Meuterei am Bruchweg: "Das war eine Eskalationsstufe"

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24. September 202020:06
Meuterei am Bruchweg: Adam Szalai will gegen die eigene Suspendierung durch Trainer Achim Beierlorzer vorgehen.imago images / Martin Hoffmann
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Bei Mainz 05 rumort es gewaltig. Nach der Suspendierung von Adam Szalai bestreikten die Spieler am Mittwoch das Training. Trainer Achim Beierlorzer und Sportvorstand Rouven Schröder äußerten sich in einer Pressekonferenz am Donnerstag zum Thema. Der Stürmer will gegen die eigene Suspendierung vorgehen und "standhaft bleiben", wie sein Berater verriet.

Die Nacht nach der Mainzer Meuterei war kurz. Rouven Schröder rieb sich die müden Augen, während er mit einem Tag Abstand versuchte, die Wogen zu glätten - der gewaltige Imageschaden war nach dem Trainingsstreik der Profis des FSV Mainz 05 aber nicht mehr zu kitten. Beim selbsternannten Karnevalsverein ist Schluss mit lustig, es liegt offenbar einiges im Argen.

"Über Nacht und im Gespräch heute Morgen ist allen klipp und klar bewusst geworden, was das gestern war: eine Eskalationsstufe", sagte Schröder, der nach zahlreichen Krisensitzungen sichtlich mitgenommen wirkte: "Es ist vollkommen klar, dass das kein schöner Moment ist." Und ebenso klar sei, "dass diese Geschehnisse nicht von jetzt auf gleich behoben sind."

Skurrile Aussagen von Trainer Beierlorzer

Immerhin kehrten die Spieler, die am Mittwoch aus Unmut über die Suspendierung des Stürmers Adam Szalai das Training verweigert hatten, am Donnerstag auf den Platz zurück, um sich auf das Punktspiel gegen Aufsteiger VfB Stuttgart am Samstag (ab 15.30 Uhr im LIVETICKER) vorzubereiten - so gut das nach diesen turbulenten Tagen am Bruchweg eben geht.

Laut Rouven Schröder hatte die Aussortierung Szalais rein sportliche Gründe.getty

Umso skurriler muteten da die Aussagen von Trainer Achim Beierlorzer an. Denn wer dem 52-Jährigen so zuhörte, konnte den Eindruck gewinnen, es sei alles halb so schlimm. Beierlorzer zeigte sogar teilweise Verständnis für seine Spieler.

"Ich habe der Mannschaft gesagt, dass ich diesen Zusammenhalt für ein Teammitglied durchaus nachvollziehen kann", sagte der Coach, auch wenn er einschränkte: "Auf der anderen Seite wäre es mir als Spieler und auch als Trainer nie in den Sinn gekommen, dass man diesbezüglich tatsächlich nicht zum Training geht."

Mainz 05 - Szalai will gegen Suspendierung vorgehen: "Er will und wird in Mainz bleiben"

Das Beben, für das die Spieler im beschaulichen Mainz gesorgt hatten, wird auf jeden Fall nachhallen. An der Situation von Szalai werde sich trotz der Solidarität des Teams nichts ändern, sagte Beierlorzer. Der ungarische Stürmer war am Montag aussortiert und mit sofortiger Wirkung vom Trainingsbetrieb der Profis ausgeschlossen worden.

"Es waren rein sportliche Gründe", bekräftigte Schröder, der Klub habe Szalai schon im Sommer einen Wechsel nahegelegt, weil Einsatzzeiten nicht garantiert werden könnten. Szalais Berater Oliver Fischer hatte zuvor in der Bild-Zeitung aber behauptet, es sei "für jedermann offensichtlich, dass die ausgesprochene Freistellung keine reinen sportlichen Gründe haben kann".

Auch deshalb werde der Stürmer, der am Nachmittag zur U23 der Rheinhessen abkommandiert wurde, gegen seine Suspendierung vorgehen, wie Fischer den Zeitungen der VRM im Anschluss an die Pressekonferenz am Donnerstag verriet. "Wir werden standhaft bleiben und durchsetzen, dass Adam nächste Woche wieder am Mannschaftstraining teilnehmen darf. Adam wird sich keinen neuen Verein suchen. Er will und wird in Mainz bleiben", kündigte Fischer an.

Dass Gehaltsforderungen von Szalai zu seiner Suspendierung geführt hatten, dementierte Schröder entschieden. "Es hatte nichts, gar nichts mit dem Thema Gehalt zu tun", betonte er und nahm damit Bezug auf vorangegangene Spekulationen. Laut der Mainzer Allgemeinen Zeitung sollen bei dem Streik auch die Gehaltsstundung für die Profis während der Coronakrise sowie interne Kritik an Trainer Beierlorzer eine Rolle gespielt haben. "Ich nehme kein Zerwürfnis wahr", sagte Beierlorzer dazu nur.

Der Fokus soll nun schnell wieder auf das Bundesligaspiel gegen Stuttgart gerichtet werden, dabei nahm Schröder die Spieler in die Pflicht. "Diese Verantwortung diesem Verein gegenüber ist das Größte, was es gibt", sagte er: "Und das ist das Spiel am Samstag. Da können wir als Solidaritätsgruppe zeigen, was wir draufhaben, was es bewirkt hat, und für welche Farben wir spielen."

Mainz 05: Liveticker zur Pressekonferenz nach dem Spielerstreik zum Nachlesen

Ende

Damit ist die Pressekonferenz zu Ende.

Schröder über einen Konflikt mit dem Team wegen der Gehaltsstundung:

"Wir sind mit der Mannschaft in einem Prozess. Auf Wunsch der Mannschaft soll dies jedoch intern bleiben."

Beierlorzer über die Entscheidung, ihm am Training nicht mehr teilnehmen zu lassen:

"Die erwartenden Konflikte, mit der Situation, in der sich Adam befindet. Wir dachten, dass er Schwierigkeiten haben wird, die Situation einzuschätzen, deshalb haben wir entschieden, dass er sich einen neuen Verein suchen und zuhause sich fit halten soll."

Beierlorzer über eine mögliche mangelnde Fitness von Szalai:

"Diese Aussage gibt es nicht. Ich weiß nicht, wo sie das herhaben. Dass wir bei einem 33-Jährigen natürlich an der Spritzigkeit und der Fitness arbeiten müssen, dürfte klar sein. Gegen Havelse war er auf der Bank. In diesem Spiel habe ich gesehen, dass ein zweiter wuchtiger Stürmer wie Adam uns helfen kann, da sehr viele Flanken in den Sechzehner geflogen sind."

Beierlorzer die weitere Vorgehensweise und mögliche weitere Eskalationen:

"Wir sind im Austausch mit der Mannschaft. Ich habe gestern meine Situation noch einmal dargestellt. Da ist von der Mannschaft ein Verständnis da und die geht voll in Richtung Stuttgart. Das Statement der Mannschaft war ja nicht gegen mich gerichtet."

Beierlorzer über die Vorbereitung auf Stuttgart:

"Wir haben einen Trainingstag weniger, aber wir haben die wichtigen zwei Tage vorher vor uns. Wir wollen natürlich nicht zu viel heute machen, damit wir am Wochenende auch spritzig sind. Wir wollen den Fußball in den Vordergrund rücken."

Beierlorzer über seine Autorität:

"Ich hab Verständnis, dass eine Mannschaft ein Statement abgibt. Ich nehme auch kein Zerwürfnis wahr. Es wurde aus einer Aussprache aus dem letzten Jahr gleich ein Zwist und ein Zerwürfnis mit der Mannschaft gemacht. Ich sehe da Möglichkeiten für beide Seiten sich zu entwickeln. Wir haben die Spieler dazu aufgefordert, mit uns in den Dialog zu treten, haben daher regelmäßige Treffen mit dem Mannschaftsrat vereinbart."

Beierlorzer über die Freistellung:

"Er hat diese nicht angenommen. Er wollte zum Training kommen und nicht den Trainingsplan für Zuhause annehmen. Es war ein ruhiges Gespräch."

Beierlorzer über die Entscheidung der Mannschaft:

"Ich kann den Zusammenhalt für ein Team-Mitglied nachvollziehen. Für mich als Trainer oder Spieler wäre es jedoch nie in Frage gekommen, nicht zum Training rauszugehen."

Schröder über die Eskalation der Situation:

"Wir sind alle Menschen mit Emotionen. Jeder geht mit Enttäuschungen anders um. Wir haben uns konsequent und hart dafür entschieden. Alles andere hat medial sehr aggressiv mit reingespielt. Wir steigen definitiv nicht in eine aggressive Berichterstattung ein und wollen kein Ping-Pong-Spiel betreiben."

Eklat bei Mainz 05! Der Verein hat Stürmer Adam Szalai suspendiert und dem Ungarn nahegelegt, sich einen neuen Klub zu suchen. Szalai darf nun nicht mehr mit der Mannschaft trainieren, absolvierte aber dennoch am Rande des Platzes eine Einheit.imago images / Martin Hoffmann

Schröder über Gehaltsverzicht:

"Das sind Themen, die intern zu behandeln sind. Das ist ein Prozess. Deswegen gibt es aktuell nichts dazu zu sagen."

Beierlorzer über den Einsatz Szalais im DFB-Pokal:

"Adam war viel früher zurück als andere Spieler, die zu Länderspielen abgestellt wurden. Wir hatten zu dem Zeitpunkt einige Ausfälle, er war dementsprechend Teil des Kaders."

Beierlorzer über Szalai:

"Wir haben beschlossen, Szalai freistellen, weil wir jungen Talenten mehr Raum geben wollten. Das haben wir ihm aber schon nach dem letzten Spiel der Vorsaison gesagt. Intern ist er akzeptiert, trotzdem wollten wir die Konflikte in der Trainingsarbeit vermeiden und haben ihn aus dem Training genommen."

Schröder über den Streik:

"Sie haben sich gestern solidarisch mit Szalai gezeigt. Es ging nicht um die Gehaltsdiskussion, lediglich darum, dass Szalai nicht mehr bei der Gruppe ist.

Schröder über die Besprechung am morgen:

"Heute morgen waren ich, der Teammanager Darius Salbert und der Mannschaftsrat dabei. Es wird ein Prozess sein, es ist klar, dass es nicht sofort wieder normal weitergeht."

Schröder über Szalai:

"Wir haben für uns entschieden, dass einige Konkurrenten vor ihm sind. Außerdem gibt es einige hinter ihm, die sich entwickeln können und diesen wollen wir den Platz nicht verwehren. Wir wussten, dass dies eine unpopuläre Entscheidung ist. Wir haben den Kommunikationsfluss mit der Mannschaft falsch wahrgenommen. Druck, Härte oder Abstrafung hätte gestern aber nichts gebracht. Wichtig ist, dass wir das heute morgen aufgearbeitet haben. Wir haben der Mannschaft klar die Konsequenzen mitgeteilt. Das ist auch klar verstanden worden. Der Wunsch der Mannschaft ist es, die Dinge intern zu halten. Wir werden selbstverständlich heute Nachmittag trainieren."

Schröder über den Streik:

"Es ist gestern etwas passiert. Dass eine Mannschaft nicht zum Training erschienen ist, war eine unangenehme Situation, die mit einzigartig ist. Die Thematik Adam Szalai war der Grund dafür. Das Thema Szalai hat aber nichts mit dem Thema Gehalt zu tun. Die Entscheidung hat einzig und allein sportliche Gründe. Wir haben ihm im Sommer bereits mitgeteilt, dass es schwer werden würde, auf Einsätze zu kommen. Wir haben ihm mitgeteilt, dass er sich auf dem Markt umschauen darf, um Einsätze im Hinblick auf die EM im kommenden Jahr zu sammeln."

Vor Beginn:

Achim Beierlorzer und Sportvorstand Rouven Schröder sind da. Die PK geht los.

Vor Beginn:

Szalai wurde zuvor ein Wechsel nahegelegt. Daraufhin hatte sich die Mannschaft wohl mit dem Ungarn solidarisiert. Dem kicker zufolge hatte es zwischen Szalai und Trainer Achim Beierlorzer einen Eklat gegeben. Der Coach hatte Szalai beim Saisonauftakt gegen RB Leipzig (die Highlights im Video) nicht berücksichtigt.

Vor Beginn:

Am Mittwoch ist die Situation bei den 05ern eskaliert. "Das Training der Profimannschaft am Mittwochnachmittag hat nicht wie geplant stattgefunden. Ursache waren emotionale Diskussionen innerhalb der Mannschaft um Adam Szalai, der am Nachmittag nicht mit der Profimannschaft trainieren sollte", schrieb der Klub in einer Pressemitteilung.

Vor Beginn:

Herzlich willkommen zum Liveticker der Pressekonferenz des FSV Mainz 05 nach dem Spielerstreik am Mittwoch. Diese ist für 13 Uhr angesetzt.

Mainz 05: Die Pressekonferenz im TV und Livestream

Die Pressekonferenz wird live im Free-TV übertragen. Sky Sport News HD wird pünktlich um 13 Uhr nach Mainz schalten.

Außerdem hat der Sportsender einen kostenfreien Livestream im Angebot. Dieser ist hier abrufbar.

Mainz 05: Die kommenden Gegner in der Bundesliga

DatumGegnerOrt
26.09.2020VfB StuttgartH
02.10.2020Union BerlinA
17.10.2020Bayer LeverkusenH
24.10.2020Borussia MönchengladbachH
30.10.2020FC AugsburgA