Rastlos im Niemandsland

David Kreisl
04. August 201315:51
Massimo Moratti steht vor dem Verkauf seines Klubs an einen indonesischen Investorgetty
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Mit dem schlechtesten Ligaergebnis seit 19 Jahren erreichte der Abstieg von Inter Mailand seit dem Champions-League-Gewinn 2010 einen traurigen Höhepunkt. Jetzt erlebt der Klub einen intensiven Wandel - sportlich, und mit der wahrscheinlichen Übernahme durch einen indonesischen Investor auch in der Führungsebene. Wie konkurrenzfähig die neue junge Truppe von Coach Walter Mazzarri schon ist, wird sich im Testspiel gegen den FC Valencia zeigen (So., 22 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE bei SPOX).

Das Sprichwort, dass man aufhören soll, wenn es am Schönsten ist, nahm Jose Mourinho am 22. Mai 2010 wörtlich. Wenige Momente nachdem der Portugiese die Königsklasse mit Inter gewonnen hatte, verkündete er seinen Abschied aus Mailand Richtung Madrid. In dem Moment, in dem der Star-Coach seinem Klub das Triple geschenkt hatte, stand der damals beste Klub Europas ohne Trainer da. SPOX

Dass es der Startschuss eines rapiden Abstiegs der Schwarz-Blauen sein würde, ahnte im damaligen Freudentaumel wohl niemand. Doch jetzt, drei Jahre später, stehen die Nerazzurri als Tabellen-Neunter mit der schlechtesten Platzierung in der Serie A seit knapp zwei Jahrzenten da und haben seit 14 Jahren zum ersten Mal das internationale Geschäft verpasst.

Stetiger Abstieg seit 2010

Indiskutabel für einen Klub mit dem Standing und den Möglichkeiten der Mailänder - und der Negativhöhepunkt eines steten Abstiegs seit der Nacht des 22. Mai 2010.

Seit dem Weggang von Mourinho hat Inter mit Rafael Benitez, Leonardo, Gian Piero Gasperini, Claudio Ranieri und Andrea Stramaccioni fünf Trainer verschlissen. Jetzt soll Ex-Neapel-Coach Walter Mazzarri die Mannschaft wieder auf die Siegerstraße führen.

Verjüngungskur im Angriff

Die durchläuft gerade einen großen Wandel, nach den Abgängen der Topstars der Triple-Saison wie Wesley Sneijder, Maicon, Samuel Eto'o oder Julio Cesar konnten nur wenige Neueinkäufe der letzten drei Jahre überzeugen.

Mit der neuen Saison hat vor allem die Offensiv-Abteilung der Nerazzurri ein fast komplett neues, junges Gesicht bekommen.

Ricardo Alvarez, Rodrigo Palacio und Diego Milito sind die einzigen Offensivspieler, die aus der vergangenen Saison übrig geblieben sind. Mit Ruben Botta, Diego Laxalt, Samuele Longo, Ishak Belfodil und Maro Icardi besteht die neu eingekaufte Abteilung Attacke aus verheißungsvollen Talenten, die alle zwischen 20 und 23 Jahre alt sind.

Inter bald in Indonesischer Hand?

Der größte Umbruch steht Inter aber in der Führungsebene in Person von Erick Thohir bevor. Der indonesische Medienmagnat verhandelt derzeit mit Inter-Patriarch Massimo Moratti über eine Übernahme des Klubs.

Thohir, einer der reichsten Männer Asiens, besitzt bereits Anteile am amerikanischen Klub DC United, dem NBA-Team Philadelphia 76ers und zwei indonesischen Basketballklubs und möchte jetzt Inter wieder "zu einer globalen Marke machen". Das Ziel heißt Top Ten Europas - und dafür soll der Sportfanatiker bereit sein, sehr tief in die Tasche zu greifen.

Thohir will viele Anteile - Moratti zögert

Dass die Verhandlungen laufen, ist kein Geheimnis, über die genauen Inhalte ist jedoch wenig bekannt und wird in der italienischen Presse heftig spekuliert. Bis zu 300 Millionen Euro soll Thohir in den Klub investieren und damit einen Großteil der Anteile übernehmen wollen. Manche Quellen sprechen zusätzlich von der Tilgung der Verbindlichkeiten Inters.

Dafür will der Geschäftsmann natürlich eine dementsprechende Position, am liebsten die des Präsidenten. "Ich will Inter an die Weltspitze führen. Ob man wenige oder viele Anteile besitzt, ist entscheidend. Wir werden sehen, ob wir uns einigen können."

Genau deswegen zögert allerdings Moratti. Für den jetzigen Eigentümer ist Inter eine Herzensangelegenheit, er soll seit seiner Übernahme 1995 über eine Milliarde Euro in Verein und Spieler investiert und angeblich den Plan gefasst haben, sich erst in ein paar Jahren zurückzuziehen.

Läuft alles "in die richtige Richtung"

Davor muss der Deal aber erst einmal zustande kommen. "Ich weiß nicht, wann und ob das Geschäft abgeschlossen wird", sagte Thohir nach den letzten Verhandlungen in Italien gegenüber der indonesischen Zeitung "Republika". Es müssten noch einige Dinge mit Inter besprochen werden, jedoch laufe alles "in die richtige Richtung".

Bleibt für alle Beteiligten zu hoffen, dass es auch sportlich für den Klub bald wieder in die richtige Richtung geht. Der Trend der letzten Jahre zeigt nämlich deutlich: Der Champions-League-Sieger von 2010 droht im Mittelmaß und Niemandsland der Serie A zu versinken. Doch vielleicht ist in dieser schwierigen Zeit ein radikaler Umbruch genau das Richtige. Und Inter redet bald schon wieder ein Wörtchen mit, in den Top Ten Europas.

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