Es nieselt in Helsinki. Das ist sehr schade, denn diese Stadt ist eigentlich eine sehr hübsche. Unter der dichten Wolkendecke und mit einem Wasserfilm auf den Klamotten mag man sich das nur nicht so recht vorstellen.
In zwei Tagen ist hier im Olympiastadion ein wichtiges WM-Qualifikationsspiel. Dann geht es um die ersten Punkte für Finnland und den ganz großen Traum von der Teilnahme an einem großen internationalen Turnier.
Die Menschen müssten eigentlich schon ganz wild sein auf das Spiel - wenn es sich doch nur nicht um diesen komischen Fußballsport handeln würde.
Kimi statt Jogis Jungs
Ein Typ sitzt vor dem Eingang zum Bahnhof und trällert in die Welt hinaus, dass es ihn gibt. Oder vielleicht erzählt er auch eine spannende Geschichte aus seinem Leben. So genau kann man das nicht verstehen. Man kann in Helsinki als Nicht-Skandinavier nämlich so gut wie gar nichts verstehen.
Aber man kann Bilder anschauen und sich dann seinen Teil dazu zusammenreimen. Ich kaufe mir zwei große Revolverblätter, Iltalehti und Ilta-Sanomat. Aber nach schnellem Durchblättern fällt auf, dass auch die keine große Lust haben, gegen das übermächtige Deutschland mobil zu machen.
Vielmehr wird Kimi Räikkönens Kracher in die Wand über vier Doppelseiten thematisiert und etwas von einem Skandaalikisa geschrieben.
Eishockey vor Fußball
Apropos schreiben: Es gibt hier Worte, die heißen käyttäjiltä oder ylhäältä oder, auch hübsch: hyökkäävät. Keine Ahnung, was sie bedeuten, aber sie muten deutlich geheimnisvoller an als die deutschen Allerweltswörter Klobürste oder Nacktschnecke.
Danach kommen drei Seiten Eishockey, ein wirklich wichtiger Sport in Finnland. Wohl der wichtigste. Danach aber: Fußball! Immerhin eineinhalb Seiten.
Jari Litmanen liegt mit einer schweren Erkältung im Krankenhaus, Mittelfeld-Star Teemo Tainio vom FC Sunderland ist wegen Trainingsrückstand nicht im Kader und Lukas Podolski ist böse.
Ronaldinho, Frings und Vogts
Paha Podolski. Das steht hier wirklich. Hört sich aber schlimmer an als es ist. Finnlands Verteidiger haben Angst vor Poldi. Was zwei Tore gegen die Großmacht Liechtenstein doch anrichten können.
Irgendetwas mit Ronaldinho steht noch dabei und links unten auf der Seite sind zwei kleine Bildchen mit Torsten Frings und Berti Vogts zu sehen. Ein direkter Zusammenhang ist jedoch auszuschließen.
Betrunkener Eremenko sorgt für Aufsehen
Fast schon zu witzig, dass es eine Neuigkeit aus der Welt des Fußballs in die Topthemen des Tages geschafft hat: Mittelfeld-Dampfwalze Roman Eremenko setzte sich zum gefühlten tausendsten Mal betrunken ans Steuer seines Wagens und wurde prompt von der Polizei erwischt.
Jetzt droht Wiederholungstäter Eremenko richtig Ungemach, selbst von einer Gefängnisstrafe sei die Rede. Da wirkt die Verbannung aus dem Kader fürs Spiel von Trainer Stuart Baxter doch verhältnismäßig milde.