Der Iran steht vor dem zweiten Gruppenspiel und dem vermeintlich schwersten Gegner aus Argentinien (Sa., 17:45 Uhr im LIVE-TICKER). Dennoch trotzt man in der Gruppe F mit Optimismus, selbst nach dem Auftakt gegen Nigeria. Der Staatspräsident verspricht trotzt knapper Kassen eine Achtelfinal-Prämie.
Der Vorfall war skurril. Wenige Tage vor Beginn der WM-Mission des Irans klagten Teammitglieder und Verantwortliche über die Qualität der Trikotsätze des Ausrüsters der iranischen Nationalmannschaft. Die Jerseys sollen beim Waschen um bis zu zwei Größen eingelaufen sein. Es stellte sich heraus: Einige der Trainingsartikel waren Plagiate.
Andersherum verhält es sich mit der Auslosung. Nicht wenige Experten glauben: Diese Gruppe F ist für den Iran zwei Nummern zu groß. Bei der vierten WM-Teilnahme nach 1978, 1998 und 2006 warten auf die Auswahl aus der Islamischen Republik die Argentinier um Superstar Lionel Messi, der ambitionierte Neuling Bosnien-Herzegowina und die Super Eagles aus Nigeria.
"Können einige Überraschungen schaffen"
Der Iran gilt als krasser Außenseiter - doch noch vor dem ersten Gruppenspiel am Montag gegen Nigeria versprühte man im Lager des "Team Melli" eine gesunde Portion Optimismus. "Wir treten nicht an und erwarten, dass wir das Turnier gewinnen", so Ashkan Dejagah, "aber wir denken, dass wir einige Überraschungen schaffen können."
Dejagah gilt im System von Nationaltrainer Carlos Queiroz trotz des Abstiegs mit dem FC Fulham als einer der Schlüsselspieler. Dabei durchlief der frühere Herthaner sämtliche deutsche Juniorennationalmannschaften und entschied sich erst im Februar 2012 für den Iran - auf Initiative von Queiroz, der die Perser im Jahr zuvor übernommen hatte.
Der Portugiese, der vorher als Nationaltrainer Südafrikas und Portugals sowie bei Real Madrid und Manchester United unter Sir Alex Ferguson gewirkt hatte, baute den Kader der Iraner erfolgreich um, bootete einige alte Platzhirsche aus und schaffte mit einer runderneuerten Elf um Dejagah, Torhüter Daniel Davari und Angreifer Reza Ghoochannejhad souverän die WM-Qualifikation.
Davari freut sich auf "richtig harte Spiele"
Die Mannschaft folgt dem 61-Jährigen bedingungslos. "Queiroz vermittelt immer eine positive Stimmung. Ich habe in Deutschland viele Trainer kennen gelernt und viele Dinge erlebt, doch ich habe enorm von der Erfahrung Queiroz' profitiert", so Davari. Der Noch-Braunschweiger, der nach der WM nach Zürich wechseln wird, glaubte vor dem Auftakt in Curitiba wie Teamkollege Dejagah an die mögliche Überraschung.
"Wenn wir das erste Spiel gegen Nigeria positiv für uns gestalten, haben wir gute Möglichkeiten, weiterzukommen", so der 26-jährige Schlussmann, der wohl aufgrund einiger Patzer in den Tests gegen Guinea (1:2) und Angola (1:1) gegen die Afrikaner nicht von Beginn an zwischen den Pfosten stehen durfte. "Ich bin froh, dass es drei richtig harte Spiele werden", gab er sich dennoch angriffslustig. Letztlich wurde es ein torloses Unentschieden und damit eine erheblich erschwerte Aufgabe.
Rohani verspricht Erfolgsprämie
Unterstützung für die extrem schwere Mission der Iraner gab es vergangene Woche von höchster politischer Stelle. Staatspräsident Hassan Rohani äußerte sich zum WM-Start und stellte der Queiroz-Elf in Aussicht: "Wenn ihr uns mit eurem Weiterkommen gute Nachrichten beschert, dann tun wir das für euch auch."
Rohani rief eine Prämie in nichtgenannter Höhe für das Erreichen des Achtelfinals aus. Trotz massiver wirtschaftlicher Probleme wolle er "dafür sorgen, dass wir das Geld schon irgendwie zusammenbekommen". Doch auch ohne monetäre Anreize ist das Team heiß, dass es endlich losgeht.
"Fußball beruht auf unrealistischen Träumen"
"Kann sein, dass es ein unrealistischer Traum ist, aber Fußball beruht auf unrealistischen Träumen", so Queiroz über ein mögliches Weiterkommen. Bedingung dafür waren aber in jedem Fall drei Punkte zum Auftakt, um dann gegen die Bosnier oder gar Argentinien eine Überraschung zu landen. Das dies verpasst wurde, war ein harter Schlag für die Iraner.
"Hört mir doch auf mit Argentinien. Ich bin jetzt einfach nur sehr, sehr müde", hatte der portugiesische Trainer nach dem Unentschieden gegen Nigeria niedergeschlagen erklärt. Denn auch er weiß, trotz allem Optimismus: Nun wird es richtig schwer.
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