Drei Spiele, drei Siege, null Gegentore - Fußball-Zwerg Montenegro mischt die EM-Qualifikation auf und will am Dienstag selbstbewusst im Londoner Wembley-Stadion auflaufen.
Das weltberühmte Kaufhaus Harrods ist tabu. Nichts soll die Konzentration auf das wichtigste Fußballspiel in der Geschichte der gerade vier Jahre jungen Republik Montenegro stören.
Denn wenn der Fußball-Zwerg auch am Dienstag im Londoner Wembleystadion gegen England punkten sollte, fände die sensationelle Erfolgsgeschichte der einstigen jugoslawischen Teilrepublik in der EM-Qualifikation ihre spektakuläre Fortsetzung.
"Kein Traum mehr, sondern totaler Wahnsinn"
"Wir sind ja nicht zum Shopping hergekommen", sagte Nationaltrainer Zlatko Kranjcar und begründete damit das "Hausverbot" für seine Spieler. Nach drei 1:0-Siegen in der Gruppe G gegen Wales, in Bulgarien und am vergangenen Wochenende gegen die Schweiz ist die Euphorie an der Adria schier grenzenlos. "Das ist kein Traum mehr, das ist der totale Wahnsinn", titelte die in Podgorica erscheinende Hauptstadtzeitung "Vijesti".
Der sportliche Höhenflug der Montenegriner ist geradezu märchenhaft. Erst seit Juni 2007 Mitglied des Fußball-Weltverbandes FIFA, haben sich die "Roten Falken", wie sie in der Heimat genannt werden, in der Weltrangliste von Platz 199 bis auf den 40. Rang vorgearbeitet. Und das bei nur etwa 700.000 Einwohnern landesweit.
Idol Mirko Vucinic
Das große Idol der ganzen Nation ist Spielführer Mirko Vucinic, der auch gegen die Eidgenossen unter Trainer Ottmar Hitzfeld am Samstag letzter Woche den Treffer des Tages erzielte.
Der Torjäger von AS Rom ist selbstbewusst genug, sich auch auf dem heiligen Rasen von Wembley etwas auszurechnen: "Jeder kann mittlerweile sehen, dass wir ein eingespieltes und kein unfertiges Team mehr sind. Wir waren eben neu im internationalen Fußball und mussten erst zu einer Mannschaft reifen."
Keine Angst vor England
Coach Kranjcar fordert auch gegen England von seinem Team, sich nicht vor dem Ex-Weltmeister zu verstecken. "Wir sind großartig gestartet, haben bewiesen, dass wir stark sind und wollen daran anknüpfen. Natürlich erwartet uns ein schwieriger Gegner, aber wir haben auch noch nicht alles gezeigt, was wir können", sagte der 53-Jährige.
Hinter den Kulissen arbeitet Verbandspräsident Dejan Savicevic für den sportlichen Erfolg des kleinen Landes.
Der einstige Profi des AC Mailand verfügt immer noch über glänzende internationale Kontakte und sieht seine Landsleute noch nicht am Ende ihrer fußballerischen Entwicklung: "Wir haben genug Talente und können sicherlich noch weiter vorankommen."