Wie geht's den Auswanderern?

SPOX
05. Oktober 201120:28
Früher Bundesliga, heute Ausland: Dede, Torsten Frings, Miro Klose und Piotr Trochowski (v.l.)Getty
Werbung
Werbung

Sie spielten in der Bundesliga und waren Leistungsträger ihrer Klubs. Im Sommer wechselten ins Ausland. Die einen haben bislang voll überzeugt, andere suchen noch ihr Glück. Ein erstes Fazit - von den Altintop-Brüdern bis Ze Roberto.

Halil Altintop (von Eintracht Frankfurt zu Trabzonspor)

Seine Null-Tore-Bilanz aus der letzten Bundesliga-Saison war wie ein Virus, weil Halil ständig damit konfrontiert wurde. Trainer Senol Günes, so sah es zunächst aus, hatte ihn nur als Backup für Burak Yilmaz vorgesehen. Inzwischen spielen beide gemeinsam vorne. Günes schätzt die Lauf- und Kampfbereitschaft Altintops, der als "deutscher Neuzugang" durchgeht. Gerade in den CL-Spielen gegen Inter und Lille gehörte er zu den Besten. Mittlerweile kommt er auch bei den Fans gut an. Auf das erste Pflichtspiel-Tor wartet er allerdings noch.

Hamit Altintop (von Bayern München zu Real Madrid)

Sein Wechsel versetzte die spanische Presse in Erstaunen: Warum holt Real einen Ersatzspieler aus der Bundesliga? Weil der Türke dann gleich mit einer Rückenverletzung ausfiel, musste er viel Hohn und Spott ertragen. Sogar über eine vorzeitige Vertragsauflösung wurde spekuliert. Im Champions-League-Spiel gegen Ajax Amsterdam feierte er nun vor einer Woche sein Debüt im Real-Trikot. Mehr als Ergänzungsspieler ist er aber noch nicht. "Es ist nicht einfach, aber ich werde mich langsam herantasten, um dem Team zu helfen", so Altintop.

Dede (von Borussia Dortmund zu Eskisehirspor)

Wurde von den Fans bei der Ankunft groß gefeiert und hat sich schnell integriert: sportlich in der Mannschaft und menschlich in der Türkei. Hat mit Michael Skibbe den idealen Trainer zum Einstieg in der neuen Welt. Schoss gegen Sivasspor am 2. Spieltag ein wunderschönes Freistoß-Tor, hatte ansonsten aber noch nicht das Kracherspiel dabei, um absolut in die Schlagzeilen zu geraten. Dennoch unangefochtener Stammspieler.

Diego (vom VfL Wolfsburg zu Atletico Madrid)

Ist nach den Abgängen von Diego Forlan und Sergio Agüero einer der neuen Hoffnungsträger bei Atletico. Fügte sich auch schnell ein und ließ sich die fehlende Spielpraxis nicht anmerken. Erzielte in seinem zweiten Pflichtspiel sein erstes Tor, woraufhin er von Fans und Presse euphorisch gefeiert wurde. Leistet sich allerdings noch viele Auszeiten. Muss seinen Platz in der Mannschaft noch finden, kam bislang sowohl als Zehner als auch auf dem Flügel zum Einsatz. "Ich kann hier bei Atletico wieder mein Bestes geben", sagt er.

Edu (von Schalke 04 zu Besiktas)

Ist dem verwöhnten Besiktas-Publikum zu unbekannt und wurde deshalb sehr kritisch beäugt. War auch eine Notlösung kurz vor Transferschluss, weil sich der andere Neuzugang Bebe von Manchester United einen Kreuzbandriss zugezogen hatte und schnell eine Alternative verpflichtet werden musste. Wurde aber unverhofft schnell zu Stürmer Nummer eins, weil sich auch Hugo Almeida verletzte. Überzeugt hat Edu aber bislang noch nicht, auch wenn ihm schon ein Tor in der Europa League gelang.

Teil 2: Von Elia bis Klose

Teil 3: Von Mathijsen bis Sahin

Teil 4: Von Simunic bis Ze Roberto

Eljero Elia (vom Hamburger SV zu Juventus Turin)

Kam erst am Ende der Transferperiode nach Turin und verpasste so nahezu die komplette Vorbereitung, in der Coach Antonio Conte das neue 4-2-4-Spielsystem einstudierte. Hat deshalb Rückstand und kam erst zu einem Einsatz, am 5. Spieltag beim 1:1 in Catania, wo er aber zur Halbzeit ausgewechselt wurde. Pepe, Giaccherini und Krasic haben auf den Außenpositionen momentan die Nase vorn. Elia braucht noch Zeit.

Torsten Frings (von Werder Bremen zum FC Toronto)

Hat sich unheimlich schnell etabliert. Wurde von Coach Aron Winter schon nach drei Spielen zum Kapitän ernannt und ist der Kopf des Teams. Wenn Frings dabei ist, läuft es deutlich besser: Ohne ihn gewann Toronto drei von 20 Spielen, mit ihm gab's aus elf Partien 13 Punkte und drei Siege. Die Playoff-Quali wurde allerdings frühzeitig verpasst. Will im nächsten Jahr wieder angreifen: "Wir sind eine junge Mannschaft, alle können und wollen noch besser werden. Viele Spieler sind entwicklungsfähig und noch nicht ausgereift - von daher macht es Spaß, mit den Jungs zu arbeiten."

Grafite (vom VfL Wolfsburg zu Al-Ahli Dubai)

Ging im Sommer von den Wölfen in die Wüste - auch des Geldes wegen, wie er zugab: "Ich muss in meinem Alter auch an die Familie denken." War Al-Ahlis Top-Transfer und stellte seine Torjägerqualitäten in der Vorbereitung auch schon unter Beweis. Zuletzt gelang ihm im Pokal ein Dreierpack. In der Mitte Oktober beginnenden neuen Saison soll Grafite mit seinen Toren dafür sorgen, dass Al Ahli wieder oben mitspielen kann. "Dubai ist toll und die Trainingsbedingungen sind fantastisch. Das ganze Projekt reizt mich einfach", sagt er.

Simon Kjaer (vom VfL Wolfsburg zum AS Rom)

Kam am 2. Spieltag erstmals zum Einsatz und bot beim 0:0 bei Inter neben Burdisso eine sehr gute Vorstellung. War auch im nächsten Spiel gegen Siena gut. In Parma wurde er für Burdisso zur Halbzeit ausgewechselt, gegen Atalanta bildeten Burdisso und Heinze Romas Innenverteidigung. Fühlt sich "sehr, sehr wohl in Rom. Es ist fantastisch hier. In Deutschland hatte ich eine frustrierende Zeit." Wird sich in Zukunft mit Burdisso, Heinze und Juan (ist noch nicht wieder fit, die anderen drei haben aber einen großen Vorsprung) um die zwei Plätze im Abwehrzentrum streiten.

Miroslav Klose (von Bayern München zu Lazio Rom)

Legte einen Super-Start hin. Traf zum Auftakt bei Meister Milan in San Siro, hat bereits fünf Tore auf seinem Konto (3 in der Liga, 2 EL). Aufgrund seiner Lauffreude und Defensivarbeit auch neben den Toren ganz wichtig für das Lazio-Spiel. Harmoniert sehr gut mit Cisse. Zwei seiner drei Liga-Tore waren Auswärts-Gamewinner. Lazios bester Spieler in den ersten Saison-Wochen. Scheint sich in Rom auch privat richtig wohl zu fühlen und betreibt bislang Woche für Woche Eigenwerbung in Sachen Nationalteam. Auch Lazio-Coach Edi Reja schwärmt: "Er ist herausragend. Er ist ein vorbildlicher Profi und hat einen unglaublichen Antritt. Seine Knipserqualitäten kannten wir schon, aber er ist auch technisch stark und spielt für das Team. Gott sei Dank ist er zu uns gekommen."

Teil 1: Von Altintop bis Edu

Teil 3: Von Mathijsen bis Sahin

Teil 4: Von Simunic bis Ze Roberto

Joris Mathijsen (vom Hamburger SV zum FC Malaga)

Schaffte nach seinem Wechsel sofort den Sprung zum Stamm- und Führungsspieler. Stand in allen sechs Partien 90 Minuten auf dem Platz und ließ dabei viermal keinen Gegentreffer zu. Bildet bislang mit Ex-Bayern-Profi Martin Demichelis eines der besten Innenverteidiger-Duos der Primera Division. Liegt mit Malaga in der Liga nur einen Zähler hinter Tabellenführer Barcelona. "Das Ziel ist die Champions League", sagt Mathijsen. "Wenn möglich diese Saison."

Per Mertesacker (von Werder Bremen zum FC Arsenal)

Kam kurz vor Transferschluss zu den Gunners und schaffte sofort den Sprung zur Stammkraft. Bislang allerdings noch mit Licht und Schatten. Blieb mit Arsenals Abwehr in zwei seiner vier Liga-Spielen ohne Gegentor, wirkte in den anderen beiden Partien aber unsicher. Arsenal-Coach Arsene Wenger hält dennoch große Stücke auf den Nationalspieler: "Per wird stärker und stärker. Er ist ruhig, intelligent und er zeigt immer deutlicher, dass er unsere Abwehr anführen kann."

Jonathan Pitroipa (vom Hamburger SV zu Stade Rennes)

Schlug richtig gut ein in Frankreich. Beim HSV noch als Chancentod belächelt, erzielte er in den ersten fünf Pflichtspielen vier Treffer. Seitdem allerdings ohne Tor. Stand bisher in allen Partien in der Startelf und hat großen Anteil daran, dass Rennes nach neun Spieltagen nur zwei Punkte hinter Platz zwei liegt. "Hier in Rennes fühle ich mich freier im Kopf. Ich denke, dass ich mich verbessert habe", sagt der Flügelspieler.

Frank Rost (vom Hamburger SV zu New York Red Bull)

Ist einer von fünf Keepern im RB-Kader, dabei aber die klare Nummer eins. Konnte der Mannschaft allerdings noch nicht die nötige Stabilität geben, auch weil er zwischenzeitlich fünf Wochen verletzt fehlte. Immerhin: Bei seinen neun Einsätzen blieb Rost schon viermal ohne Gegentor. Fühlt sich privat schon richtig wohl: "Es ist eine riesige Erfahrung, die mir gefällt." Sportlich besteht noch Gewöhnungsbedarf: "Es ist schon vieles anders hier. Die Spieler haben viel mehr Platz auf dem Rasen und auch die Defensive arbeitet nicht so, wie ich das gewohnt bin. Aber wir werden schon zusammenkommen mit der Zeit."

Nuri Sahin (von Borussia Dortmund zu Real Madrid)

Sein Wechsel wurde von den Real-Fans und der spanischen Presse kritisch beäugt. Musste zuletzt viel Häme einstecken, nachdem er zunächst mit einer Knieverletzung ausfiel und sich kurz darauf auch noch am anderen Knie verletzte. Wartet deshalb noch immer auf sein erstes Spiel für Real. Coach Jose Mourinho stärkte ihm bislang allerdings stets den Rücken. Im nächsten Liga-Spiel soll Sahin nun erstmals im Kader stehen.

Teil 1: Von Altintop bis Edu

Teil 2: Von Elia bis Klose

Teil 4: Von Simunic bis Ze Roberto

Josip Simunic (von 1899 Hoffenheim zu Dinamo Zagreb)

Wechselte kurz vor Ende der Transferperiode nach Kroatien. Schaffte auf Anhieb den Sprung in die Stammelf. Zuletzt allerdings auch zweimal nur eingewechselt. Die fehlende Spielpraxis ist ihm noch deutlich anzumerken. Mit Dinamo in der Liga aber noch ungeschlagen und glücklich, nach den Problemen in Hoffenheim wieder einen ambitionierten Klub gefunden zu haben. "Dinamo ist ein Topklub, in Kroatien gibt es keine bessere Adresse. Als das Angebot kam, musste ich nicht lange überlegen. Ich freue mich riesig, dass alles geklappt hat", so Simunic bei "11freunde".

Piotr Trochowski (vom Hamburger SV zum FC Sevilla)

Fand sich schnell zurecht und wurde von Verantwortlichen und Medien in den ersten Wochen regelmäßig gelobt. Lässt bislang allerdings Torgefahr vermissen und wartet noch auf seinen ersten Treffer. Kommt bisher auf fünf Einsätze und stand dabei jedes Mal in der Startelf. Musste zuletzt jedoch wegen einer Gelb-Rot-Sperre pausieren. Fühlt sich privat wohl in Sevilla und spricht schon passabel spanisch. "Das Leben ist hier schon ein bisschen anders, es pulsiert um einiges mehr als in Deutschland und zudem ist es hier natürlich auch etwas wärmer", sagt er. "Aber das kommt mir entgegen, ich fühle mich in Spanien pudelwohl."

Ruud van Nistelrooy (vom Hamburger SV zum FC Malaga)

Wechselte wie Mathijsen vom HSV nach Malaga und stand wie Mathijsen bislang immer in der Startelf. Tut sich aber noch schwer. Musste bis zum vergangenen Wochenende auf seinen ersten Treffer warten. "Es hat länger gedauert, als erwartet", sagte van Nistelrooy. "Aber die Mannschaft hat auch ohne meine Tore funktioniert. Jetzt hat es endlich auch bei mir geklappt, weil die Automatismen immer besser greifen."

Arturo Vidal (von Bayer Leverkusen zu Juventus Turin)

Kam unter großer Begeisterung nach Turin und zauberte zweimal einen perfekten Einstand auf den Rasen: Traf bei seinem erstem Auftritt gegen Milan und bei seinem Ligadebüt beim 4:1 gegen Parma. Begann die ersten drei Ligaspiele auf der Bank, da Pirlo und Marchisio auf der Doppelsechs gesetzt waren. Die letzten beiden Spiele stand er im 4-1-4-1 neben Marchisio in der Zentrale, Pirlo einen Schritt dahinter. Juve-Coach Conte, der seine Dynamik liebt, bezeichnete ihn zu Saisonbeginn als seinen "zwölften Stammspieler", ist jetzt schon ein Faktor im Spiel des Tabellenführers.

Ze Roberto (vom Hamburger SV zu Al-Gharafa Sports Club)

Ist nach Anthony Yeboah, Olaf Marschall und Hakan Yakin der vierte ehemalige Bundesliga-Profi, der es bei Al-Gharafa versucht. Startete mit vier Punkten aus drei Spielen eher mäßig in die Saison. Ist der unumstrittene Star im Team und trotz seiner 37 Jahre der Leistungsträger schlechthin. Erklärte allerdings schon vor einiger Zeit in "Bild", dass er nach der Saison nach Deutschland zurückkehren werde. "Ich habe bereits ein fixes Abkommen mit einem Spitzenklub aus Deutschland, den ich aber noch nicht nennen darf. Alles ist geklärt. Übernächste Saison werde ich für diesen Klub spielen."

Teil 1: Von Altintop bis Edu

Teil 2: Von Elia bis Klose

Teil 3: Von Mathijsen bis Sahin