Schalke 04 atmet nach dem Sieg im Kellerduell erleichtert auf. Bei Hertha BSC muss Trainer Sandro Schwarz um seinen Job bangen.
Nach dem Absturz ans Tabellenende waren die Verlierer von Hertha BSC längst im Keller der Schalker Arena verschwunden, als ihr Trainer sich rhetorisch auf seinen Rauswurf einstellte. "Das ist realistisch. Ich bin in der Verantwortung", gab Sandro Schwarz nach der 2:5 (1:2)-Klatsche bei Schalke 04 am DAZN-Mikro zu, als die Fans der Königsblauen noch überschwänglich den Befreiungsschlag im Abstiegskampf feierten.
"Es ist legitim und die Verantwortung des Klubs, sich Gedanken zu machen", führte der Coach später in der Pressekonferenz aus, als er nach seiner Zukunft gefragt wurde. Sechs Spiele in Folge ohne Sieg, ein erschreckender Systemausfall der kompletten Defensive im "Endspiel" beim bisherigen Tabellenletzten - Argumente für eine Weiterbeschäftigung lassen sich kaum noch finden.
Manager Benjamin Weber versuchte es dennoch. "Wir lechzen nach Kontinuität und Stabilität bei der ganzen Unruhe, die wir haben", sagte der Sportdirektor, gab aber zu: "Der Trainer ist die ärmste Sau, wenn man dieses Defensivverhalten sieht." So werde es schwer mit dem Klassenerhalt, das Debakel auf Schalke sei "ein Schlag in die Fresse, jeder wird uns jetzt abschreiben".
Eine "Personaldiskussion hier vor Ort" wolle er nicht führen, betonte Weber noch, kündigte aber an: "Wir werden uns besprechen, das ist doch völlig klar." Dass dabei die Trennung herauskommen könnte, schien Schwarz zu ahnen: "Wenn du so'n Spiel verlierst, ist es realistisch." Die vorgesehene Einheit auf dem Trainingsplatz am Samstagmorgen sagte die Hertha kurzfristig ab.
gettySchalke: Große Erleichterung nach Sieg über Hertha
Groß war die Erleichterung dagegen bei Königsblau. Erstmals seit sechs Monaten verließ der Aufsteiger am Freitagabend die direkten Abstiegsränge. "Was Abstiegskampf betrifft, hat die Mannschaft heute Maßstäbe gesetzt", sagte Sportvorstand Peter Knäbel, "es ist immer Dauerdruck, jetzt muss auch einfach mal Freude da sein."
Allerdings mahnte Knäbel angesichts von 24 Punkten sechs Spieltage vor Schluss: "Wir müssen es auch einordnen: Wir sind letzte Woche nicht abgestiegen, jetzt aber auch noch nicht drin geblieben." Fünf Bundesliga-Tore in einem Spiel gelangen Königsblau erstmals seit dreieinhalb Jahren, die Umstellungen von Trainer Thomas Reis nach dem ernüchternden 0:2 bei der TSG Hoffenheim zahlten sich aus: Aufstiegsheld Simon Terodde traf erstmals seit fünf Monaten, Abwehrspieler Marcin Kaminski, in der Bundesliga meist nur dritte Wahl, glänzte mit Zweikampfstärke und einem direkt verwandelten Freistoß, der selten eingesetzte Kapitän Danny Latza dominierte im knallharten Duell mit Hertha-Anführer Kevin-Prince Boateng. "Der Druck war immens, ich wollte ihn auf mehrere Schultern verteilen", begründete Reis die teilweise überraschenden Veränderungen.
Weitere Umstellungen sind möglich, denn mit Torhüter Ralf Fährmann, Außenstürmer Tim Skarke und Rechtsverteidiger Cedric Brunner schieden gleich drei Stammkräfte verletzt aus. Nicht die besten Voraussetzungen für das schwierige Schalker Restprogramm, in dem unter anderem Bayern München, der SC Freiburg, RB Leipzig und Eintracht Frankfurt warten.