC Bayern vergeigt keine 3:1-Führung. Ein FC Bayern gewinnt schmucklos 2:1 in Frankfurt. Die Selbstverständlichkeit ist wieder da.
Dabei ist im Klinsmann'schen Konstrukt längst noch nicht alles Gold, was glänzt.
Dass Klose wieder trifft, macht das Leben einfach. Bastian Schweinsteiger ist schon seit Wochen in Top-Form und auch ein erfrischender Ribery, der nach eigener Aussage erst wieder bei 85 Prozent seines Leistungsvermögens steht, macht das Bayern-Spiel runder.
Ze Roberto verschenkt
Dafür drückt aber an anderer Stelle weiter der Schuh. Zum Beispiel links hinten. Mit dem Ausfall von Philipp Lahm klafft dort ein Loch. Christian Lell traute man gegen Frankfurt offensichtlich nicht zu, das zu flicken.
So musste Ze Roberto aushelfen, der zwar eine starke Partie machte, als Außenverteidiger aber schlichtweg verschenkt ist. Und dann wären da noch die beiden Sorgenkinder Tim Borowski und Lukas Podolski. Getty
Podolski: ein Trauerspiel
Ersterer bekannte vor dem Spiel, dass es bei ihm derzeit wohl nur für die Joker-Rolle reicht. Das bestätigte sich auch in Frankfurt, wo er zu seiner eigenen Überraschung beginnen durfte: Borowski wirkt mitunter fahrig und phlegmatisch, wenn er von Beginn an spielt, und bringt das Bayern-Spiel insgesamt bei weitem nicht so auf Touren wie Ze Roberto.
Der Fall Podolski hingegen ist ein einziges Trauerspiel.
Vollmundig forderte der Nationalspieler Einsätze, fühlte sich im Bayern-Sturm zu Unrecht auf Position drei gesetzt.
Nun fehlt Luca Toni verletzungsbedingt und Podolski kommt trotzdem nicht auf Touren. Man könnte fast meinen, der Nationalmannschafts-Podolski schickt immerzu seinen untalentierten Zwillingsbruder nach München.
Effenberg, als Stimme des Volkes: "Er hat in der Öffentlichkeit gefordert, dass er von Anfang an spielen will, um sein wahres Gesicht zu zeigen. Nur das habe ich bislang nicht gesehen, weder letzte Woche gegen Wolfsburg noch heute." Getty
Keine Argumente für Poldi
Das sah auch Klinsmann so: "Es wäre einfacher für ihn, Argumente für sich vorzubringen, wenn er mal einen reinmachen würde", kommentierte der Trainer die Leistung seines Sorgenkindes.
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Am Samstag gegen Bielefeld wird Poldi wohl wieder dem Italiener weichen müssen, so ist das Geschäft. Oder wie es Miroslav Klose ausdrückte: "Für Streicheleinheiten müssen wir uns eine Katze kaufen."
"Ein Tick Entschlossenheit fehlte"
Für Trainer Jürgen Klinsmann befindet sich der Patient FC Bayern jedoch weiter auf dem Wege der Besserung. "Es entwickelt sich im Moment sehr, sehr gut", lobte der 44-Jährige, "nicht nur wegen der Ergebnisse, sondern auch, wie die Mannschaft immer mehr zu sich findet."
Seine Mannschaft habe das Spiel "klar beherrscht und kontrolliert", es aber in der ersten Halbzeit versäumt, die Tore zu machen. Klinsmann: "Da fehlte ein Tick Entschlossenheit."
Was folgt auf den goldenen Oktober?
Ad adsurdum wurde die Partie dann geführt, als Frankfurt plötzlich durch ein Eigentor von Martin Demichelis in Führung ging (55.).
Klinsmanns Gesichtszüge an der Seitenlinie versteinerten sich, später gab er zu: "Durch das unglückliche Eigentor wurde es für einen Moment prekär."
Beunruhigen konnte den FCB-Coach der Rückstand aber nicht. "Ich wusste: Die Mannschaft ist fit und stabil. Das hat sich auch in der Körpersprache gezeigt. Sie haben in die Hände geklatscht und haben gesagt: Okay, jetzt wird es Zeit aufzudrehen", so Klinsmann.
Ein Sieg der Moral also, wie schon beim 4:2 am Wochenende gegen Wolfsburg. "Wichtig war die Reaktion, die wir nach dem Eigentor gezeigt haben", sagte Borowski und fügte angriffslustig hinzu: "Wir wollen nicht nur einen goldenen Oktober, sondern unseren Weg erfolgreich weitergehen."
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