Als ungeschliffener Rohdiamant kam Sven Bender im Sommer 2009 zu Borussia Dortmund. Ein Jahr später hat er bereits 19 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel und gilt mit 21 Jahren als designierter Nachfolger von Sebastian Kehl im defensiven Mittelfeld. Mit SPOX sprach Bender über die ständigen Vergleiche, die Arbeit mit Jürgen Klopp und Dortmund als gutes Pflaster für junge Spieler.
SPOX: Sven Bender, im Umfeld des BVB wurden Sie zuletzt oft als Nachfolger von Sebastian Kehl tituliert. Wie gehen Sie mit dieser Erwartungshaltung um?
Sven Bender: Wenn man sieht, was Sebastian schon alles in seiner Karriere geleistet hat, liegt einem da schon ein wenig Druck auf den Schultern. Aber es ist natürlich mein Ziel, Ähnliches zu erreichen und es muss mein Ansporn sein, von ihm zu lernen und den nächsten Schritt zu machen.
SPOX: Für Sie ist Kehl folglich ein Vorbild?
Bender: Es ist enorm wichtig für mich zu sehen, wie er vorne weg marschiert, wie er das Team leitet und sich auf dem Platz bewegt. Er hat eine unheimliche Präsenz auf dem Feld, das ist für mich als junger Spieler wichtig und ich kann mir bei ihm einige Dinge abgucken. Ich merke, dass es mir sehr hilft, ihn zu beobachten.
SPOX: Trotzdem stehen Sie im unmittelbaren Konkurrenzkampf um die Plätze im Mittelfeld. Wie gehen Sie damit um?
Bender: Er ist unser Kapitän und eine enorme Führungspersönlichkeit, sowohl auf aber auch abseits des Platzes. Ich bin einfach stolz, für Dortmund spielen zu dürfen und von ihm zu lernen. Dennoch brauche ich mich nicht zu verstecken, denn ich weiß, was ich selber kann. Die letzte Saison hat mir gezeigt, dass ich in der Bundesliga und beim BVB definitiv mithalten kann.
SPOX: Haben Sie eine Erklärung dafür, dass Sie sich so schnell beim BVB integrieren und positionieren konnten?
Bender: Es war schon überraschend, das habe ich so in der Form nicht erwartet. Man hofft als Spieler natürlich immer, dass man auf seine Einsätze kommt. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass ich so viele Spiele von Beginn an und über die volle Distanz machen werde. Hoffentlich kommen noch einige dazu.
SPOX: Sie sind allerdings kein Einzelfall, viele junge Spieler konnten sich zuletzt in den Vordergrund spielen. Wie erklären Sie sich das?
Bender: Ich denke einfach, dass junge Spieler sehr hungrig sind. Man darf aber nicht vergessen, dass die jungen Spieler, die oft noch enorm unerfahren sind, gerade diese erfahrenen Leader brauchen. Denn nur im Verbund mit Spielern wie Sebastian Kehl können wir erfolgreichen Fußball spielen und zu einer Einheit werden.
SPOX: Und wie arbeitet speziell Jürgen Klopp mit jungen Spielern?
Bender: Der Trainer redet sehr viel mit uns, gibt uns wichtige Tipps und hilft uns damit sehr. Wir können jede Woche im Training und in den Spielen viel dazulernen, denn er zeigt uns unsere Fehler klar auf. Diesen Ehrgeiz vermittelt er uns immer wieder. Dortmund ist ein gutes Pflaster für junge Spieler. Man wird schnell aufgenommen und man bekommt die Ruhe und die Zeit, die man braucht, um sich vernünftig entwickeln und entfalten zu können.
SPOX: Differenziert der Trainer zwischen erfahrenen und unerfahrenen Spielern, oder wird er auch gegenüber der jungen Garde mal lauter?
Bender: Das kommt ganz auf die Situation an, ob er laut wird, oder nicht. Es gehört im Fußball auch dazu, dass der Trainer mal lauter wird und kritisiert. Damit können wir alle umgehen. Bei uns wird jeder Spieler gleich behandelt und so muss es auch sein.
SPOX: Und wie lautet insgesamt Ihr Resümee der Vorbereitung? Dortmund geht ungeschlagen in die Saison.
Bender: Sie sagen es, wir sind ungeschlagen. Diese Testspiele sind zwar eher dafür da, um sich einzuspielen und das System zu perfektionieren, aber dennoch stärkt es natürlich das Selbstbewusstsein, wenn man diese Spiele dann auch gewinnt. Gerade aus so einem Spiel wie gegen Bielefeld, wo wir nicht gut gespielt, aber dennoch mit zwei zu null gewonnen haben, kann man auch positive Schlüsse ziehen. Auch solche Spiele bringen uns einen Schritt weiter. Dennoch können wir noch viel mehr und wir werden versuchen, dass in Zukunft auch zu zeigen. Ich denke, wir gehen gut gerüstet in die Saison.
SPOX: Haben Sie denn schon einen Blick auf die Landkarte geworfen, um Ihren Gegner in der Europa League, Qarabag Agdam, zu finden?
Bender: (lacht)Keine Ahnung, wo das liegt. Wie weit ist das denn Weg?
SPOX: Über 3000 Kilometer.
Bender: Doch so weit! Freuen wir uns einfach auf diesen schönen Trip.
SPOX: Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Bender: Alle Mannschaften, die in der Qualifikationsrunde sind, haben es verdient. Die können auf jeden Fall auch Fußball spielen, von daher wird das keine leichte Aufgabe. Wir müssen da alles geben, um in die Gruppenphase einzuziehen. Aber ich bin mir sicher, dass wir das Optimale heraus holen und unser Ziel erreichen werden.
SPOX: Sie wurden zum ersten Mal für die U 21 Nationalmannschaft nominiert. Schielen Sie trotzdem schon auf den A-Kader und somit auf die Europameisterschaft 2012?
Bender: Nein, für mich zählt jetzt erstmal meine weitere Entwicklung beim BVB. Ich weiß, dass es in letzter Zeit ganz gut für mich gelaufen ist und ich versuche, das natürlich auch zu bestätigen. Aber ich weiß auch, dass ich noch einen schweren Weg vor mir habe und auch mal andere Zeiten kommen können. Deswegen konzentriere ich mich momentan auf den BVB und freue mich aber auch auf die U 21.
SPOX: Da treffen Sie dann auch auf Ihren Bruder...
Bender: ...man munkelt, dass wir uns sogar ein Zimmer teilen werden. Wenn die wüssten, was sie sich da eingebrockt haben. (lacht)
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