Der Vorstand von Zweitligist Hannover 96 hat in einer Mitteilung an seine Mitglieder ein dramatisches Szenario gezeichnet. Es droht offenbar der Entzug der Lizenz. Verantwortlich dafür soll Martin Kind sein.
"Aus dem Umfeld der DFL wurde gegenüber dem Mutterverein mitgeteilt, dass - sollte es keine Änderungen am Konstrukt geben oder Herr Martin Kind die Weisungen weiterhin nicht erfüllen - mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Lizenz für die kommende Saison erteilt wird", heißt es in der Miteilung des fünfköpfigen e.V.-Vorstands um den Vorsitzenden Sebastian Kramer.
Selbst Lizenzauflagen, also womöglich sogar ein Punktabzug für die laufende Saison, sind denkbar. "Es ist somit nicht auszuschließen, dass durch die Missachtung von Verträgen und Gesetzen durch Herrn Martin Kind ab der kommenden Saison kein Profifußball in Hannover mehr stattfinden wird. Einzig allein in seiner Hand liegt es, diese Gefahr zu bannen", so der Vorstand.
Allerdings erklärte die DFL auf Nachfrage der Bild, es habe keine Mitteilung der Deutschen Fußball Liga gegeben. Die DFL hatte aber bereits im Oktober eine Stellungnahme abgegeben, die durchaus als Androhung zur Lizenzverweigerung angesehen werden kann.
Darin wurde das "uneingeschränkte Weisungsrecht" des Vorstands gegenüber Kind betont und erklärt: "Sollte sich ergeben, dass dies nicht der Fall ist, dann wird die DFL die Vereinbarkeit der gesellschaftsrechtlichen und vertraglichen Konstruktion in Hannover mit der 50+1-Regel neu prüfen."
gettyHannover 96: "50+1-Regel faktisch nicht erfüllt"
Profi-Chef Kind, offiziell Geschäftsführer Management GmbH, war vom Vorstand abberufen worden. Der Vorwurf des e.V.-Vorstands: Der 78-Jährige habe sich 102 Verstöße gegen Vorstands-Weisungen geleistet. Das Landgericht Hannover erklärte diese Maßnahme für nichtig, über die eingelegte Berufung ist noch nicht entschieden.
"Wichtig ist, dass ich in den nächsten 100 Jahren nicht abberufen werden kann", sagte Mehrheits-Gesellschafter Kind anschließend: "Wenn sie glauben, uns zwingen zu können, Verträge zu verändern, sind sie an die Falschen geraten."
Der Vorstand und womöglich auch die DFL schließen daraus, dass "die 50+1-Regel in Hannover faktisch nicht erfüllt ist, da sich Herr Martin Kind nicht an Weisungen hält und es für den Mutterverein keine Möglichkeit gibt, dies zu sanktionieren."