Der FC Bayern München hat beim FC Schalke 04 den fünften Bundesliga-Sieg in Folge eingefahren und mit dem achten Pflichtspiel zu Null in Folge einen neuen Vereinsrekord aufgestellt. Nationalspieler Thomas Müller sprach nach dem 2:0-Sieg über die beeindruckende Serie des Rekordmeisters, die Trainingsarbeit unter Jupp Heynckes und die Anfeindungen gegen Manuel Neuer.
Frage: Herr Müller, wie wohl fühlen Sie sich eigentlich als Mittelstürmer?
Müller: Ich glaube, ich habe erst zum zweiten Mal auf dieser Position gespielt. Letzte Saison gegen St. Pauli durfte ich dort mal ran. Ich hatte damals sogar ein paar Torchancen, habe aber leider nicht getroffen.
Frage: Von Papadopoulos wurden Sie diesmal quasi zum Toreschießen eingeladen. Waren Sie überrascht, wie einfach es war?
Müller: Überrascht nicht, weil ich auf den Ball fokussiert war. Im Endeffekt muss man sagen, dass es schon ziemlich glücklich war. Ich habe ihn natürlich reingemacht, so wie es sich gehört, aber es war nicht sonderlich schwer. Aber auch so ein Glückstor nehme ich gerne mal mit.
Frage: Macht es Ihnen in vorderster Spitze vielleicht sogar mehr Spaß als auf der Außenposition?
Müller: Um das beurteilen zu können, müsste ich die Position noch öfter spielen. Momentan kann ich das gar nicht einschätzen. Gegen Schalke war es ganz gut. Man ist ja im Strafraum ständig im Mittelpunkt, immer da wo es brennt, das war ganz interessant.
Frage: Im Brennpunkt stand auch Manuel Neuer, der von den Schalker Fans gnadenlos ausgepfiffen wurde. Was halten Sie davon?
Müller: Das war ja irgendwo zu erwarten. Natürlich sind die Schalker Fans ein bisschen traurig, dass er gegangen ist und Trauer ist ja manchmal nicht so leicht auszudrücken. Von daher war dann wohl mehr Wut dabei. Manuel hat sich aber im Vorfeld schon gut darauf eingestellt.
Frage: Es war mittlerweile der fünfte Bundesligasieg in Folge zu Null. Wie viel Respekt flößt diese Serie den kommenden Gegnern ein?
Müller: Ich glaube schon, dass unsere Gegner im Moment gehörigen Respekt vor uns haben - sollten sie zumindest, wenn man sich die Serie anschaut. Aber es ist immer so, dass im Fußball jederzeit alles passieren kann. Von daher muss man in jedem Spiel wieder richtig ackern. Ich denke schon, dass unser Erfolg beim Gegner Eindruck macht, aber dafür können wir uns noch nichts kaufen.
Frage: Wie empfinden Sie momentan diesen beeindruckenden Lauf?
Müller: Es fühlt sich einfach gut an. Wir lassen den Ball gut laufen und hinten stehen wir beängstigend gut. Es macht großen Spaß zurzeit. Wenn man mal so eine Zu-Null-Serie hat, dann will man sie auch behalten.
Frage: Wie lange soll denn der Höhenflug noch andauern?
Müller: Dem Erfolg sind keine Grenzen gesetzt, aber jedes Spiel fängt wieder bei Null an. Es ist uns klar, dass wir hart arbeiten müssen und das tun wir im Moment sehr erfolgreich. Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn es noch ein bisschen so weiter geht.
Frage: Sie sind anscheinend auch locker in der Lage, den Ausfall von Top-Torjäger Mario Gomez zu kompensieren.
Müller: Wir haben auch letzte Saison gezeigt, dass wir in der Lage sind, mit Ausfällen klarzukommen. Es ist einfach so, dass wir alle füreinander ackern. So wie zum Beispiel in der ersten Saison unter van Gaal, als wir auch neun Siege in Serie hatten und in der Champions League sehr weit gekommen sind, weil wir unheimlich gekämpft haben. Dieses Gefühl ist jetzt auch wieder da. Wir sind ein Team und Jupp Heynckes schafft es einfach, an uns ran zu kommen. Wir ackern von der ersten bis zur letzten Minute und fußballerisch ist es auch ganz ansprechend.
Frage: Welchen Anteil hat Jupp Heynckes am derzeitigen Erfolg?
Müller: Er hat eine gute Ansprache und sagt uns klar, was zu tun ist. Wir haben schon im Trainingslager und in den ersten Trainingswochen sehr viel für das Defensivverhalten getan. Im Training haben wir bestimmte Dinge ständig wiederholt. Jetzt in den englischen Wochen können wir zwar nicht mehr so viel trainieren, aber der Mechanismus ist schon ein bisschen drin. In der Defensive passt es einfach und wir können es auch in die Offensive umsetzen.
Frage: Mit welchen Mitteln verfolgt der Trainer seine Vorstellungen?
Müller: Ich weiß nicht, ob er ein besonderes rhetorisches Mittel hat, aber er bringt einfach seine Vorstellungen gut rüber und scheinbar nimmt es die Mannschaft gut auf, was er uns erzählt. Der Trainer verteilt auch mal Streicheleinheiten, manchmal haut er auch drauf.
Frage: Ist das aktuell für Sie persönlich die schönste Phase Ihrer Zeit beim FC Bayern?
Müller: Das Ende meiner ersten Profi-Saison hat mir mehr Spaß gemacht, weil wir da um Titel gespielt haben. Wenn es diese Saison so weiterläuft, könnte es auch eine sehr interessante Phase werden.
Thomas Müller im Steckbrief