Die Fußballwelt steht aufgrund der Coronakrise auf unbestimmte Zeit still - doch was bedeutet das für einen Profiklub? SPOX und Goal begleiten den Drittligisten SpVgg Unterhaching durch die Ungewissheit und beleuchten fortlaufend verschiedene Aspekte des Vereinslebens.
In Teil 5 der Serie "Haching in Zeiten von Corona" erzählt Greenkeeper Sepp Lindermayer, wie sich seine Arbeit durch die erzwungene Spielpause geändert hat - und warum die Coronazeit für seinen Rasen ein Glücksfall ist. Hier geht es zu Teil 4: Vizepräsident Peter Wagstyl erklärt die Hintergründe zur vorzeitigen Kündigung des Hauptsponsors - und warum der Klub trotzdem nicht auf Kurzarbeit umstellen wird.
Was für Cheftrainer Claus Schromm seine Mannschaft ist, ist für Greenkeeper Sepp Lindermayer sein Rasen. Mit täglicher Kleinarbeit muss er ihn unter der Woche richtig einstellen für den großen Auftritt am Wochenende. Und dann vom Spielfeldrand 90 Minuten lang zuschauen, wie er sich im imaginären oder tatsächlichen Scheinwerferlicht so schlägt. Gut, vielleicht kann er in der Halbzeitpause mit ein paar Handgriffen nachbessern, aber mehr nicht.
Routine, Alltag, normal. Aber jetzt? Jetzt während das Coronavirus den Spielbetrieb lahmlegt? Jetzt weiß der Trainer nicht, wann seine Mannschaft wieder eingesetzt wird, und der Lindermayer weiß nicht, wann sein Rasen wieder eingesetzt wird. Aber der Lindermayer findet das gar nicht mal so übel. "Aus Rasensicht", sagt er zu SPOX und Goal, "ist die Coronazeit ein Glücksfall." Und das hat gleich mehrere Gründe.
Arbeiten, ohne Rücksicht nehmen zu müssen
"Weil die Mannschaft aufgrund fehlender Trainingsplätze mit Rasenheizung oft im Stadion trainiert, müssen wir unseren Tagesablauf normalerweise danach richten. Aktuell können wir arbeiten, ohne auf jemanden Rücksicht nehmen zu müssen. Das ist schon ein Vorteil", sagt Lindermayer. Und die Maßnahmen der Regierung, die treffen ihn und seine Kollegen auch nicht wirklich. "Wir stehen uns beim Rasenmähen schließlich nicht eng gegenüber."
Gemeinsam mit zwei Vollzeit- und zwei Teilzeitkräften kümmert sich Lindermayer neben dem Rasen im Unterhachinger Sportpark auch um den am vereinseigenen Nachwuchsleistungszentrum sowie am Trainingsgelände des Drittligarivalen TSV 1860 München.
Ob er und seine Kollegen wegen der Spielpause weniger zu tun hätten? "Ganz im Gegenteil: eher mehr", sagt Lindermayer. Ohne den Spielbetrieb bliebe schließlich Zeit für Details, für Dinge, die im Alltag untergehen. Das Ausmähen von Zäunen zum Beispiel, das Unkrautjäten und eine anständige Maschinenpflege. An sechs Tagen in der Woche werde aktuell gearbeitet, jeweils acht bis neun Stunden lang.
Erholung und die Freude auf Belastung
Der Rasen müsse genauso oft gedüngt und geschnitten werde wie bei normalem Spielbetrieb, erklärt Lindermayer, nur das Ziehen der Linien falle weg. Strafraum, Mittelkreis und Auslinien verblassen seit dem letzten Heimspiel, einer 0:1-Niederlage gegen die Reservemannschaft des FC Bayern München am 28. Februar. Er herrscht wohlverdiente Regeneration wie aus dem Nichts.
"Der Rasen war nach dem Winter enorm gestresst und kann sich jetzt erholen, was für diese Jahreszeit ungewöhnlich ist", sagt Lindermayer. Aber auch in dieser Hinsicht ist es mit dem Rasen wie mit der Mannschaft: Erholung schön und gut, aber irgendwann kribbelt es wieder und das weiß auch Lindermayer: "Wir versuchen den Rasen allmählich auf die anstehende Phase mit wohl vielen englischen Wochen vorzubereiten. Darauf freut er sich mittlerweile auch schon. Er ist schließlich kein Schau- und Zierrasen, er braucht Belastung."
Um perfekt auf die Belastung vorbereitet zu sein, wünscht sich Lindermayer neben Erholung eigentlich Bodentemperaturen von acht bis zehn Grad. Die gab es seit Beginn der Spielpause zwar leider noch nicht, aber alles nicht so schlimm. Er verspricht auch so: "Wenn der Spielbetrieb wieder losgeht, werden wir den besten Rasen haben, den Haching in dieser Jahreszeit je gesehen hat."
Die aktuelle Tabelle der 3. Liga
Platz | Team | Sp. | Tore | Diff | Pkt. |
1. | MSV Duisburg | 27 | 50:35 | 15 | 47 |
2. | Waldhof Mannheim | 27 | 41:31 | 10 | 44 |
3. | SpVgg Unterhaching | 27 | 40:31 | 9 | 44 |
4. | SV Meppen | 27 | 50:36 | 14 | 42 |
5. | FC Ingolstadt | 27 | 47:34 | 13 | 42 |
6. | 1860 München | 27 | 45:38 | 7 | 42 |
7. | Bayern München II | 27 | 52:46 | 6 | 41 |
8. | FC Hansa Rostock | 27 | 36:31 | 5 | 41 |
9. | Eintracht Braunschweig | 27 | 42:38 | 4 | 41 |
10. | Würzburger Kickers | 27 | 48:45 | 3 | 41 |
11. | KFC Uerdingen 05 | 27 | 32:39 | -7 | 39 |
12. | FC Viktoria Köln | 27 | 46:53 | -7 | 35 |
13. | Chemnitzer FC | 27 | 44:44 | 0 | 34 |
14. | 1. FC Kaiserslautern | 27 | 42:45 | -3 | 34 |
15. | Magdeburg | 27 | 37:31 | 6 | 33 |
16. | Hallescher FC | 27 | 43:43 | 0 | 33 |
17. | FSV Zwickau | 27 | 40:41 | -1 | 32 |
18. | SC Preußen 06 Münster | 27 | 37:48 | -11 | 27 |
19. | Sonnenhof Großaspach | 27 | 23:52 | -29 | 21 |
20. | FC Carl Zeiss Jena | 27 | 27:61 | -34 | 17 |