Es war eine der überraschendsten Personalien des Sommers: Nobody Toni Tapalovic trainiert zukünftig die Torhüter des FC Bayern - und soll Manuel Neuer noch besser machen. Aber wer ist dieser erst 30-jährige Tapalovic, der in der Bundesliga nur Ersatz und noch nie als Torwarttrainer tätig war?
Jupp Heynckes erklärte gegenüber SPOX, warum Tapalovic den Zuschlag erhielt: "Ich habe Rücksprache mit Manuel Neuer gehalten. Ich möchte natürlich, dass ein Torhüter seiner Klasse mit seiner Persönlichkeit eigene Argumente bezüglich des Torwarttrainers vorbringt. Wenn Manuel zu mir sagt, er muss sich in einigen Bereichen noch verbessern und das kann er nur mit Toni Tapalovic, dann finde ich das richtig klasse", sagte der Bayern-Trainer.
"Ich habe dann mit Toni Tapalovic bei mir zuhause ein langes Gespräch geführt, indem er mir sein Konzept vorgestellt hat. Ich habe mir auch weitere Referenzen eingeholt und ich war sehr angetan."
spoxAber wie genau hat Tapalovic die Bayern überzeugt? Sevilla-Star Ivan Rakitic kennt Tapalovic wie auch Neuer aus den gemeinsamen Jahren auf Schalke sehr gut und ist mit beiden nach wie vor eng befreundet. Im Interview stellt er Tapalovic vor - und erzählt von einem grandiosen Tennis-Match.
SPOX: Jeder war verwundert darüber, dass der FC Bayern seiner neuen Nummer eins Manuel Neuer mit Toni Tapalovic einen Torwarttrainer zur Seite stellt, der erst 30 Jahre alt und ohne Erfahrung ist. Waren Sie ebenfalls erstaunt? Oder waren Sie als enger Freund von Tapalovic und Neuer informiert?
Ivan Rakitic: Nein, nein, ich war auch sehr überrascht. Ich wusste nicht einmal, dass sich Toni auf die Stelle beworben hatte. Ich habe davon erst ein paar Stunden bevor es an die Öffentlichkeit ging erfahren.
SPOX: Aber kann das gut gehen? Tapalovic war zuvor noch nie als Torwarttrainer tätig.
Rakitic: So überraschend das alles gekommen ist: Die Bayern können sich über einen richtig guten Deal freuen. Ich traue Toni die Aufgabe zu hundert Prozent zu - und Manu wird davon profitieren, dass er jemanden als Trainer bekommt, dem er vertraut und mit dem er seit Jahren befreundet ist.
SPOX: Ein Freund ist jedoch selten der beste Ratgeber.
Rakitic: Bei den beiden passt es aber. Toni musste in seiner Karriere etliche Rückschläge hinnehmen, gab dennoch immer Vollgas und kam zurück. Er ist extrem gut darin, sich zu pushen. Und diese Denke überträgt er auf die Mitmenschen. So gut sie auch miteinander befreundet sind: Toni wird Manu nichts verzeihen und immer weiter pushen, wenn es mal nicht so laufen sollte. Daher ist die Besetzung optimal.
SPOX: Wie entstand die Freundschaft zwischen Neuer und Tapalovic?
Rakitic: Das hatte sich sehr früh abgezeichnet. Bereits als Manu nur ein Jugend-Torwart war, haben Sie gemeinsam freiwillige Zusatzschichten eingelegt und sich gegenseitig geholfen. Alleine schon wegen des Alters war Toni der, der mehr gecoacht und Manu gefordert hat. Schon damals fiel mir auf, dass Toni nicht ständig Manu gelobt, sondern auch kritische Worte gefunden hat.
SPOX: Was für ein Mensch ist Tapalovic?
Rakitic: Sehr ruhig und zurückhaltend. Wer ihn nicht kennt, hat anfangs Schwierigkeiten, ihn richtig einzuschätzen. Aber dann merkt man schnell, was für ein netter Typ er ist und dass man sich voll auf ihn verlassen kann. Als ich neu auf Schalke war, hat er mich vom ersten Tag an unterstützt und stand mir bei allen Problemen zur Seite.
SPOX: Auf dem Tennisplatz soll er aber nicht ganz so ruhig sein.
Rakitic: Das stimmt. Ich habe mir mit Toni etliche Tennis-Schlachten geliefert. Einmal hatten wir ein Match, das über fast vier Stunden ging. John Isner und Nicolas Mahut waren nichts dagegen. (lacht) Toni will immer gewinnen und ist unglaublich verbissen. Ich werde auf jeden Fall bei nächster Gelegenheit nach München fliegen und Toni zu einer Neuauflage herausfordern.
Rakitic: "Selbst Casillas kommt nicht an Neuer heran"
SPOX: Woran lag es, dass Tapalovic trotz aller Verbissenheit der Bundesliga-Durchbruch verwehrt blieb? Fehlte das Talent?
Rakitic: Es war eine Mischung aus mehreren Faktoren. Vor allem die vielen Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. Ich persönlich fand ihn als Torwart immer sehr gut. Es kam nicht von ungefähr, dass in Kroatien noch vor einigen Jahren darüber diskutiert wurde, ob der Verband Toni nicht eine Chance in der A-Nationalmannschaft geben sollte. Aber leider sollte es nicht sein.
SPOX: Zuletzt erlitt er bei Mainz II einen Kreuzbandriss und fiel einen Großteil der vergangenen Saison aus. Reifte in der Zeit der Gedanke, die aktive Karriere mit 30 zu beenden?
Rakitic: Toni hat sich schon länger damit beschäftigt, als Torwarttrainer zu arbeiten. Er hat sich schon immer sehr für das Theoretische interessiert und sich zum Beispiel auf Schalke sehr viel mit den Jugendtorhütern beschäftigt und ihnen Tipps gegeben.
SPOX: Stimmt es, dass Schalke ihn als Nachfolger für Lothar Matuschak in Betracht gezogen hat? Matuschak entdeckte Neuer, Ralf Fährmann oder Christian Wetklo.
Rakitic: Das ist eine Bestätigung für Tonis Kompetenz und seine gute Arbeit. Er hat sich die Variante sicherlich überlegt, zurück in seine Heimat zu ziehen und näher bei seiner Familie zu sein. Aber eine Möglichkeit wie den FC Bayern darf man sich nicht entgehen lassen.
SPOX: In den letzten zwei, drei Jahren haben bei den Bayern vor allem die Torhüter darunter gelitten, dass es keine Kontinuität gab und ehemalige Größen wie Oliver Kahn oder Sepp Maier sich kritisch zu Wort meldeten. Wie werden Neuer und Tapalovic damit umgehen?
Rakitic: Es wird sicherlich Rückschläge geben, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis Manu zum Welttorhüter gewählt wird - und Toni seinen Anteil daran hat. Damit sollten alle Diskussionen beendet sein.
SPOX: Die Torwart-Diskussionen haben sich von den Bayern zu Schalke verfrachtet. Ralf Fährmann, ebenfalls ein alter Bekannter von Ihnen, ist umstritten. Trauen Sie ihm Neuers Nachfolge zu?
Rakitic: Nicht böse gemeint, aber die Frage an sich ist schon unfair. Manu ist der weltbeste Torwart, entsprechend tut man Ralf keinen Gefallen damit, wenn man von Neuers Nachfolge oder Thronfolger spricht.
SPOX: Anders gefragt: Bringt Fährmann die Anlagen mit, um Schalkes Nummer eins zu sein?
Rakitic: Vom Talent her bestehen keine Zweifel. Und auch mental bin ich mir sicher, dass Ralf den Druck durchsteht. In Frankfurt ist er abgestiegen, aber diese Phase könnte sehr wertvoll sein, weil er jetzt weiß, wie es läuft. Ich bin überzeugt davon, dass Ralf die richtige Nummer eins ist.
Ivan Rakitic im Steckbrief